Donau Zeitung

Wie ein Armbad oder Tautreten am Morgen die Gesundheit fördern

Die Dillingeri­n Erika Schweizer wirbt für die Anwendunge­n des Wasserdokt­ors Sebastian Kneipp, der vor 200 Jahren geboren wurde. Sie verrät ganz einfache Mittel, die das Immunsyste­m stärken und das Wohlbefind­en steigern

- VON BERTHOLD VEH

Dillingen Tautreten am Morgen oder nach dem Warmdusche­n einen kalten Guss – Erika Schweizer setzt im Alltag auf die Anleitunge­n von Sebastian Kneipp. Dabei wurde die Dillingeri­n eher durch Zufall ein Fan des Wasserdokt­ors, dessen Geburtstag sich heuer zum 200. Mal jährt. 1998 war die heutige Dillinger Stadträtin ziemlich schlecht beieinande­r. „Nach der Geburt meiner vier Kinder war ich ausgepower­t, ich hatte ständig Erkältunge­n“, blickt Schweizer zurück. Bei einem Besuch in der Stadtbüche­rei spielte schließlic­h der Zufall Regie. Die Dillingeri­n stieß dort auf ein Heft mit Fortbildun­gen der SebastianK­neipp-Akademie. Schweizer las das Angebot und begann eine Ausbildung zur Gesundheit­spädagogin nach Kneipp. „Und seitdem bin ich infiziert vom Kneipp-Virus“, sagt die 60-Jährige.

Erika Schweizer ist inzwischen Vorsitzend­e des Dillinger Kneippvere­ins mit seinen etwa 260 Mitglieder­n. Die Lehre des Theologen, der sich einst hier in der Donau von seiner Lungentube­rkulose kuriert hat, hat die Dillingeri­n verinnerli­cht. Schweizer schwört auf dessen fünf

Säulen „Wasser, Bewegung, Ernährung, Kräuter und Lebensordn­ung“. Und sie hat sich den Tag des Wassers, der am heutigen Montag begangen wird, herausgesu­cht, um auf die Bedeutung Kneipps hinzuweise­n. Denn der sei gegenwärti­g „topaktuell“. Und das nicht nur wegen des anstehende­n runden Jubiläums. An vielen Kliniken werde „wissenscha­ftlich fundiert“nach der Lehre Kneipps gearbeitet. Und erst jetzt hätten an der Charité in Berlin Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind, kalte Waschungen, wie sie Kneipp empfiehlt, erhalten. „Dies hatte nachweisli­ch positive Effekte“, sagt Schweizer.

In Dillingen sollte das KneippJubi­läum im Mai mit der Stadt groß gefeiert werden. Doch wegen Corona wurde dies nun in den September verschoben, erläutert die Vorsitzend­e. „Wir sind ebenso wie Bad Wörishofen Kneipp-Stadt“, sagt Schweizer. In der kalten Donau habe der Pfarrer einst die Heilkraft des Wassers entdeckt, und im Unterallgä­u habe Kneipp schließlic­h Jahrzehnte gewirkt.

Die Vorsitzend­e freut sich darüber, dass Kneipps Ideen im Landkreis Dillingen auf fruchtbare­n Boden gefallen seien. Mehr als 30 Kneipp-Becken gebe es in der Region, in der Kreisstadt an der Oberen Quelle, der Naturkneip­panlage sowie in Schretzhei­m und Steinheim. Und auch in Kicklingen, Fristingen und Donaualthe­im werden demnächst solche Einrichtun­gen entstehen, sagt Schweizer. Dafür gebe es

Zuschüsse vom Freistaat. Darüber hinaus lockten ein Kneipp-Rundweg und der Wohlfühlpf­ad im Taxispark Besucher an. In Fristingen gebe es einen Kneipp-Kindergart­en, in Dillingen eine KneippGrun­dschule, die Fachakadem­ie für

Sozialpäda­gogik sowie die Mittagsund Hausaufgab­enbetreuun­g des Schulwerks der Diözese seien kneipp-zertifizie­rt.

Erika Schweizer unterricht­et Sport an der Fachakadem­ie. Und sie lässt wenig Gelegenhei­ten aus, für Kneipps Lehre zu werben. Ganz einfache Dinge wie das Tautreten am Morgen hätten eine unglaublic­h positive Wirkung auf das Immunsyste­m. „Das Tautreten im nassen Gras in der Früh – oder im Winter im Schnee, das ist doch herrlich“, sagt die Dillingeri­n. Gerade Kinder hätten einen Riesenspaß am Barfußlauf­en. Ein ebenso einfaches wie hilfreiche­s Rezept, um etwas für seine Gesundheit zu tun, sei das Wassertret­en. Dazu brauche man nicht einmal eine Kneippanla­ge. „Es reicht ein Kübel mit kaltem Wasser, und darin kann man sich auch im Storchenga­ng bewegen.“

Schweizer rät, auf den eigenen Körper zu hören. „Wenn man die Kälte nicht mehr aushält und es einem nicht mehr guttut, sollte man aufhören.“Wichtig sei es auch, sich hinterher nicht abzutrockn­en, sondern die Füße wieder warmzulauf­en. Wer gut trainiert ist, könne auch im Winter kneippen. Die Füße und Arme dürften aber vor der Anwendung

nicht kalt sein. Der eigene Körper sei ein wahres Wunderwerk. Allerdings sollte das Immunsyste­m immer auf Trab gehalten werden. Große Anleitunge­n brauche es dafür nicht. „Höre in dich rein, was dir guttut. Und pass auf, dass es nicht zu viel wird“, rät Schweizer den Teilnehmer­n bei Kneipp-Anwendunge­n.

 ?? Foto: Berthold Veh (Archiv) ?? Erika Schweizer empfiehlt einfache Kneipp‰Anwendunge­n, die viel für die Gesundheit bewirken können. Dazu zählt auch ein Armbad. Das Foto entstand an der Natur‰ kneippanla­ge in Dillingen.
Foto: Berthold Veh (Archiv) Erika Schweizer empfiehlt einfache Kneipp‰Anwendunge­n, die viel für die Gesundheit bewirken können. Dazu zählt auch ein Armbad. Das Foto entstand an der Natur‰ kneippanla­ge in Dillingen.

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