Der völlig falsche Weg
Einige Haushalte in Lauingen haben am vergangenen Wochenende ungefragt Post erhalten: Auf Flugblättern wetterten die anonymen Verfasser gegen die geltenden Corona-Maßnahmen. Sie unterstellten, überspitzten und schreckten noch nicht einmal davor zurück, die Unwahrheit zu verbreiten. Diese Vorgehensweise ist nicht nur feige, sondern auch gefährlich. Und der völlig falsche Weg.
Feige, weil sich die Verfasser hinter der Anonymität verstecken. Damit verstoßen sie nicht nur gegen das Pressegesetz, sie gehen auch jeglicher Konfrontation aus dem Weg. In Deutschland muss sich niemand für seine Meinung verstecken. Das Recht auf freie Meinungsäußerung ist eines unserer höchsten Güter. Wer frei sagt, was er denkt, muss aber auch eine Diskussion zulassen. Nur so funktioniert Demokratie.
Gefährlich wird es, wenn die Verfasser Falsches behaupten, Fakten weglassen und mit einer unzureichenden Quellenangabe, wie sie auf den Flyern zu finden ist, implizieren, dass das Gesagte stimmt (Quelle 13 ist im Übrigen „Gesunder Menschenverstand“. Mehr muss dazu nicht gesagt werden.). Sie suggerieren wissenschaftliche Genauigkeit. Wer sich die Mühe macht und den zumeist seriösen Quellen nachgeht, stellt oft fest, dass durch Weglassungen Tatsachen falsch dargestellt werden. Zur Aufklärung der Bevölkerung trägt ein solcher Flyer jedenfalls nicht bei. Dafür gibt es Wissenschaftler und Journalisten, die täglich damit beschäftigt sind, die Wahrheit herauszufinden.
Kritik an den Maßnahmen der Bundesregierung zur Eindämmung der Pandemie ist selbstverständlich erlaubt. Und in Teilen ist sie sicher berechtigt. Und dass die Maßnahmen nach neun Monaten des Ausnahmezustands nerven, muss niemandem gesagt werden. Doch gerade die, die sich an den Maßnahmen am meisten stören, sollten sie einhalten. Denn je ernster wir die Lage nehmen, desto eher können wir zu einem halbwegs normalen Leben zurückkehren. Ein anonymer Flyer, der dazu auch noch dazu aufruft, sich mit anderen über die Plattform Telegram zu vernetzen, auf der Verschwörungstheoretiker wie Attila Hildmann ihre Ideologien ungefiltert verbreiten, ist jedoch der völlig falsche Weg. Dafür gibt es Demonstrationen, Leserbriefe oder den Kontakt zu Abgeordneten.