Donau Zeitung

Fußballpro­fis befinden sich im Arbeitskam­pf

- VON JOHANNES GRAF joga@augsburger‰allgemeine.de

Mal ehrlich, haben Sie in Ihrem Leben als Fußgänger bislang jeder roten Ampel die nötige Aufmerksam­keit geschenkt. Oder am Lenkrad stets die Geschwindi­gkeit eingehalte­n. Regelverst­öße gönnt sich jeder mal. Einige sind groß, andere klein, einige lustig, andere eher ernst. Wer etwa die Arbeit niederlegt, sich an Werkstore kettet und provokante Plakate in die Höhe streckt, den plagen mitunter Existenzän­gste. Auch möglich: Der Angestellt­e stört sich an den Gegebenhei­ten, unter denen er sein Tagwerk verrichten soll. Demnächst wird eine stark benachteil­igte Berufsgrup­pe in den Arbeitskam­pf einsteigen: die der Fußballpro­fis.

Zuletzt waren die Bedingunge­n für die Kicker derart katastroph­al, dass Gewerkscha­ftler alarmiert sind. In den Stadien feuern keine Zuschauer an, stattdesse­n mussten Kicker selbst die Motivation aufbringen, das Runde ins Eckige zu schicken. Geübt wird hinter blickdicht­en Zäunen, obwohl Stars nichts lieber machen, als ungewasche­ne Trikots zu signieren oder Selfie-Orgien mitzumache­n. Die größte psychische Belastung ergab sich aus dem fehlenden Freizeitan­gebot. Wie bitteschön soll ein Profi Leistung bringen, wenn weder Tagestrips nach London, Rom oder Barcelona

noch güldene Fleischstü­cke dem Stressabba­u dienen? Sklaven auf Galeeren lebten selbstbest­immter.

Diese Grausamkei­ten werden die Millionäre niemals klaglos über sich ergehen lassen, die Protestakt­ionen gegen aktuelle Arbeitsbed­ingungen mehren sich. Beispiele: Trotz Verbots ließen sich Balltreter den Schädel rasieren oder Farbe in die Haut stechen. In den sozialen Medien dokumentie­rten sie ihren Ungehorsam, schließlic­h soll die Öffentlich­keit von den Missstände­n in dieser Branche erfahren.

Jüngster Rebell ist Kingsley Coman. Wollte ihm sein Arbeitgebe­r doch vorschreib­en, mit seiner AudiLuxus-Limousine zum Training zu erscheinen. Nur weil der Autobauer Anteilseig­ner der FC Bayern München AG ist. Als wäre einem Champions-League-Siegtorsch­ütze das zuzumuten. Coman setzte also ein kraftvolle­s Zeichen und fuhr mit seinem 550 PS starken Mercedes vor. Sein Arbeitgebe­r indes zeigte sich unnachgieb­ig. Erst verweigert­e ein Mitarbeite­r die Einfahrt in die Tiefgarage, nun soll der Profi obendrein 50 000 Euro Strafe bezahlen.

Coman bleibt nur ein Ausweg: Er kettet sich an ein Werkstor.

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Foto: dpa Den Fußballpro­fis ein Vorbild: Beschäf‰ tigte im Arbeitskam­pf.
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