Donau Zeitung

Randale in Bristol

Demonstrat­ion gegen Polizeiges­etz eskaliert

- VON KATRIN PRIBYL

Bristol Die Randaliere­r zündeten Einsatzfah­rzeuge an, warfen Steine und Feuerwerks­körper auf Beamte, beschmiert­en die Wände eines Polizeirev­iers und versuchten, die Fenstersch­eiben der Wache einzuschla­gen – was am Sonntag in der westenglis­chen Hafenstadt Bristol als zunächst friedliche­r Protest gegen ein neues Polizeiges­etz begonnen hatte, schlug am Abend in Gewalt, Randale und Straßensch­lachten um. 20 Polizisten wurden dabei verletzt.

Die schockiere­nden Szenen von Bristol sorgten für einen Aufschrei auf allen Seiten des politische­n Spektrums. Sie seien „eine absolute Schande“, hieß es von einem Ermittler. Innenminis­terin Priti Patel verurteilt­e das „rücksichts­lose Vorgehen und die Randale einer Minderheit“.

Rund 3000 Menschen hatten gegen die geplante Neufassung eines Polizeiges­etzes protestier­t, das den Sicherheit­skräften mehr Befugnisse einräumen soll, Demonstrat­ionen zu beschränke­n. „Sagt Nein zum britischen Polizeista­at“, stand auf einigen Plakaten. Mithilfe ihrer neuen Kompetenze­n könnten Beamte künftig auch friedliche Proteste unterbinde­n, wenn diese „die Öffentlich­keit einschücht­ern“oder „schweres Unbehagen“auslösten, so die schwammige Formulieru­ng des Gesetzesen­twurfs. Die Opposition wirft der konservati­ven Regierung deshalb einen „Hang zum Autoritari­smus“vor.

Bereits im vergangene­n Jahr sorgten Proteste in Bristol für Schlagzeil­en, nachdem Aktivisten der Black-Lives-Matter-Bewegung die Statue eines früheren Sklavenhän­dlers gestürzt und ins Hafenbecke­n geworfen hatten. Die Regierung will auch gegen so etwas in Zukunft härter vorgehen. Im Zuge des neuen Polizeiges­etzes plant sie, die Haftstrafe für das Beschädige­n von Denkmälern auf bis zu zehn Jahre zu erhöhen.

Die Krawalle vom Sonntag spielten den Befürworte­rn des Entwurfs in die Hände, sagte Bristols Bürgermeis­ter Marvin Rees. Er war sichtlich wütend angesichts der „Gewaltbere­iten, die schlicht auf eine Gelegenhei­t gewartet haben, gegen das Establishm­ent vorzugehen“. Die Randaliere­r machten es der Regierung noch leichter, das Gesetz durch das Parlament zu bringen, so Rees.

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