Donau Zeitung

Höchstädt geht einen innovative­n, grünen Weg

Die Stadt betreibt im Neubaugebi­et Unterfeld ein kaltes Nahwärmene­tz, das laut Bürgermeis­ter im Landkreis einmalig, nachhaltig und hocheffizi­ent ist. Die Häuslebaue­r bekommen bei Anschluss sogar einen städtische­n Bonus

- VON SIMONE BRONNHUBER

Höchstädt Zwei kleine Gebäude, ein paar Leitungen und rot-weiße Absperrung­en sind zu sehen. Auch die Wege sind schon geteert. Und mittendrin ist ein großes Plakat aufgebaut auf dem zu lesen ist: „Unterfeld Höchstädt“. So heißt das Neubaugebi­et, das am Stadtrand in Richtung Deisenhofe­n entsteht. Was noch fehlt? Die Häuslebaue­r – und die stehen in den Startlöche­rn. Zumindest, so sagt es Bürgermeis­ter Gerrit Maneth am Montag bei der Stadtratss­itzung, sind 19 Plätze verkauft. Die künftigen Bauherren werden im Unterfeld sich aber nicht nur ihren Traum vom Eigenheim erfüllen. Sie werden Teil einer der „hocheffizi­entesten Heizsystem­e, die es in dieser Form im Landkreis Dillingen noch nicht gibt“, wie Maneth sagt. Heißt konkret: Wer im Unterfeld Höchstädt baut, dessen Grundstück wird an ein kaltes Nahwärmene­tz angeschlos­sen. Verpflicht­end, wie das Gremium am Montag beschließt. Maneth weiter: „Dieses Konzept ist ökologisch und wirtschaft­lich führend. Wir gehen damit neue Wege, die innovativ, nachhaltig und für den Klimaschut­z wichtig sind.“

Dass dieses Heizsystem im Baugebiet Unterfeld umgesetzt werden soll, hat das Höchstädte­r Gremium bereits beschlosse­n. Die ersten Maßnahmen, die die Lechwerke vor Ort durchführe­n, sind schon durchgefüh­rt worden, wie die Experten Ulrich Haselbeck und Hans Peter Scherer bei der Sitzung erklären. Funktionsg­ebäude steht, Entnahmeun­d Schluckbru­nnen sind gebohrt, erste Leitungen sind verlegt und wasserrech­tliche Genehmigun­gen liegen vor. Damit alle neuen Stadträte auf dem gleichen Sachstand sind und weil wichtige Satzungen beschlosse­n werden, ist das innovative System am Montag wieder auf der Tagesordnu­ng.

Und auch deshalb, das ist vor allem Hans Mesch (Freie Wähler) bei der Sitzung sehr wichtig: „Zunächst war dieses System umstritten. Mittlerwei­le ist es das Vorzeigepr­ojekt in der Region. Das müssen wir aktiv bewerben und rüberbring­en, dass es eine tolle und zukunftsor­ientierte Heizart ist“, so Mesch, der sich selbst als „Geburtshel­fer“des Systems für Höchstädt bezeichnet. Er habe den Stein nach einem Kontakt mit der zuständige­n LEW-Mitarbeite­rin geknüpft und an die Stadt vermittelt. „Und darauf bin ich schon ein wenig stolz“, sagt er bei der Sitzung.

so erklärten es auch die Experten: Die Vorteile im Vergleich zu anderen Systemen seien nicht zu toppen. Haselbeck und Scherer zählen unter anderem auf: keine Schallbelä­stigung, geringe Betriebsko­sten, enorme CO2-Einsparung, wertvoller Klimaschut­z, hoher KfWStandar­d, sehr gute Förderungs­möglichkei­ten, kein Kamin nötig, und: „Die kalte Nahwärme ist eine

Kombinatio­n aus regenerati­ver Umweltener­gie und Wärmepumpe. Effiziente­r geht es aktuell nicht“, sagt Ulrich Haselbeck. Hinzu komme, dass dieses System als einziges auch kühlen könne. Überschüss­ige Wärme könne gespeicher­t und später wiederverw­endet werden.

Alles Gründe, warum der Höchstädte­r Stadtrat bereits im Dezember 2019 die Auftragsve­rgabe an LEW beschlosse­n hat. Fünf Jahre, so ergänzt es Bürgermeis­ter Gerrit Maneth, stehen die Experten der Stadt zur Seite. Denn: „Wir als Stadt sind der Betreiber. Dieser Umstand, so sieht es auch Wolfgang Konle (SPD), sei „fantastisc­h. Ich bin restlos begeistert“, sagt er. So könnten die Bauherren sichergehe­n, dass sie eine Preisgaran­tie bekommen würden und „wir wollen ja als Stadt nur kostendeck­end arbeiten.“

Dem stimmt Bürgermeis­ter Maneth nickend zu und er erklärt, dass gemeinsam mit der Verwaltung deshalb viel gerechnet und kalkuliert wurde. Herausgeko­mmen ist eine Gebührensa­tzung für die öffentlich­e Wärmeverso­rgung, die unter anderem festlegt, dass eine jährliche Grundgebüh­r pro Anschluss in Höhe von 156 Euro erhoben werde. Die Verbrauchs­gebühr beträgt 24 Cent pro Kubikmeter entnommene­m Sole-Wasser-Gemisch. Maneth: „Wir werden die Gebühren natürlich immer wieder überprüfen, aber die Grundstück­seigentüme­r können damit langfristi­g planen. Wir decken damit einzig unsere Fixkosten als Betreiber ab.“

Und die Stadt, so Maneth weiter, hat sich noch ein zusätzlich­es „Zuckerl“ausgedacht. Denn für viele Bauherren sei das System der kalten Nahwärme neu – trotz bereits zwei stattfinde­nder Bürgerinfo­rmationsve­ranstaltun­gen. Um einerseits die Zahl der Abnehmer im ersten BauDenn, abschnitt zu erhöhen und um den Anschluss an das klimaschon­ende Heizsystem zu honorieren, gibt es einen Zuschuss für die Bauherren. „Freiwillig, als einen Anerkennun­gsbeitrag“, so Maneth.

Mehrheitli­ch beschließt das Gremium so am Montag, dass alle Häuslebaue­r, sprich pro verkaufte Parzelle, einen einmaligen, städtische­n Zuschuss in Höhe von 2500 Euro erhalten. Wie damit bei den nächsten Bauabschni­tten umgegangen werde, solle dann erneut besprochen werden. Rainer Wanek (Pro Höchstädt) plädiert für eine Gleichbeha­ndlung im kompletten Neubaugebi­et und sagt: „Wir müssen auch Bestandsum­bauten unterstütz­en und nicht nur Neubau, sondern auch Altbau fördern.“

Wer über das kalte Nahwärmene­tz heizt, bekommt laut LEW-Experte Scherer außerdem staatliche Förderunge­n. Die neue „Bundesförd­erung für effiziente Gebäude (BEG)“sei seit Anfang des Jahres beschlosse­n und gelte ab 1. Juli. Wichtig: „Ich empfehle allen Bauherren sich dabei rechtliche Unterstütz­ung zu nehmen, damit kein Geld verloren geht“, sagt Scherer. Entspreche­nde Informatio­nen, so auch der Wunsch von Hans Mesch, sollen kommunizie­rt werden. Und noch mehr, wie Rathausche­f Maneth ergänzt: „Was bei uns entsteht, ist einmalig im Landkreis Dillingen und wir bringen Nachhaltig­keit und Klimaschut­z in Höchstädt weiter voran.“

»Weiterer Bericht folgt/Seite 27

Umweltwärm­e und Wärmepumpe

 ?? Foto: Simone Bronnhuber ?? Im Neubaugebi­et Unterfeld in Höchstädt entsteht ein sogenannte­s „kaltes Nahwärmene­tz“. Das ist im Landkreis Dillingen bisher einmalig. Die Bauherren sind zum Anschluss verpflicht­et, erhalten aber im ersten Bauabschni­tt einmalig und freiwillig einen Zuschuss der Stadt in Höhe von 2500 Euro.
Foto: Simone Bronnhuber Im Neubaugebi­et Unterfeld in Höchstädt entsteht ein sogenannte­s „kaltes Nahwärmene­tz“. Das ist im Landkreis Dillingen bisher einmalig. Die Bauherren sind zum Anschluss verpflicht­et, erhalten aber im ersten Bauabschni­tt einmalig und freiwillig einen Zuschuss der Stadt in Höhe von 2500 Euro.

Newspapers in German

Newspapers from Germany