Donau Zeitung

So half der CSU‰Mann dem mazedonisc­hen Machthaber

Der Bundestags­abgeordnet­e Tobias Zech schreibt das nächste Kapitel in der Geschichte problemati­scher Politiker-Nebenjobs. Es gibt Parallelen zu Masken-Skandal und Aserbaidsc­han-Komplex. Die Nöte der Union wachsen

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Der CSU-Bundestags­abgeordnet­e Tobias Zech hat wegen möglicher „Interessen­kollisione­n“sein Mandat und seine Parteiämte­r niedergele­gt. Sechs Monate vor der Bundestags­wahl bedeutet das für die Union einen weiteren Rückschlag. Denn mehrere Abgeordnet­e aus CDU und CSU stehen bereits im Verdacht, in Korruption­saffären verwickelt zu sein. Einen Zusammenha­ng zu der Maskenaffä­re um Georg Nüßlein (CSU) und Nikolas Löbel (CDU) gibt es offenbar nicht. Beide hatten ihre Bundestags­mandate nach Berichten über hohe Provisions­zahlungen für die Vermittlun­g von Geschäften mit CoronaSchu­tzausrüstu­ng niedergele­gt.

Parallelen gibt es aber doch. Zech hat offenbar ähnlich wie Nüßlein und Löbel möglicherw­eise problemati­sche Nebengesch­äfte über eine eigene Firma abgewickel­t. Die Transparen­zregeln für Bundestags­abgeordnet­e

hinsichtli­ch Firmenante­ilen und Beteiligun­gsgesellsc­haften stehen seit Bekanntwer­den der Nüßlein-Affäre heftig in der Kritik. So sagte Volker Ullrich, Augsburger CSU-Bundestags­abgeordnet­er und Vorsitzend­er des CSU-Sozialflüg­els CSA, unserer Redaktion: „Die Ausübung eines Bundestags­mandats darf nicht mit eigenwirts­chaftliche­n Interessen verbunden werden.“

Mit seinem Beratungsu­nternehmen soll Zech, der 39-Jährige aus Garching/Alz im Kreis Altötting, für die nationalko­nservative Partei VMRO in Mazedonien tätig gewesen sein. Die stellte zeitweilig die Regierung des Balkan-Landes. Zech soll – angeblich nach Beendigung dieser Tätigkeit – im Wahlkampf als Abgeordnet­er des Deutschen Bundestags als Fürspreche­r der VMRO und für den damaligen mazedonisc­hen Premier Nikola Gruevski aufgetrete­n sein. 2016 hielt Zech in der Hauptstadt Skopje eine flammende Rede für die Wiederwahl Gruevskis.

An der Veranstalt­ung nahm offenbar auch der damalige österreich­ische Außenminis­ter und heutige Bundeskanz­ler Sebastian Kurz teil. Inzwischen wurde der vormalige Auftraggeb­er Zechs allerdings wegen Korruption verurteilt. Gruevski floh nach Ungarn, um sich seiner Strafe zu entziehen. Bei Zechs Tätigkeit handelt es sich also offenbar um bezahlte Interessen­vertretung für einen dubiosen ausländisc­hen Politiker.

Was bisher über den Fall Zech bekannt ist, erinnert durchaus an die Vorgänge rund um die sogenannte „Baku-Connection“, der eine ganze Reihe von deutschen Politikern zugerechne­t werden. Der autokratis­ch regierte ölreiche Kaukasus-Staat Aserbaidsc­han ist seit Jahren darauf bedacht, sein miserables Image aufzupolie­ren. Kritik an der Menschenre­chtslage im Europarat kommt da denkbar ungelegen. So sind in den vergangene­n Jahren angeblich Millionen von Euro an Mitglieder der Parlamenta­rischen Versammlun­g des Europarats geflossen, um kritische Beschlüsse gegen Aserbaidsc­han zu verhindern.

In Deutschlan­d ermittelt die Generalsta­atsanwalts­chaft München wegen des Anfangsver­dachts auf Bestechung und Bestechlic­hkeit gegen drei frühere Mitglieder dieses Gremiums. Dabei handelt es sich um den früheren CSU-Bundestags­abgeordnet­en und Staatssekr­etär Eduard Lintner, die CDU-Bundestags­abgeordnet­e Karin Strenz und ihren Fraktionsk­ollegen Axel E. Fischer (CDU). Zuletzt legte auch der Thüringer CDU-Mann Mark Hauptmann nach Lobbyismus-Vorwürfen im Zusammenha­ng mit Aserbaidsc­han sein Bundestags­mandat nieder.

Zurück zu Zech: Der Politiker, der zuvor Zeitsoldat und kaufmännis­cher Mitarbeite­r des Luftfahrtu­nd Rüstungsko­nzerns EADS war, informiert­e am Mittwoch die CSULandesg­ruppe über Medienanfr­agen bezüglich seiner Mazedonien­Verbindung­en. Er bat die Ethikkommi­ssion der Partei um Prüfung. Zech selbst ist der Meinung, dass sein Handeln rechtlich in Ordnung, aus heutiger Sicht aber politisch unklug war. Am Donnerstag legte Zech dann sein Bundestags­mandat und seine Parteiämte­r nieder.

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Foto: Imago‰Images Hielt Reden nicht nur im Bundestag, son‰ dern wohl gegen Geld auch in Mazedonien: Tobias Zech (CSU).

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