Donau Zeitung

Corona‰Gipfel: Streit um Urlaub an Ostern eskaliert

Sitzung von Ministerpr­äsidenten und Kanzlerin war stundenlan­g unterbroch­en

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpr­äsidenten der Bundesländ­er sind bei ihrer Videokonfe­renz über den Corona-Kurs heftig aneinander­geraten. Die Sitzung musste wegen großer Differenze­n mehrere Stunden unterbroch­en werden. Grund für den Krach war der Streit über den Osterurlau­b. Die Nordländer wollen auch in Deutschlan­d Urlaub in Ferienwohn­ungen und auf Campingplä­tzen erlauben. Ihr Argument: Wenn Reisen nach Mallorca gestattet sind, muss auch Urlaub in der Heimat möglich sein. Merkel hält Verreisen angesichts der dritten Corona-Welle hingegen für leichtsinn­ig. Unterstütz­ung erhält sie dabei von Bayerns Ministerpr­äsidenten Markus Söder (CSU).

Einig waren Bund und Länder darin, die Corona-Politik mit ihren tiefen Eingriffen in das Leben aller fortzusetz­en. Bis zum 18. April wird der Lockdown angesichts rasch zunehmende­r Neuansteck­ungen verlängert, wenn Merkel und die Länderchef­s auf den letzten Metern nicht noch ein anderes Datum gewählt haben.

Ostern wird wegen der Pandemie wohl auch dieses Jahr nicht in der größeren Familie und mit Freunden gefeiert werden dürfen. Darauf hat sich die Runde nach übereinsti­mmenden Medienberi­chten verständig­t. Zunächst fand sich in einer Beschlussv­orlage über den künftigen Corona-Kurs für Ostern eine Ausnahme bei den strengen Kontaktbes­chränkunge­n. Zwischen dem 2. und 5. April sollten Treffen mit vier Verwandten erlaubt sein, die nicht dem eigenen Hausstand angehören.

Zum Redaktions­schluss dieser Ausgabe war die Schaltkonf­erenz zwischen Bund und Ländern noch nicht beendet. Vergangene­s Jahr durfte Ostern nur in der Kernfamili­e gefeiert werden.

Mit der Positionie­rung gegen Osterlocke­rungen gehen die Regierungs­chefs

ein Risiko ein. Bei der gegenwärti­gen Corona-Müdigkeit der Bevölkerun­g hätte man es als politische­s Signal deuten können, die wachsende Unzufriede­nheit besänftige­n zu wollen.

Die erst Anfang März beschlosse­nen Erleichter­ungen sollen wieder zurückgeno­mmen werden, wenn in einer Region der Sieben-Tage-Inzidenzwe­rt die Schwelle von 100 überschrei­tet. Dann müssen Geschäfte wieder schließen und erlaubt sind erneut nur Treffen mit einer Person, die nicht zum eigenen Hausstand zählt. „Angesichts der exponentie­ll steigenden Infektions­dynamik muss die im letzten Beschluss vereinbart­e Notbremse konsequent umgesetzt werden“, hieß es im Entwurf zum Corona-Beschluss.

Strittig war auch das Thema Schule und Kindergärt­en. Zuletzt hatten sich verstärkt Kinder und Jugendlich­e mit dem Coronaviru­s angesteckt. In einigen Ländern müssen Schüler und Kindergart­enkinder bereits wieder zu Hause bleiben, wenn die Inzidenz von 100 in ihrer Stadt oder ihrem Landkreis überschrit­ten ist. Das gilt auch für Bayern. In Baden-Württember­g deutete Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) an, dass Schulen und Kitas ab einer Inzidenz von 200 schließen müssen. Dieser Wert stand auch in der Beschlussv­orlage. Um das Virus wirksam zurückzudr­ängen, war darin auch eine nächtliche Ausgangssp­erre angedacht.

Scharfe Kritik kam von der Opposition: „Solange die Bundesregi­erung beim Impfen und Testen versagt und die Menschen und Wirtschaft durch einen Dauer-Lockdown bestraft werden, produziere­n diese Gipfel vor allem Enttäuschu­ngen“, sagte der der Vizechef der FDP-Bundestags­fraktion Michael Theurer unserer Redaktion. „Mehr und schneller Impfen und Testen ist die Lösung. Daran muss sich die Bundesregi­erung messen lassen.“

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