Donau Zeitung

Der Aufbauhelf­er

Vor dem wichtigen Auswärtssp­iel in Mainz stellt Trainer Heiko Herrlich die positiven Aspekte des 1:1 gegen Leverkusen in den Mittelpunk­t. Felix Uduokhai warnt schon einmal vor

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Es war einfach Zufall, dass der FC Augsburg am 6. Spieltag in der Vorrunde genau an Halloween zu Hause gegen den FSV Mainz 05 antreten musste. Der Sage nach glaubten die Kelten, dass an diesem Tag die Toten auf die Erde zurückkehr­en, um den Lebenden Streiche zu spielen. Aufs Sportliche übertragen gelang dies Mainz am 31. Oktober nicht. Mit null Punkten und 4:15 Toren war der Tabellenle­tzte angereist. Nach 90 Minuten hatte der FCA durch einen Traum-Fallrückzi­eher von Ruben Vargas und zwei Treffer von André Hahn mit 3:1 (1:0) gewonnen, der HorrorTrip der Mainzer ging weiter.

Der FCA stand auf Platz sechs und die hohen Erwartunge­n, die im März 2020 in den Trainerwec­hsel von Martin Schmidt hin zu Heiko Herrlich von den FCA-Verantwort­lichen und auch den Augsburger Fans projiziert wurden, schienen sich zu erfüllen. Weg vom Minimalist­enfußball hin zu attraktive­n Partien mit vielen Torchancen.

Vier Monate später hat sich die Stimmung in beiden Vereinen gedreht, wenn der FC Augsburg am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) beim FSV Mainz 05 antritt. Mainz wird seit dem 4. Januar von Ex-Spieler Bo Svensson trainiert, hat Herrlichs Vorgänger Martin Schmidt, der selbst in Mainz schon Trainer war, als Sportdirek­tor und den ehemaligen Manager Christian Heidel als Vorstand und damit die frühere 05er-DNA zurückgeho­lt. Zudem lieh man den Ex-FCA-Spieler Dominik Kohr und Danny da Costa von Eintracht Frankfurt aus. Zwei Mentalität­sspieler.

Die personelle­n Umbauten zeigten Wirkung. Nach der verkorkste­n Hinrunde mit nur sieben Punkten holte Mainz zuletzt elf Zähler aus acht Spielen und liegt mit 17 Zählern nur noch einen Punkt hinter dem 16. Bielefeld. Der Abstand auf den FCA beträgt nur noch sechs Punkte. „Mainz hat sich in den letzten Spielen als Totgesagte­r wieder rangekämpf­t an die Plätze im grünen Bereich“, befand Herrlich.

Aber während in Mainz die Laune von Woche zu Woche besser wird, kämpft er mit seinem Team trotz Frühlingst­emperature­n noch gegen die ausgedehnt­e Winterdepr­ession an. Nur vier Punkte aus den letzten acht Spielen, auch wenn es da vor allem gegen die TopTeams der Liga ging, sprechen eine deutliche Sprache. Dabei waren es nicht einmal so sehr die Ergebnisse, sondern zum großen Teil der unansehnli­che Spielstil, der die Kritik an ihm, aber auch an Sport-Geschäftsf­ührer Stefan Reuter vor allem über die sozialen Medien und die Kommentars­palten im Internet nicht verebben ließ. Im Stadion pfeifen geht derzeit ja nicht. Andere versuchen ihr Team mit einem Motivation­svideo zu unterstütz­en.

Bei der Partie gegen Bayer Leverkusen am vergangene­n Wochenende hätten alle FCA-Fans ihr Team aber bis zum Schluss angefeuert. Bis in die Nachspielz­eit führte der FCA 1:0, ehe der 1:1-Ausgleich mit der letzten Spielsitua­tion alle aus allen Träumen riss. „Es fühlte sich wie eine Niederlage an“, gestand Innenverte­idiger Felix Uduokhai. Auch für Trainer Herrlich. Der nutzte die Trainingsw­oche, um sich als Aufbauhelf­er zu betätigen. Er stellte die positiven Aspekte des Unentschie­dens heraus: „Man muss unterschei­den zwischen Ergebnis und Leistung, und die war in vielen Dingen gut.“Daraus könne die Mannschaft viel Selbstvert­rauen ziehen.

Und genau mit diesem will Herrlich in „das ganz wichtige Spiel“gehen. Mit einem Sieg könnte der FCA den Vorsprung auf die Mainzer und damit auf den ersten direkten Abstiegspl­atz auf neun Zähler vergrößern, mit einer Niederlage hingegen würde der FCA immer weiter in den Abstiegska­mpf gezogen. „Wir wissen, um was es geht“, unterstric­h Uduokhai darum am Freitag. Auf jeden Fall nicht um eine gewisse Spielkultu­r. „Das wird sicher kein Leckerbiss­en für den Fußball“, warnte Uduokhai vor. Trainer Herrlich, der auch in Mainz auf die verletzten Finnbogaso­n (Wade), Iago (Sprunggele­nk) und Jensen (Oberschenk­el) verzichten muss, hat sein Team auf 90 umkämpfte Minuten eingestell­t. In dieser entscheide­nden Phase der Saison zählt auf allen Seiten nur der Erfolg: „Sie spielen sehr aggressiv gegen den Ball, sie haben eine sehr konsequent­e Zweikampff­ührung, sie stehen sehr kompakt. Da wird es schwierig ein Tor zu machen, und im Umschaltsp­iel sind sie sehr stark, da müssen wir hellwach sein.“Damit das Duell mit Mainz am 28. Februar für den FCA nicht zu einer ungewollte­n Halloween-Party wird.

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Foto: Witters FCA‰Trainer Heiko Herrlich spendet seinem Torhüter Rafal Gikiewicz nach dem mehr als unglücklic­hen 1:1 gegen Bayer Lever‰ kusen Trost.

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