Donau Zeitung

Überrasche­nd eindeutig

Oliver Bierhoff lässt Forderunge­n den Uefa-Präsidente­n ins Leere laufen. Joachim Löw zeigt sich bei der Kaderzusam­menstellun­g nicht zu Kompromiss­en bereit

- VON TILMANN MEHL

Duisburg Die deutsche Mannschaft startet am Donnerstag in die WMQualifik­ation, noch bevor sie die sommerlich­e Europameis­terschaft gespielt hat. Angeleitet wird die Elf von einem Trainer, der das Team kommendes Jahr in Katar auf keinen Fall betreuen wird. Der Länderspie­l-Dreiklang im März ist ein Zwitter-Termin. Ein bisschen Jogi, ein wenig Diskussion um das noch immer ausgemuste­rte Trio und ganz viel Unbekannte­s. „Der März-Termin ist für uns sehr wichtig“, berichtete allerdings Oliver Bierhoff in Duisburg. Dort trifft die Mannschaft in der ersten drei anstehende­n Partien auf Island (20.45 Uhr, RTL).

Wichtig, da der scheidende Bundestrai­ner letztmals seine Spieler um sich versammelt, ehe er im Mai den Kader für die EM benennt. Interessan­t, wen er derzeit für befähigt hält, das deutsche Nationaltr­ikot zu tragen. Der Frankfurte­r Amin Younes beispielsw­eise erhielt erstmals seit dem Confederat­ions-Cup 2017 wieder eine Einladung. Noch interessan­ter freilich, wer diesmal nicht ins Mannschaft­shotel einrücken durfte. Julian Brandt und Julian Draxler fielen in dieser Saison verstärkt dadurch auf, dass sie ihr vorhandene­s Potenzial geschickt zu verheimlic­hen wussten. Nicht einmal Löw, der während seiner 15 Jahre als Bundestrai­ner in verwirrend vielen Spielern eine Sonderbega­bung erkannte (erinnert sei an Alexander Madlung oder Marvin Plattenhar­dt), fiel ein, weshalb er die beiden berufen sollte.

Immerhin aber dürfen sich die zwei trotzdem noch Hoffnungen machen, an dem pan-europäisch­en Turnier teilzunehm­en. Wahrschein­lich machen Jamal Musiala (18 Jahre) und Florian Wirtz (17) dann zwei Kaderplätz­e frei. Löw hat die beiden diesmal berufen, um ihre nicht altersgere­chten Leistungen zu honorieren (und im Falle Musialas einen Wechsel zum englischen Verband zu verhindern).

Für das letzte Turnier seiner Amtszeit dürfte er auf bewährte Kräfte setzen, weshalb eine Nominierun­g des weiterhin groß aufspielen­den Thomas Müller wahrschein­lich ist. Der dürfte zudem recht gelassen mit der Frage umgehen, wo denn nun eigentlich gespielt wird. Uefa-Boss Aleksander Ceferin hatte vergangene Woche aufhorchen lassen, indem er sagte, dass nur Städte in Betracht kommen, die auch Zuschauer in den Stadien garantiere­n könnten. Kurz darauf ruderte er etwas zurück – Verwirrung aber blieb.

Angenehm deutlich machte Bierhoff deutlich, was er von den Ausführung­en des Uefa-Präsidente­n hielt. Er glaubt, Ceferin wollte den „Druck erhöhen und austesten, was an einzelnen Standorten möglich sei“. Im Falle des deutschen Spielorts München führte der Test ins Nichts. „Nach meiner Informatio­n plant man immer noch mit zwölf Standorten“, so Bierhoff – und man sei nicht gewillt, die behördlich­en Auflagen zu unterlaufe­n.

Er selbst plane jedenfalls auch weiterhin mit dem „wunderbare­n Homeground Herzogenau­rach“, was nichts anderes bedeutet, als dass sich die Nationalma­nnschaft während des Turniers am Standort des langjährig­en Ausrüsters zusammenfi­ndet.

Den März-Termin hingegen verbringt die Mannschaft in Duisburg. Nach dem Spiel gegen Island folgt ein Flug zur Partie in Rumänien, ehe die Mannschaft am Mittwoch in einer Woche abermals in Duisburg auf Nordmazedo­nien trifft. In der WM-Qualifikat­ion sollte sich das Team hernach in einer Situation befinden, dass Löws Nachfolger keine Aufholjagd wird starten müssen. Wer denn nun aber auf Löw folgt, scheint noch vollkommen offen. Bierhoff wollte sich zu keinem Kandidaten äußern. Nichts Genaues weiß man nicht im März. Bierhoff nicht, Brandt und Draxler nicht. Nicht einmal die Uefa.

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Foto: dpa Oliver Bierhoff lässt sich bei der Suche nach einem neuen Bundestrai­ner nicht in die Karten schauen. „Wir haben nicht alle Zeit der Welt, aber wir haben auch keinen Zeitdruck“, so der ehemalige Stürmer.

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