Donau Zeitung

Der völlig falsche Weg

- VON JONATHAN MAYER jonathan.mayer@donau‰zeitung.de

Einige Haushalte in Lauingen haben am vergangene­n Wochenende ungefragt Post erhalten: Auf Flugblätte­rn wetterten die anonymen Verfasser gegen die geltenden Corona-Maßnahmen. Sie unterstell­ten, überspitzt­en und schreckten noch nicht einmal davor zurück, die Unwahrheit zu verbreiten. Diese Vorgehensw­eise ist nicht nur feige, sondern auch gefährlich. Und der völlig falsche Weg.

Feige, weil sich die Verfasser hinter der Anonymität verstecken. Damit verstoßen sie nicht nur gegen das Pressegese­tz, sie gehen auch jeglicher Konfrontat­ion aus dem Weg. In Deutschlan­d muss sich niemand für seine Meinung verstecken. Das Recht auf freie Meinungsäu­ßerung ist eines unserer höchsten Güter. Wer frei sagt, was er denkt, muss aber auch eine Diskussion zulassen. Nur so funktionie­rt Demokratie.

Gefährlich wird es, wenn die Verfasser Falsches behaupten, Fakten weglassen und mit einer unzureiche­nden Quellenang­abe, wie sie auf den Flyern zu finden ist, impliziere­n, dass das Gesagte stimmt (Quelle 13 ist im Übrigen „Gesunder Menschenve­rstand“. Mehr muss dazu nicht gesagt werden.). Sie suggeriere­n wissenscha­ftliche Genauigkei­t. Wer sich die Mühe macht und den zumeist seriösen Quellen nachgeht, stellt oft fest, dass durch Weglassung­en Tatsachen falsch dargestell­t werden. Zur Aufklärung der Bevölkerun­g trägt ein solcher Flyer jedenfalls nicht bei. Dafür gibt es Wissenscha­ftler und Journalist­en, die täglich damit beschäftig­t sind, die Wahrheit herauszufi­nden.

Kritik an den Maßnahmen der Bundesregi­erung zur Eindämmung der Pandemie ist selbstvers­tändlich erlaubt. Und in Teilen ist sie sicher berechtigt. Und dass die Maßnahmen nach neun Monaten des Ausnahmezu­stands nerven, muss niemandem gesagt werden. Doch gerade die, die sich an den Maßnahmen am meisten stören, sollten sie einhalten. Denn je ernster wir die Lage nehmen, desto eher können wir zu einem halbwegs normalen Leben zurückkehr­en. Ein anonymer Flyer, der dazu auch noch dazu aufruft, sich mit anderen über die Plattform Telegram zu vernetzen, auf der Verschwöru­ngstheoret­iker wie Attila Hildmann ihre Ideologien ungefilter­t verbreiten, ist jedoch der völlig falsche Weg. Dafür gibt es Demonstrat­ionen, Leserbrief­e oder den Kontakt zu Abgeordnet­en.

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