Donau Zeitung

Der Gestank der Geschichte

Ein Museum stellt Gemälde mit den passenden Düften aus

- VON SARAH SCHIERACK

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie Kunst eigentlich riecht? Nein, nicht der Duft nach Leinwand und Ölfarbe. Sondern der Geruch jener Szene, die der Künstler eingefange­n hat. Die süßlich-faule Note etwa, die aus der Obstschale auf dem barocken Stillleben dringt.

Eine neue Ausstellun­g in Den Haag will genau diese Frage beantworte­n. Unter dem Titel „Verflogen: Düfte in Farben“zeigt das Mauritshui­s Kunst der holländisc­hen Meister – jeweils begleitet von einem Zerstäuber, der den Duft des 17. Jahrhunder­ts verströmt. Angenehm für die Nase ist das jedoch eher weniger. Denn reinlich und sauber war es zu dieser Zeit nicht in den niederländ­ischen Gassen und Grachten. Fäkalien und Essensrest­e landeten in den Kanälen und am Straßenran­d. Pferdemist wurde einfach ins Wasser geschaufel­t, wie auf einem idyllische­n Gemälde des Malers

Jan van der Heyden zu sehen ist. Die Ausstellun­g führt diese Gerüche zusammen. Per Knopfdruck wird der Duft freigesetz­t und umgibt den Betrachter, wenn er vor van der Heydens Kunstwerk steht.

Übertüncht wurde derlei Gestank schon im 17. Jahrhunder­t mit Parfums – zumindest von jenen, die sich die Düfte leisten konnten. Auch dieser Geruch strömt in Den Haag aus einem der Duftspende­r – und entführt die Besucher in eine fremde Welt zwischen Luxus und Gestank.

Aktuell ist die Ausstellun­g infolge der Pandemie jedoch noch geschlosse­n. Deshalb verschickt das Museum bald vier Duftproben per Post – für eine Geruchsrei­se in die Vergangenh­eit vom Sofa aus.

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Foto: Marga‰ reta Svensson/Mauritshui­s Museum, dpa Dieses Gemälde von Jan van der Heyen hat nun einen eigenen Duft.

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