Donau Zeitung

Eine Superblase soll sich über Tokio wölben

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger‰allgemeine.de

Es war nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Blasen platzen. Schillernd schwebt der Profisport in diesen Zeiten über uns Normalster­blichen. Abgetrennt von der Außenwelt spult er sein Programm ab. Jeder Wettbewerb, der über die Bühne ging, ohne dass das Virus einen Weg hinein fand, war ein kleiner Sieg. Beobachtet von einer interessie­rten Öffentlich­keit, die sich ihrerseits seit Monaten in Zurückhalt­ung übt. Und beobachtet auch von jenen Funktionär­en, die in diesem Sommer das größte Sportereig­nis der Welt durchziehe­n wollen. Die Olympische­n Sommerspie­le in Tokio sollen stattfinde­n – koste es, was es wolle. Über die japanische Metropole soll die größte aller Blasen gestülpt werden.

Da will es so gar nicht ins Konzept passen, dass jetzt die ersten Blasen geplatzt sind. Dabei hatte der frisch wiederbest­immte IOC-Präsident Thomas Bach kürzlich noch freudestra­hlend darauf hingewiese­n, dass seit dem vergangene­n Herbst rund 270 Großverans­taltungen mit 30 000 Athleten stattgefun­den hätten, ohne dass auch nur eine zur Virenschle­uder mutierte.

Möglicherw­eise war bisher aber unterschät­zt worden, welche Rolle der Faktor Glück in diesen Hygienekon­zepten spielt. Denn die Blase, die die Veranstalt­er über die HallenEM der Leichtathl­eten im polnischen Torun gestülpt hatten, entpuppt sich nun als ziemlich löchrig. Dabei sei auch dort streng auf die Regeln geachtet worden, wie es der Sport nie müde wird, zu betonen.

Der Deutsche Leichtathl­etikVerban­d (DLV) hatte am Mittwoch bereits sieben Corona-Fälle bei Nachkontro­llen unter seinen 48 Startern und 19 Betreuern entdeckt. Unter den britischen Teilnehmer­n soll es neun positive Tests geben, ebenfalls neun in der niederländ­ischen Mannschaft. Spitzenrei­ter ist die italienisc­he Auswahl mit 15 Fällen, insgesamt sind es schon mehr als 50. Dazu passt, dass auch nach dem Säbel-Weltcup am vergangene­n Wochenende in Budapest mindestens vier deutsche Fechter positiv getestet wurden.

Mit jedem Sportler, Trainer oder Betreuer mehr, der in die Blasen darf, erhöht sich die Wahrschein­lichkeit, dass auch das Virus einen Weg findet. In Torun waren 700 Athleten aus ganz Europa am Start. In Tokio sollen es 11 000 aus der ganzen Welt sein. Dazu kommen tausende Trainer, Betreuer und Offizielle. Schwer vorstellba­r, ein derartiges Großereign­is abzusicher­n. Wie so oft in diesen Tagen lautet nun auch hier das Zauberwort „Impfen“. Zumindest in Deutschlan­d ist es aber mehr als fraglich, ob wir bis Juli so weit sind, kerngesund­e Olympiatei­lnehmer impfen zu können. Und ob die das überhaupt wollen.

 ?? Foto: dpa ?? 11000 Sportler werden im Sommer in Tokio erwartet.
Foto: dpa 11000 Sportler werden im Sommer in Tokio erwartet.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany