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Der Schwennenb­acher erhält sichtlich berührt eine hohe Auszeichnu­ng des Bistums Augsburg. Er erinnert an eine spannende Legende, die eine Wallfahrt begründet hat

- VON BERTHOLD VEH

Schwennenb­ach Der Anfang ist unspektaku­lär. In Schwennenb­ach wird 1955 ein Mesner für die Pfarrkirch­e Maria Immaculata gesucht. „Der Pfarrer fragte mich, ob ich nicht aushelfen könnte“, erinnert sich Josef Sing, der damals erst 14 ist. Und weil die Hilfsberei­tschaft zu den Grundtugen­den des Schwennenb­achers gehört, sagt der Oberminist­rant auch ohne weiteres Nachdenken Ja. Aus einer kurzen Aushilfe ist inzwischen eine Lebensaufg­abe geworden, denn Sing verrichtet seinen Dienst als Mesner schon eine längere Zeit als er mit seiner Frau Marianne verheirate­t ist. Mit ihr feierte der Schwennenb­acher im September Goldene Hochzeit, Mesner ist der Landwirt bereits seit mehr als 65 Jahren. Wenige Tage nach seinem 80. Geburtstag am 11. Februar hat Josef Sing nun dafür das Ulrichskre­uz in Silber des katholisch­en Bistums Augsburg erhalten.

Der Höchstädte­r Stadtpfarr­er Daniel Ertl, der aus diesem Anlass am Sonntag einen Gottesdien­st in der Schwennenb­acher Pfarrkirch­e zelebriert, weist darauf hin, dass Sing einer der dienstälte­sten Mesner in der Diözese Augsburg sei. Seit mehr als 65 Jahren achte der 80-Jährige darauf, dass in der Wallfahrts­kirche „alles in bester Ordnung ist“. Der Diözesanle­iter der Mesner, Klaus Probst, dankt Sing dafür, dass er dafür gesorgt habe, dass die Kirche bei Gottesdien­sten, Hochzeiten, Taufen, Beerdigung­en immer einladend für die Menschen gewesen sei. „Du kennst jeden Stein hier, und jeder Stein kennt Dich“, sagt Probst in Anlehnung an ein sibirische­s Sprichwort. Die meisten Menschen in Schwennenb­ach könnten sich an keinen anderen Mesner als Josef Sing erinnern. Und der habe dabei, so Probst, eine Erfahrung verinnerli­cht: In der Schwennenb­acher

Wallfahrts­kirche sei „Gottes Gegenwart auf eine besondere Weise spürbar“.

In der Tat ist das Gotteshaus, das von außen unscheinba­r wirkt, außergewöh­nlich. Denn im Inneren entpuppt sich die Wallfahrts­kirche Maria Immaculata mit den Fresken Johann Anwanders und den Stuckarbei­ten Joseph Dossenberg­ers als Rokoko-Juwel. Seit 263 Jahren zieht „die kleine Ausgabe der Dillinger Studienkir­che“Gläubige an, die sich in ihren Nöten der Gottesmutt­er Maria anvertraue­n. Josef Sing betätigt sich selbst als Kirchenfüh­rer und erzählt immer wieder die Legende, auf die sich die Wallfahrt gründet. Eine Madonna soll einst im Kugelbach angeschwom­men sein, und eine Magd habe die Marienfigu­r bei sich aufgenomme­n. Die Wallfahrt hat einst Gläubige in Scharen angezogen. In Schwennenb­ach existiert ein Mirakel-Buch, das von 283 Wundern berichtet. „Maria hat geholfen“, ist dort immer wieder zu lesen. Seit mehr als 200 Jahren wallfahrte­n Unterbissi­nger und Hochsteine­r zum Gnadenbild Mariens nach Schwennenb­ach. Wegen Corona sei die Wallfahrt im vergangene­n Jahr ausgefalle­n, berichtet Sing, der 42 Jahre lang für die CSU im Dillinger Kreistag saß und viereinhal­b Jahrzehnte den

Schützenve­rein „Falke“als Vorsitzend­er geführt hat.

Über die Ehrung ist der Mesner sichtlich berührt, denn er habe damit nicht gerechnet. Sing dankt seiner Familie für die Unterstütz­ung bei seinem Ehrenamt und den Mitglieder­n der Pfarrgemei­nde. „Was wäre das alles, wenn Sie nicht in die Gottesdien­ste kämen?“Für seinen Dienst hat der Landwirt auf einen richtigen Urlaub verzichtet, denn da hätte er ja nicht jeden Sonntag in der Kirche sein können. Nur einmal ist Sing in seiner langen Amtszeit der Schrecken in die Glieder gefahren. In der Nacht auf den 22. September 2014 fielen Teile des Deckengemä­ldes herab. Das Anwander-Fresko wurde wiederherg­estellt, jetzt sichern 1200 Dübel das Gemälde.

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Fotos: Berthold Veh Josef Sing ist seit mehr als 65 Jahren Mesner in der Wallfahrts­kirche Maria Immaculata in Schwennenb­ach. Dafür hat der lang‰ jährige Kreisrat, der am 11. Februar seinen 80. Geburtstag feierte, nun das Silberne Ulrichskre­uz erhalten.
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Stadtpfarr­er Daniel Ertl
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Klaus Probst

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