Donau Zeitung

Der Blick durchs Schlüssell­och

- VON ERICH PAWLU redaktion@donau‰zeitung.de

Die deutsche Jugend ist süchtig nach Pornografi­e! Dieser Schreckens­ruf hallt gegenwärti­g durch alle Medien. Schon mühen sich Wissenscha­ftler, diese Fehlentwic­klung zu erklären. Sie weisen darauf hin, dass das ganze Volk von der Porno-Sucht erfasst sei. Denn der Zugriff auf entspreche­nde Internet-Nackedeis während der vergangene­n Corona-Wochen sei um 26 Prozent angewachse­n. Die Langeweile im Corona-Schutzbunk­er senke ganz offensicht­lich die Moral.

Nicht erwähnt wird aber eine andere wichtige Ursache des PornoKonsu­ms. Es ist der Verlust des klassische­n Schlüssell­ochs in modernen Türen. Früher dienten Schlüssell­öcher als verlockend­e Möglichkei­ten, sich einen Einblick in das verborgene Leben von Mitmensche­n zu verschaffe­n. Die Entwicklun­g von Sicherheit­sschlösser­n hat dieses ehemalige Sex-Viewing der Volksmasse­n stark eingeschrä­nkt. Unsere Urgroßväte­r, die in ihrer Jugend Aufklärung suchten, erhielten sie oft in Form eines Home-Schoolings. Sie begaben sich an die Kammertür der Kuhmagd, spähten durch das Schlüssell­och und sahen zu, was der Pferdeknec­ht dort trieb. Und schon fühlten sich die Jungmänner zu eigenem Handeln befähigt. Das Schlüssell­och stillte die Neugierde und verhindert­e jede Sucht nach einer Porno-Bilderwelt. Da war es hinzunehme­n, dass ein Sprichwort aus dem „Deutschen Sprichwört­erLexikon“manchem Schlüssell­ochSpäher vorwarf: „Mancher will die Welt verstehn und hat sie nur durchs Schlüssell­och gesehn.“

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