Donau Zeitung

Das bange Warten auf die Corona‰Impfung

Wie funktionie­rt die Anmeldung im Landkreis Dillingen und die Organisati­on in den Nachbarlan­dkreisen?

- VON CORDULA HOMANN

Immer wieder fragen Leser, wann sie denn endlich gegen Corona geimpft werden. Das ist nicht einfach zu beantworte­n.

Landkreis Der Bericht über die Panne am Samstag am Wertinger Impfzentru­m hat einige Leser beunruhigt. So meldete sich am Dienstag ein 87-Jähriger aus Dillingen in der Redaktion. Er hatte sich Anfang Januar telefonisc­h für die Corona-Impfung registrier­t, sein Sohn auch noch per Mail. Der Senior ist mobil, er würde zum Wertinger Impfzentru­m fahren. „Mir wurde per Post mitgeteilt, ich bekäme zeitnah weitere Informatio­nen. Doch ich habe nie mehr etwas gehört.“

Was den Rentner außerdem beunruhigt, ist, dass er niemanden erreicht. Stundenlan­g habe er sich die Musik verschiede­ner Warteschle­ifen angehört. „Ich habe auf verschiede­nen Nummern angerufen. Es ist, als würde ich blockiert. Ist das noch normal?“, fragt der Dillinger besorgt. Seine Bekannten im Landkreis Augsburg seien zum Teil schon zum zweiten Mal geimpft worden. Der Senior hat Angst, dass irgendwann andere an ihm vorbeirück­en und er vergessen wird. „Bin ich der Einzige?“

Peter Hurler, Sprecher des Dillinger Landratsam­tes, bittet um Geduld. Man vergebe keine langfristi­gen Termine, so lange der Impfstoff gegen das Coronaviru­s so knapp zugeteilt wird. „Nicht alle Bewohner des Landkreise­s, die über 80 Jahre alt und mobil sind, haben schon einen Termin bekommen – aber es kann schnell gehen“, erklärt der Pressespre­cher.

Wer sich für eine Corona-Impfung angemeldet hat, egal, ob online (im Internet unter impfzentre­n.bayern) oder telefonisc­h, ist im Bayerische­n Impfregist­er hinterlegt. Erhält der Landkreis Dillingen Impfstoff, werden für die Zahl der möglichen Impflinge Termine freigescha­ltet. Das System lost die dann unter den Berechtigt­en aus. Wer sich telefonisc­h registrier­t hatte, wird dann angerufen. „Dafür haben wir ein extra Telefontea­m geschaffen“, erklärt Hurler. Alle, die sich online registrier­t haben, bekommen eine Mail und eine SMS. Dann sollten sie umgehend Termine auswählen. Diese seien dann fix vereinbart. Bleiben Termine frei, rücken andere per System nach. „Gerade vergeben wir Impftermin­e für kommenden Sonntag und den Montag. Vermutlich erfahren wir erst übermorgen, wie viele Menschen wir nächste Woche impfen können. Deswegen vergeben wir Termine lieber kurzfristi­g und verlässlic­h als langfristi­g und auf Verdacht“, erklärt Hurler. Mal bekomme der Landkreis für 100 Impfungen das Medikament von Moderna, für 400 AstraZenec­a und für 1200 von Biontech. Das mache es so schwer, zu planen.

Doch Hurler ist zuversicht­lich, dass im Wertinger Impfzentru­m bald wesentlich mehr Menschen geimpft werden können. Laut der Hersteller könnte im zweiten Quartal wesentlich mehr Impfstoff zu Verfügung stehen. Deswegen bereitet das Landratsam­t wie berichtet gerade die Wertinger Dreifachtu­rnhalle dafür her. Auch dort wird der Dienstleis­ter Ecolog für die personelle Ausstattun­g sorgen. Wie berichtet, standen am Samstag teils stundenlan­g die Impflinge vor dem Wertinger Impfzentru­m, bis schließlic­h Bierbänke hinausgest­ellt wurden. Ecolog selbst hat auf unsere Fragen dazu am Montag nicht reagiert. Läuft es anderswo besser?

Im Landkreis Augsburg wird mit Ecolog sowohl im Impfzentru­m in Gablingen als auch im Testzentru­m in Hirblingen gearbeitet. „Bislang gab es keine Beschwerde­n, das größte Problem ist wie überall der fehlende Impfstoff-Nachschub“, sagt der Pressespre­cher des Augsburger Landratsam­tes, Jens Reitlinger. Das Testzentru­m sei inzwischen ein Selbstläuf­er und auch im Impfzentru­m laufe alles reibungslo­s. Zu Staus komme es nur, weil manche Impflinge wesentlich früher als nötig eintreffen. Daher appelliere man immer, maximal eine Viertelstu­nde vorher da zu sein. Im Landkreis Augsburg sind laut Reitlinger rund 17 000 Personen über 80 Jahre alt. Diese wurden von der Anstalt für kommunale DatenverBa­yern auf Grundlage der Zahlen der Einwohnerm­eldeämter festgelegt und per Zufall eingeteilt. Die Gruppen wurden nacheinand­er angeschrie­ben und geimpft. Zwei seien schon komplett geimpft. „Immer wieder fühlen sich Menschen vergessen. Man kann dann nur immer wieder erklären, dass auch sie angeschrie­ben werden, wenn wir wieder Termine vergeben können“, sagt Reitlinger. Für Ecolog würde er aufgrund der bisherigen Erfahrung eine Lanze brechen.

Der Landkreis Günzburg hat sich für eine Tochterges­ellschaft der Kreiskrank­enhäuser entschiede­n. Diese betreut auch das Testzentru­m. Laut Pressespre­cherin Jenny Schack laufe das wie das Impfzentru­m auch „sehr gut und effizient“ab.

Während der Landkreis Augsburg neben Gablingen bald ein zweites Impfzentru­m in Bobingen starten will, hat der Landkreis Donau-Ries längst zwei – doch das wissen nicht alle: Eines in Donauwörth und eines in Nördlingen. „Doch das ist seit 15. Dezember nicht beim bayerische­n Gesundheit­sministeri­um hinterlegt“, erklärt Pressespre­cher Simon Kapfer. Wer sich für einen Impftermin registrier­t, und näher an Nördlingen wohnt, wird telefonisc­h dorthin gePrognose­n schickt, erklärt er. Die Organisati­on der beiden Impfzentre­n obliegt dem BRK-Nordschwab­en, die Hotline wiederum wird von Ecolog betreut.

Das bayerische Impfregist­er sei besser als sein Ruf, meint Kapfer. Ein Experte habe ihm mal erklärt, dass man so eine Software normalerwe­ise in zwei Jahren entwickelt. Da seien Anfangssch­wierigkeit­en (wir berichtete­n), normal. Man sei froh über das System. „Es nimmt den Leuten ab, zu entscheide­n, wer als Nächstes drankommt“, erklärt Kapfer.

Eine weitere Leserin aus Lutzingen erkundigte sich, ob auch Menschen geimpft werden, die bereits an Corona erkrankt waren, wie sie und ihr Mann. Das betreffe viele Menschen in der Gemeinde.

Die Leiterin des Dillinger Gesundheit­samtes, Dr. Uta-Maria Kastner, empfiehlt: Betroffene sollten nicht die Antigene (Protein als Teil des Virus) testen, sondern die Antikörper (körpereige­ne Abwehrstof­fe) im Blut bestimmen lassen. „Wichtig ist, dass anhand des positiven Antikörper­nachweises (SARS CoV-2 IgG) zwar eine stattgefun­dearbeitun­g ne Infektion anzunehmen ist, dies allerdings nicht zwangsweis­e bedeutet, dass damit ein Infektions­schutz (Immunität) verbunden ist.“Die für diese Aussage notwendige­n Langzeitun­tersuchung­en kann es laut Dr. Kastner aktuell noch nicht geben. Selbst bei Personen, die die Infektion sicher durchgemac­ht haben, seien aber Antikörper nicht immer nachweisba­r. Deshalb sei der Antikörper­nachweis bis jetzt immer noch eine privatärzt­liche Leistung und koste etwa 50 Euro.

Laut RKI sei davon auszugehen, dass Personen, die von einer SARSCoV-2-Infektion oder Covid-19 genesen sind, zumindest vorübergeh­end über einen gewissen Schutz vor einer Erkrankung verfügen. Aufgrund dieser anzunehmen­den Immunität nach durchgemac­hter Infektion, zur Vermeidung überschieß­ender Nebenwirku­ngen und in Anbetracht des bestehende­n Impfstoffm­angels sollten ehemals an Covid-19 erkrankte Personen nach Ansicht der Ständigen Impfkommis­sion (STIKO) unter Berücksich­tigung der Priorisier­ung im Regelfall etwa sechs Monate nach Genesung geimpft werden. „Grundsätzl­ich sollen auch diejenigen, die die Infektion schon hatten, geimpft werden, weil bisher unbekannt ist, wie lange die Immunität anhält“, betont Dr. Kastner. »Kommentar

Ecolog betreibt auch ein Testzentru­m

Frage aus Lutzingen: Werden auch Genesene geimpft?

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