Donau Zeitung

Früher Flugbeglei­terin, bald Pflegefach­frau

Wegen der Corona-Pandemie suchte sich Natalie Heis eine andere Arbeit. Jetzt lernt sie in Dillingen

- VON CORDULA HOMANN

Am Aschermitt­woch hat sie begonnen: die Fastenzeit. Viele Menschen im Landkreis Dillingen nutzen diese Tage als Gelegenhei­t, um Vorsätze zu fassen. Mutige Schritte, geplante Veränderun­gen und Geschichte­n über bereits gewagte Neuanfänge stellen wir in den nächsten Wochen vor.

Dillingen Gut ein Jahr ist es her, da wechselte Natalie Heis den Job. Die Flugbeglei­terin, die für eine Schweizer Firma arbeitete, bewarb sich bei der Lufthansa. Die Zusage hatte sie schon. Da kam das Coronaviru­s und plötzlich war alles anders.

„Das Virus hat mich dazu gebracht, neue Wege zu gehen“, sagt die 24-Jährige. Derzeit macht sie eine dreijährig­e Ausbildung zur Pflegefach­frau in Dillingen. In der neuen Ausbildung sind Kinder-, Gesundheit­s-, Kranken- und Altenpfleg­e inbegriffe­n. „Das war ein krasser Wandel“, sagt die junge Frau am Telefon.

Doch nachdem alle Airlines vor einem Jahr am Boden blieben, fragte sie sich: „Will ich so leben, immer mit dieser Unsicherhe­it, wann es weitergeht – so in der Luft hängend?“Die Antwort war Nein. Dann meinte die beste Freundin, Gesundheit­s- und Krankenpfl­egerin: „Natalie, mein Beruf würde auch gut zu Dir passen.“Eine Freundin der Mutter hatte die Ausbildung in Dillingen schon gemacht und riet der 24-Jährigen, sich zu bewerben. Ein Praktikum an der Ulmer Uniklinik überzeugte die Günzburger­in dann vollends davon, dass die neue Perspektiv­e eine gute ist. „Mir hat das so gut gefallen. Und ich wollte ja immer etwas mit Menschen machen; bloß nicht im Büro sitzen“, erzählt sie begeistert. Schichtarb­eit war sie gewohnt, und bei der Familie zu bleiben, was der Grund für die Kündigung in der Schweiz war, ging jetzt auch. Dennoch sind die Unterschie­de zwischen den beiden Berufen groß. „Mit dem Fliegen verbindet man viel Positives; mit dem Krankenhau­s viel Leid. Das war anfangs schwer für mich. Aber ich lasse so schnell nichts an mich ran.“

Die Freundin und die Familie helfen bei Sorgen. Anfangs hat Heis das Fliegen sehr vermisst. Dass auch sonst niemand fliegt, mache es leichter. Und die Branche sei schon vor Corona eine sehr unsichere gewesen. Daher kann sich die junge Frau auch unter anderen Umständen nicht vorstellen, zurückzuke­hren. Sie würde sich nur wünschen, dass ihr neuer Beruf in der Gesellscha­ft besser anerkannt wird. Dabei werde jeder mal alt, könne jeder mal krank werden und lande im Krankenhau­s. Die Mitarbeite­r dort hätten sehr viel Arbeit. Diese werde an sich gar nicht schlecht bezahlt – aber für das, was man leistet sei es wenig.

Der neue Beruf sei toll, weil man so viel Positives erfahre. Deswegen wollte Heis auch erst Krankenpfl­egerin werden. „Aber jetzt bin ich gerade in einem Pflegeheim in Altenmünst­er, und da gefällt es mir auch super“, sagt sie und lacht. Man lerne nie aus, das mache die Arbeit auch so spannend. Am Krankenhau­s werde medizinisc­her gearbeitet, im Heim stehe die Grundpfleg­e im Vordergrun­d.

Am Krankenhau­s wechseln die Patienten laufend, in einer Seniorenei­nrichtung baut man eher den Bezug zu den Betreuten auf. Als ehemalige Flugbeglei­terin tut sich die junge Frau leicht, in Kontakt mit Fremden zu treten. Viele ehemalige Kollegen haben ebenfalls die Branche

Die Unsicherhe­it war groß

Bezahlung sei nicht schlecht

gewechselt und arbeiten jetzt im Pflege- oder im Rettungsdi­enst, erzählt die Günzburger­in. Das habe sie auch überrascht. Wer jetzt noch bei einer Fluglinie arbeite, erhalte Kurzarbeit­ergeld und steige vielleicht noch ein Mal pro Monat in ein Flugzeug. „Das ist nicht das Wahre.“

 ?? Foto: Heis ?? Natalie Heis aus Günzburg macht in Dil‰ lingen eine Ausbildung zur Pflegefach‰ kraft.
Foto: Heis Natalie Heis aus Günzburg macht in Dil‰ lingen eine Ausbildung zur Pflegefach‰ kraft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany