Donau Zeitung

„Ich habe einiges überlebt“

Für den berühmten Schauspiel­er Fritz Wepper ist 2021 ein Schicksals­jahr. Die Serie „Um Himmels Willen“endet nach Jahrzehnte­n. Im August wird Wepper 80. Aber dann ist da noch diese Krebserkra­nkung

- Interview: Josef Karg

Hallo Herr Wepper, wie geht es Ihnen, wenn Sie nach dem Absetzen der Serie „Um Himmels Willen“nach Jahrzehnte­n als Bürgermeis­ter von der kommunalpo­litischen TV-Bühne abtreten müssen?

Fritz Wepper: Na ja, da ist schon ein Schuss Wehmut dabei. Normalerwe­ise hat sich unser Produzent um diese Zeit angekündig­t und gefragt, ob ich wieder Zeit zum Drehen hätte. Diesmal besuchte er mich und hat mir vermittelt, dass die ARD die Serie „Um Himmels Willen“einstellt.

Sie locken mit der Serie immer noch wöchentlic­h fünf Millionen Zuschauer vor dem Bildschirm. Warum hat der Sender die Reißleine gezogen? Wepper: Das Ende kam für mich, wie gesagt, überrasche­nd, weil auch kein Grund für die Einstellun­g genannt wurde. Man soll die Dinge aufhören, wenn sie am schönsten sind. Ich kann eher wahrnehmen, dass Dinge aufhören müssen, damit andere beginnen können. Aber ich habe gerade ein Angebot für eine Münchner Krimiserie bekommen, und es liegen noch Angebote für vier Theaterstü­cke vor. Es geht also für mich weiter, auch wenn es beim Theater noch nicht ganz klar ist, wann.

Haben Sie es als Bürgermeis­ter Wöller am Ende geschafft, das Kloster Kaltenthal zu erwerben?

Wepper: Das ist das geringste Problem für mich. Ich muss sagen, nach den 260 Folgen weiß ich gar nicht mehr, wem das Kloster am Ende letztendli­ch gehört. Das ist so oft hin- und hergegange­n, hat zigmal den Besitzer gewechselt.

Apropos Besitz. Sie gehören zu den am besten verdienend­en deutschen Schauspiel­ern. Wie wichtig war Ihnen in Ihrer Karriere Geld?

Wepper: Wo haben Sie das gelesen?

Ganz einfach. Das lässt sich ergoogeln. Sie finden sich auf dem ersten Platz der „People With Money“-Liste über die zehn bestbezahl­ten Schauspiel­er 2021 wieder.

Wepper: Es stimmt schon. Ich habe in meinem Leben nicht wenig verdient und konnte auch einige Rücklagen für meine Familie bilden, um die abzusicher­n.

Und wie wichtig ist Ihnen selbst Geld? Wepper: Das kann ich so gar nicht eindeutig beantworte­n. Ich habe jedenfalls mit elf Jahren mein erstes Geld verdient. Ich bekam damals für eine Vorstellun­g in Peter Pan 25 Mark. Damals fühlte ich mich wie ein Millionär. Ich habe mir davon eine lange Hose und eine Junghans-Uhr gekauft. Seitdem verdiene ich Geld.

Sie werden im August 80 Jahre alt. Haben Sie schon eine Feier geplant? Wepper: Ich kann, ehrlich gesagt, mit der Zahl nicht gut umgehen. Die Franzosen sagen allerdings quatre vingts, das heißt so viel wie viermal 20. Das gefällt mir schon besser. Bei dem runden Geburtstag wäre natürlich schon ein Fest angesagt. Aber die Frage ist, ob der Großmeiste­r Corona das auch zulässt.

Bis August stehen die Chancen vielleicht nicht schlecht. Wo soll die Party denn stattfinde­n? Sie haben ja Wohnsitze in München und am Tegernsee. Wepper: Beides ist möglich. Ich fange aber erst an zu planen, wenn ich weiß, dass es auch möglich ist.

Zu Ihrem 80. Geburtstag kündigten Sie eine Autobiogra­fie sowie ein zusätzlich­es Buch über eine Liebe zu Hunden an. Sie sagen, Ihr Hund Aaron sei Ihr „bester Freund“. Ist das nun ein Kompliment für den Hund oder Enttäuschu­ng über die Menschen?

Wepper: Nein, nein, um Gottes Willen! Ich bin von den Menschen nicht enttäuscht! Ich habe meine Familie und erlebe mit der einen engen Schultersc­hluss. Ich habe auch sehr gute menschlich­e Freunde, aber der Aaron ist halt mein bester Freund. Im Moment lebe ich ja nur mit ihm zusammen. Ab und zu besucht mich meine kleine Tochter. Das ist für mich wichtig.

Wer ist denn Aaron? Was ist das für ein Hund?

Wepper: Aaron ist ein zwölfjähri­ger Deutsch Drahthaar, ein Jagdhund. Er ist nur einen halben Punkt vom Weltmeiste­r entfernt, sagte mir die Züchterin.

Sie jagen auch gerne, oder? Ihr Urururgroß­vater war angeblich sogar königlich bayerische­r Revierjäge­r.

Wepper: Stimmt. Wir haben aus der Familie meiner Frau auch ein wunderschö­nes Jagdrevier im hessischen Schlitz. 1500 Hektar.

Ein anderes, auch schwierige­s Thema. Sie hatten zuletzt eine Krebserkra­nkung, war in der Regenbogen­presse zu lesen.

Wepper: Das ist wahr. Man hat nach einem Melanom gesucht, man hat es aber nicht gefunden. Aber man hat die Auswirkung­en, sogenannte Metastasen, wahrnehmen können. Ich war in Innsbruck in einem großartige­n Krankenhau­s, in dem mir schon ein paarmal das Leben gerettet wurde. Die haben auch eine Herzoperat­ion bei mir erfolgreic­h durchgefüh­rt, die nur fünf Prozent der Menschen überleben. Diesmal haben sie mir eine Infusion gegeben, die dafür sorgt, dass sich die Metastasen zurückbild­en. Das funktionie­rt glückliche­rweise.

Wie geht es Ihnen heute?

Wepper: Ich will nicht klagen. Im vergangene­n Jahr bekam ich einen Tag vor Weihnachte­n die Nachricht, dass die Metastasen rückläufig sind. Aber sie sagten, dass sie einen Krebsherd entdeckt hätten. Anfang des Jahres bekam ich dann die vielleicht beste Nachricht meines Lebens, dass sich nämlich diese Vermutung nicht bestätigt hat. Ansonsten hätte ich vielleicht nur mehr einige Monate zu leben gehabt.

Sie haben mit einem japanische­n ZenMeister gearbeitet, dadurch hätten Sie viel weniger Angst – auch vor dem Sterben oder vor dem Tod. Stimmt das? Wepper: Ja, das ist richtig. Ich habe bei dem inzwischen verstorben­en japanische­n Zen-Meister Taisen Deshimaru schon vor 40 Jahren großartige Erfahrunge­n gemacht. Die ZenMeditat­ion übe ich noch heute aus, und sie hilft mir sehr, bei mir zu sein. Ich durfte sogar das Phänomen erleben, dass ich Schmerzen ausblenden konnte.

Sie beten auch regelmäßig. Wepper: Ja, jeden Tag.

Was erwarten Sie sich davon? Ist das eher eine meditative Geschichte?

Wepper: Nein. Das Beten hilft mir im Hier und Jetzt zu sein. Das hat mich über viele Probleme, Sorgen und ich weiß nicht sonst was getragen. Ich fühle mich im Glauben und beim Beten gut aufgehoben.

Was wollen Sie in diesem Leben in jedem Fall noch machen?

Wepper: Weiterlebe­n!

Denken Sie manchmal auch ans Sterben oder den Tod oder verbieten Sie sich, vorzeitig damit auseinande­rzusetzen?

Wepper: Natürlich denke ich an den Tod. Ich bin ihm ja schon ein paarmal von der Schaufel gesprungen. Und ich wusste manchmal gar nicht, dass ich operiert wurde. Ich habe einiges überlebt: Zwei Herz-OPs und eine Sepsis beispielsw­eise. Das stärkt einen hinterher natürlich schon. Ich habe keine Angst vor dem Tod, aber eine Achtung davor, wie man stirbt. Und am Ende steht die Frage, ob das erträglich ist.

Am Ende noch mal ein leichteres Thema: Sie fahren gerne schnell Auto, heißt es. Wahr oder gelogen?

Wepper: Korrekt muss es heißen: Ich fahre gerne schnelle Autos. Das ist ein Unterschie­d. Ich bin einmal in meinem Leben über 300 Stundenkil­ometer schnell gefahren, das mache ich kein zweites Mal. Aber ich bin von technische­n Dingen wie Autos fasziniert. Bei meinem aktuellen Wagen freue ich mich sogar, wenn ich ihn in die Garage fahren darf.

Was ist es denn für ein Modell? Wepper: Ein Audi RS6 von Abt.

Diesel, Elektro oder Benziner? Wepper: Benziner. 740 PS. Er fährt in drei Sekunden von null auf 100. Aber ich fahre nicht schnell, ich fahre vorschrift­smäßig.

Was erzählen Sie Leuten wie den Kids von Fridays for Future, warum Sie so ein Auto fahren?

Wepper: Solche Leute kenne ich nicht. Aber im Ernst: Wer maximal Tempo 130 auf der Autobahn fahren will, kann das doch tun. Ich fahre halt gerne ein bisschen schneller. Ich habe das damals bei der Ölkrise erlebt. Da durfte man nicht schneller als 130 fahren. Ich hatte damals einen Porsche, da bin ich ja fast eingeschla­fen am Steuer.

Also ein Tempolimit bei 120 wäre nichts für Sie?

Wepper: Ich fahre 50, fahre 60 oder auch 80. Aber ich meine, es macht auch Spaß, mal schneller zu fahren.

Fritz Wepper, 79, gehört zu den be‰ kanntesten deutschen Schauspie‰ lern. Der Münchner spielt in der po‰ pulären ARD‰Serie „Um Himmel Willen“(ab nächsten Dienstag) den Bürgermeis­ter Wolfgang Wöller.

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Foto: Tobias Hase, dpa Fritz Wepper ist einer der bekanntest­en deutschen Schauspiel­er. Die Serie „Um Himmels Willen“, in der Wepper viele Jahre lang ein Millionenp­ublikum begeistert­e, endet nun allerdings.

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