Michelle Obamas Kochshow für Kinder
„Waffles & Mochi“hat ein großes Thema: gesundes Essen. Dazu serviert die ehemalige First Lady Lebenskunde
Nach ihrem Auszug aus dem Weißem Haus haben die Obamas nicht in Golfplätze, sondern in eine Filmproduktionsfirma investiert. „Higher Ground Productions“nennt sich die Firma frei nach dem legendären Michelle-Obama-Mantra „If they go low, we go high“. Mit der Gründung wurde 2018 ein mehrjähriger Netflix-Deal abgeschlossen und die erste Produktion „American Factory“(2019) wurde gleich mit dem Oscar für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet. Im letzten Jahr erschien „Becoming“, der die ehemalige First Lady auf ihrer Buchtour durch die USA begleitete. Zu dem vielfältigen, politisch engagierten Portfolio des Medienunternehmens kommt nun mit „Waffles & Mochi“eine TV-Show für Kinder hinzu, in der es nur um das eine geht: ums Essen. Das erklärte Ziel der zehnteiligen Serie mit Fortsetzungspotenzial
ist es, Wissen und Freude an selbst zubereiteten Mahlzeiten aus frischen Gemüsezutaten zu vermitteln. Ein echtes Graswurzel-Unternehmen in einem Land, dessen Esskultur von Fast Food und Fertiggerichten geprägt ist.
„Waffles & Mochi“ist weit mehr als eine Kochshow für Kids. Mit Reisen kreuz und quer durch die Welt werden die Herkunft und Verwendungsformen von Tomaten, Mais, Reis, Kartoffeln, Pilzen oder sauren Gurken erkundet. Und das ist für Eltern wie Kinder interessant, weil die Serie mit ebenso viel Liebe zum Essen wie zur jungen Zielgruppe konzipiert ist.
Das Ganze kann man sich als modern aufgepeppte Mischung zwischen „Muppet Show“und „Die Sendung mit der Maus“vorstellen. Die beiden Titelfiguren sind Stoffpuppen, die ihr bisheriges Leben in der Tiefkühltruhe verbracht haben. Trotzdem träumen sie davon, Köche zu werden und landen nach erfolgreicher Flucht aus dem ewigen Eis im Lebensmittelladen von Mrs. O. In einem riesigen Garten auf dem Dach des mehrstöckigen Gebäudes residiert die Besitzerin Michelle Obama, die die beiden auf regelmäßige Erkundungstouren schickt. Mit einem fliegenden Einkaufswagen reisen sie zu Bauern, Spitzenköchinnen und Food-Spezialisten in L. A., Gorgia, Südamerika, Japan, Korea und Italien.
Ob Kartoffelanbau in den Anden, Miso-Machen in Kyoto oder die Herstellung von Kimchi in Seoul: Jeder Ausflug ist ein kulinarisches, aber auch ein visuelles Abenteuer, wie etwa die spektakulären Bilder von Salzteichen in Peru oder gruseligen Pilzzuchtkatakomben in Japan beweisen.
Kleiner Höhepunkt in jeder Folge: Zehn unglaublich süße Fratze aus aller Welt erzählen nacheinander, was sie über das jeweilige Nahrungsmittel zu wissen glauben. Für Musik ist ebenfalls gesorgt. Originelle Songs wie „Ich bin eine Frucht“(Tomate), „Ich brauche Zeit“(Gewürzgurke) oder „Schlagt mich auf“(Eier) haben echtes Ohrwurmpotenzial. Aber nicht nur Lebensmittel-, sondern auch Lebenskunde wird hier liebevoll und von Mrs. Obama als irgendwie immer noch amtierender Mutter der Nation verabreicht. Wer hätte gedacht, dass man anhand einer einfachen Kartoffel über die Dialektik zwischen äußerer Unscheinbarkeit und inneren Werten sinnieren kann?