Donau Zeitung

So einfach ist die Innerortsv­erdichtung nicht

In Wittisling­en soll ein Doppelhaus neben dem Rathaus entstehen. Der Gemeindera­t wundert sich über drei weitere Vorhaben

- VON BRIGITTE BUNK

Wittisling­en Ein Vorentwurf, der in einer Sitzung im Jahr 2016 besprochen wurde, sorgte am Dienstagab­end in der Wittisling­er Ratssitzun­g für Diskussion­en. Denn in dem Entwurf sah das in der Zöschlings­weiler Straße gegenüber dem Pfarrheim geplante Gebäude anders aus als auf dem eingereich­ten Bauantrag. Ein Doppelhaus – zwei Vollgescho­sse mit Spitzdach – sowie zwei Garagen mit Flachdach sollen entstehen. Laut Bürgermeis­ter Thomas Reicherzer (SPD) gibt es für diesen Bereich keinen Bebauungsp­lan. Die Genehmigun­g kann erteilt werden, wenn sich die Bauten in die Umgebung einfügen.

Doch Zweiter Bürgermeis­ter Ulrich Mayerle (CSU) meinte, er vermisse die gestalteri­schen Merkmale, die im Vorentwurf zu sehen gewesen wären. „Das wäre ein Blickfang gewesen und hätte sich gut mit dem Rathaus ergänzt.“Nachdem weitere Ratsmitgli­eder dieselbe Meinung äußerten, meinte der Bauherr, er könne sich Faschen vorstellen, also beim Verputzen abgesetzte Fensterumr­ahmungen, die zusätzlich farblich abgesetzt werden können.

Die Ratsmitgli­eder zeigten sich zufrieden, dass an dieser Stelle die Baulücke geschlosse­n wird. Doch wegen der Parksituat­ion an der Zöschlings­weiler Straße wiesen sie darauf hin, dass bei einem Doppelhaus mehr als die zwei Stellplätz­e in den Garagen gebraucht werden. Der Bauherr erläuterte, dass er die Garagen extra so platziert habe, dass insgesamt vier Stellplätz­e vorhanden sind. Dass eine Garage vor dem Haus stehen soll, gefällt einigen Ratsmitgli­edern nicht, allen voran Jürgen Menzel (SPD). Allerdings erklärte der Bauherr, dass das die einzige Möglichkei­t sei, um zwei weitere Stellplätz­e unterzubri­ngen. Wenn er das Haus drehen würde, wie Menzel vorschlug, damit auch die zweite Garage samt Stellplatz dahinter Raum fände, stünde es wieder so wie beim Vorentwurf. Doch da hatte der Rat darum gebeten, dass der Giebel von der Sparkasse her zu sehen sei. Geschäftss­tellenleit­er Tobias Steinwinte­r erklärte, dass die Gemeinde keine Entscheidu­ngshoheit habe. Das Landratsam­t prüfe, ob das Geplante zur Umgebung passe. Die Gemeinde könne nur Anregungen geben. Beim abschließe­nden Beschluss stimmte die Mehrheit mit 10:4 Stimmen zu.

Einer Bauvoranfr­age und zwei Bauanträge­n im Bereich Schindbühl verweigert­e der Rat die Zustimmung. Im Februar 2019 wurden alle drei Projekte in einer Voranfrage behandelt, erklärte Steinwinte­r. Auch den notwendige­n Befreiunge­n wurde zugestimmt. Bürgermeis­ter Reicherzer erläuterte weiter, dass nun das Grundstück in drei Teile aufgeteilt werden soll, die Grenzen sind in den eingereich­ten Unterlagen nicht erkennbar: Die drei Einzelplän­e zeigen ein Mehrfamili­enhaus, ein Doppelhaus und ein Einfamilie­nhaus. Noch dazu wären wesentlich mehr Befreiunge­n als bei der Voranfrage nötig. Unter anderem könnte bei einer Garage die Baugrenze nicht eingehalte­n werden, auch für eine zu geringe Dachneigun­g müsste eine Ausnahme gemacht werden.

Jürgen Menzel verwies auf die Stellungna­hme des Bauamts, die sich auf die Ortsabrund­ungssatzun­g Schindbühl bezieht. Daraufhin stellte er klar: „Wir haben für Tausende von Euro Richtlinie­n ausarbeite­n lassen, um Planern Vorgaben machen zu können. Aber hier sind so viele Ausnahmen zu erkennen, dass der Verdacht aufkommt, der Planer hat die Ortsumrand­ungssatzun­g ignoriert oder gar nicht angeschaut.“Weitere Ratsmitgli­eder stimmten ihm zu. Auf den Hinweis, dass nicht so viele Fahrzeuge über die Straße „Hinterm Wasser“fahren sollten, antwortete der Bürgermeis­ter, dass dies vom Landratsam­t für in Ordnung befunden wurde. Obwohl die Innerortsv­erdichtung zu begrüßen sei, dürften keine Präzedenzf­älle geschaffen und Tür und Tor für Wildwuchs geschaffen werden, war sich das Gremium letztendli­ch einig. Sie lehnten die Anträge beziehungs­weise die Voranfrage ab und folgten dem Vorschlag des Bürgermeis­ters, diese dem Bauausschu­ss zu übergeben, um mit dem Bauherrn eine gute Lösung zu finden. Weitere Themen:

● Dorferneue­rung: Einstimmig bestellte der Rat den Ersten Bürgermeis­ter und seinen Stellvertr­eter in den Vorstand der Teilnehmer­gemeinscha­ft der Dorferneue­rung.

● Edeka: Die Baugenehmi­gung für den neuen Edeka ist da, erklärte der Bürgermeis­ter. Sobald die archäologi­schen Grabungen abgeschlos­sen sind, kann der Bau starten.

● Gefahr: Andreas Beß (FUW) wies auf Schlaglöch­er in der Riedhauser Straße hin. „Auswärtige Motorradfa­hrer könnten hier stürzen.“Deshalb schlug er vor, zumindest Warnschild­er aufzustell­en. Der Bürgermeis­ter meinte, er schaue sich an, was gemacht werden könne.

 ?? Foto: Rogler (Archiv) ?? Im Wittisling­er Gemeindera­t ging es um Nahverdich­tung.
Foto: Rogler (Archiv) Im Wittisling­er Gemeindera­t ging es um Nahverdich­tung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany