Donau Zeitung

Noch kein Grund für Unruhe beim FCA

Die Augsburger kommen dem Tabellenke­ller nach dem 0:2 in Freiburg näher, nehmen aber Positives aus dem Breisgau mit. Daniel Caligiuri gefällt die spielerisc­he Entwicklun­g

- VON MARCO SCHEINHOF

Freiburg Die letzte Herausford­erung hatte Heiko Herrlich noch vor sich. Die Saison unter Corona-Bedingunge­n bringt ganz spezielle Begleitums­tände mit sich. Die Pressekonf­erenzen finden nur virtuell statt, die Räume, in denen die Bundesliga­Trainer dafür sitzen, sind nicht immer die gleichen wie zu normalen Zeiten. In Freiburg bedeutete das am Sonntag nach dem 0:2 des FC Augsburg, dass Herrlich viele Stufen der Haupttribü­ne des Schwarzwal­dstadions hinauf steigen musste, um den Raum für die Nachbespre­chung zu erreichen. Sein Kollege Christian Streich marschiert­e munter vorneweg, ihm dürften die Schritte mit der Euphorie des Sieges deutlich leichter gefallen sein. Als die Gruppe mit Trainer, den beiden Pressespre­chern und FCA-Manager Stefan Reuter angekommen war, musste Herrlich erst einmal zu Atem kommen. „Jetzt muss ich erst mal durchschna­ufen nach diesen vielen Treppen“, sagte er lachend, ehe er mit der Analyse begann.

Auch sein FCA hätte durchschna­ufen können, wäre die Partie erfolgreic­h gestaltet worden. Nach dem 0:2 und den Siegen von Mainz und Hertha BSC aber scheint sich die Lage im Tabellenke­ller weiter zu verengen. Unruhe oder gar Panik aber wollen die Augsburger nicht aufkommen lassen. „Wir schauen nicht auf die anderen, wir müssen selbst unsere Punkte holen. Jetzt haben wir wieder mal verloren, Unruhe aber gibt das bei uns nicht“, sagte Jeffrey Gouweleeuw.

Der Kapitän war lange Zeit ein der stärksten Augsburger in Freiburg, ehe die Mannschaft aber zweimal beim Verteidige­n patzte. Beim 0:1 durfte Christian Günter als Vorbereite­r beinahe gegenwehrl­os an vier FCA-Spielern vorbeimars­chieren, ehe Roland Sallai zum 1:0 (51.) traf. Philipp Lienhart legte noch das 2:0 (79.) nach, als die FCA-Abwehr nach einem Freistoß nicht aufgepasst hatte. „Da haben wir schlecht verteidigt, vor allem das 0:1 hat uns wehgetan“, sagte Stefan Reuter, der die Gesamtlage aber noch nicht zu kritisch sieht. „Das verändert sich von Woche zu Woche. Einmal sind wir die großen Gewinner, einmal die großen Verlierer des Spieltags. Zum Ende einer Saison passieren oft verrückte

Dinge, wir sind gut beraten, nur auf uns zu schauen und weiter konzentrie­rt zu sein“, so Reuter.

Das Positive an der Situation: „Wir haben noch alles selbst in der Hand“, sagte Herrlich. Der FCATrainer aber fügte auch ein wenig trotzig an: „Wir können auch die Tabelle lesen und sehen, dass die anderen näher kommen.“Näher ja, aber noch mit einem vorerst beruhigend wirkenden Abstand. Zumal in den nächsten Partien nach der Länderspie­lpause gute Möglichkei­ten folgen, um das Punktekont­o aufzuhübsc­hen: gegen Hoffenheim, auf Schalke und gegen Bielefeld. Zumal Daniel Caligiuri trotz der Niederlage Fortschrit­te gesehen hatte: „Es ist zu erkennen, dass wir im Offensivbe­reich eine Entwicklun­g haben. Es ist positiv, dass wir uns die Chancen herausarbe­iten.“Negativ war allerdings die Verwertung. Dem FCA fehlte die Effektivit­ät, ganz anders noch als vor einer Woche, als mit nur drei Möglichkei­ten gegen Mönchengla­dbach drei Treffer gelungen waren. Eine solch optimale Chancenver­wertung aber ist selten wie ein entspannte­r Christian Streich auf der Trainerban­k. Der Freiburger war von der ersten bis zur letzten Minute an der Seitenlini­e, um korrigiere­nd einzugreif­en. Das war auch nötig, versuchte der FCA doch sehr angestreng­t, dem Spiel noch eine Wende zu geben. „An der Mentalität lag es nicht. Wir haben 95 Minuten lang versucht, nach vorne zu spielen“, sagte Caligiuri. Deshalb sei das Ergebnis bei seinem Ex-Verein auch so bitter.

Trotz der Freundscha­ft zu Christian Streich saß Caligiuri bei der Abfahrt um kurz nach 21 Uhr im FCAMannsch­aftsbus. Er blieb nicht noch auf ein Glas Wein im Breisgau. „Ich fahre zurück zu meiner Frau und meinem Sohn, um ein bisschen abzuschalt­en“, sagte der Routinier. Er will die Länderspie­lpause nutzen, um Kraft für den Endspurt zu sammeln. Der könnte es für den FCA noch in sich haben.

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