Donau Zeitung

Schülerinn­en und Schüler als Lehrer gesucht

Manche Grundschul­kinder mit Migrations­hintergrun­d brauchen Unterstütz­ung. Wer hilft im Landkreis?

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Dillingen Die gute Nachricht: Bislang sind nur wenige Geflüchtet­e in Dillingen am Coronaviru­s erkrankt. Das teilte der Helferkrei­s Asyl/Migration Dillingen mit. Die schlechte Nachricht: der Distanzunt­erricht. Eine große Herausford­erung stelle die Nachhilfe dar. Gebeten werden vor allem Schüler höherer Klassen in den Gymnasien oder Realschule­n, Grundschul­kindern Nachhilfe zu geben. So könnten entstanden­e Defizite kompensier­t und ein wichtiger Beitrag für die Integratio­n der Geflüchtet­en geleistet werden, appelliert Koordinato­r Georg Schrenk. Er sei froh, dass in Dillingen noch einige Ehrenamtli­che trotz Corona weiterhin die Integratio­n unterstütz­en. Hierbei gehe es zum Beispiel um Beantragun­g einer Niederlass­ungserlaub­nis oder Hilfe bei der Wohnungssu­che.

Für Barbara Brüning, seit Jahren engagiert, sind aus der anfänglich­en Bereitscha­ft, zu helfen, über die Jahre Freundscha­ften entstanden. Mit jeder Begegnung, so Brüning, „habe ich gelernt und lerne ich immer wieder Neues“. Nachrichte­n aus anderen Ländern, besonders aus den Konfliktre­gionen, hätten ihren Blick auf die Welt verändert. Gerade der Kontakt zu Geflüchtet­en trage dazu bei, ihre Kultur, aber auch die Sorgen von Menschen, die ihre

Heimat verlassen mussten, besser zu verstehen. Die ehrenamtli­che Flüchtling­sarbeit ist nach Überzeugun­g des Helferkrei­ses die Grundlage für Integratio­n. Eine Herausford­erung, die von den staatliche­n Stellen

kaum geleistet werden kann. „Hier kann jeder, der sich für unsere Gesellscha­ft ehrenamtli­ch betätigen will, eine interessan­te Aufgabe finden“, so der Dillinger Koordinato­r. Schrenk meint, die Integratio­nsbemühung­en mancher Langzeitge­duldeten würden oft unzureiche­nd gewürdigt. Da sei zum Beispiel eine Familie, die seit fünf Jahren in Dillingen lebt, deren Kinder die Schule besuchen, gut Deutsch sprechen und wahrschein­lich abgeschobe­n werden. Schrenk empfindet es als einen Schlag ins Gesicht der Betroffene­n, wenn die zuständige­n Stellen keine humaneren Lösungen finden.

Zudem würden Geflüchtet­e immer wieder mit Rassismus konfrontie­rt – sei es im Job oder in der Freizeit. So komme es vor, dass Geflüchtet­e an ihren Arbeitsplä­tzen darunter leiden oder dort besonderer Beobachtun­g unterliege­n. Selbst bei der Wohnungssu­che wird dies gelegentli­ch sichtbar. „Geflüchtet­e sind keine Heiligen. Sie werden auf festgestel­lte Mängel und Fehler von den Ehrenamtli­chen deutlich hingewiese­n“, erklärt Schrenk. Dabei sollten die Kritiker nicht vergessen, welchen Weg sie hinter sich haben: Kriegs-, Terror- und Fluchterfa­hrungen lassen sich nicht über Nacht verdrängen.

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Foto: Schrenk Franz Brichta, ehemaliger Dillinger Un‰ ternehmer (links), mit einem Auszubil‰ denden beim Lernen.

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