Donau Zeitung

Dessous‰Designerin hat ihr Atelier in Lauterbach

Céline Marie Wenninger kehrt nach ihrem Studium in London und Design-Jobs bei großen Marken wie Hunkemölle­r in die Heimat zurück. Sie entwirft feinste Wäscheträu­me für Boutiquen in der ganzen Welt

- VON ELLI HÖCHSTÄTTE­R

Lauterbach Es ist dieser feine Akzent. Diese Sprachfärb­ung, die sich Menschen aneignen, die jahrelang Englisch gesprochen haben. Wenn Céline Marie Wenninger von ihren aufregende­n Jahren in London und Amsterdam berichtet, lässt diese Akzentuier­ung aufhorchen.

Es ist nicht nur die Sprache, die sich bei der 26-Jährigen in den vergangene­n Jahren verändert hat. Die zierliche Frau, die in Lauterbach aufgewachs­en ist, tauchte ein in die kreativ-künstleris­che Welt des Dessous-Designs. Sie absolviert­e das London College of Fashion mit einer erstklassi­gen Abschlussa­rbeit und arbeitete für renommiert­e HauteCoutu­re-Designer wie Iris von Herpen oder für die große und bekannte Dessous-Marke Hunkemölle­r.

Die überrasche­nde Wende in ihrem Leben zwischen Shows in Paris und dem Einkleiden von Stars wie Daphne Guinness ist die Heimkehr ins ländliche Lauterbach. Hier in dem hübschen Einfamilie­nhaus ihrer Eltern hat sich die Designerin mit den langen hellbraune­n Locken im Dachgescho­ss ein Atelier eingericht­et. Es gibt eine schwarze Wand mit ästhetisch­en Schwarz-Weiß-Aufnahmen ihrer Kollektion, zwei Nähmaschin­en stehen auf einem Tisch, und vor dem Fenster steht der weiße Schreibtis­ch mit dem Laptop.

Es ist ein Raum, der zu dieser Frau passt. Céline Marie Wenninger trägt an diesem Tag Schwarz, von den Pumps über den Rock bis zum Pulli. Der Hingucker ist neben ihren Tattoos ein breiter Gürtel mit Goldelemen­ten, der an ein Mieder erinnert. „Ich liebe Corsagen und Mieder“, sagt sie.

Innerhalb weniger Wochen hat sie sich diesen hellen Raum eingericht­et. „Ich bin ungeduldig, bei mir muss immer alles schnell gehen“, erklärt sie. Hinter der Ungeduld stecken eine gehörige Portion Energie und eine schier endlose Begeisteru­ng für alles Kreative, Künstleris­che. Diese hat sie in den vergangene­n Jahren ausgelebt. Im Studium, bei FashionSho­ws, in der Zusammenar­beit mit Models, Fotografen und anderen Künstlern. Die Folge: Viele Reisen, internatio­nale Kontakte und Koffer und Kartons, die meist auf drei Länder verteilt waren. „Nun habe ich endlich einmal alles an einem Ort“, sagt sie. Nach all dem Trubel genieße sie es, Zeit mit ihrer Familie zu verbringen. Ein weiterer Pluspunkt: In Lauterbach kann sie sich voll und ganz auf ihre Arbeit und den Aufbau ihrer Marke konzentrie­ren.

Mit ihrem Label knüpft sie an die Familienge­schichte an. Sie, die sich in der Welt der Dessous als Céline Marie einen Namen gemacht hat, taufte ihre Marke „hervé“. „Das ist der Mädchennam­e meiner Mutter“, erklärt die Designerin. Dieser bretonisch­e Begriff könne mit Kämpfer übersetzt werden. Genau das passe zu ihren Dessous. Sie will Frauen darin bestärken, sich anzunehmen und sich selbst zu lieben, auch wenn sie nicht perfekt seien. Dass Frauen

„Kämpferinn­en“für ihre Sache sind und sich durchboxen. Die Designerin ist überzeugt, dass „man es ausstrahlt, wenn man schöne Unterwäsch­e trägt, weil es einem im Unterbewus­stsein ein anderes Gefühl gibt“.

Ein Teil ihres Talents wurde ihr vermutlich mit in die Wiege gelegt. Ihre Mutter ist eine gebürtige Französin aus der Bretagne, die der Liebe wegen nach Lauterbach kam. Ihre Mutter habe sie in ihrer Kreativitä­t immer gestärkt und gefördert. Hinzu kommt, dass Céline Marie Wenninger eisern ihre Ziele verfolgt, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Als Jugendlich­e hatte sie beispielsw­eise gerne Porträts gezeichnet. Obwohl es ihr am Anfang schwerfiel, gab sie nicht auf. Sie übte so lange, bis sie es konnte.

Diese Geradlinig­keit, gepaart mit dem Willen, hart zu arbeiten und viel zu lernen, half ihr auf dem Weg zur anerkannte­n Dessous-Designerin, die sich in Fachkreise­n einen Namen gemacht hat.

Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es internatio­nale Erfahrung. Gleich nach dem Abitur, das sie am Bonaventur­a in Dillingen ablegte, ging Céline Marie Wenninger nach London. Sie arbeitete dort in einer Familie und stieß zufällig auf einen Kurs, bei dem es um das Maßschneid­ern von Unterwäsch­e ging. Eine Entdeckung, die sie nachhaltig prägte. Denn eigentlich wollte sie Modedesign studieren. Doch sie fand heraus, dass es einen kompletten Studiengan­g für Unterwäsch­eDesign gab. Sie setzte alles auf eine

und bewarb sich dafür. Mit Erfolg: Sie gehörte zu den 30 Glückliche­n, die unter den rund 800 Bewerbern ausgewählt wurden.

Während des Studiums bekam Céline Marie Wenninger die große Chance, für Iris van Herpen in Amsterdam zu arbeiten. „Die Zeit hat mich sehr inspiriert und ich lernte einige tolle Leute kennen. So habe ich beispielsw­eise die Game-ofThrones-Schauspiel­erin Gwendoline Christie einkleiden dürfen.“Hinzu kamen weitere Praktika, unter anderem bei „Agent Provocateu­r“in London, einem der bekanntest­en Unterwäsch­e-Häuser in England. Dort bekam sie einen Vertrag, noch bevor sie an ihre Abschlussa­rbeit in ihrem Studium ging.

Nach einem Jahr bei „Agent Provocateu­r“wechselte sie zu Hunkemölle­r in Amsterdam und somit von Haute Couture in den kommerziel­len Bereich. Sie lernte das Entwerfen und Zeichnen unter enormem Zeitdruck. Für sie kein Problem. „Stress ist für mich nicht negativ“, sagt sie. Bereits bei Hunkemölle­r arbeitete sie nebenbei am Aufbau ihrer Marke. Im Studium hatte sie gelernt, wie man ein eigenes Label aufzieht und am Markt etabliert. So setzt Céline Marie Wenninger bei hervé unter anderem auf Nachhaltig­keit. Sie verwendet nachhaltig­e Stoffe wie Bambus und Peace-Silk. Die spezielle Spitze bezieht sie aus Frankreich und eben nicht aus China. Sie will Nachhaltig­Karte keit und Ästhetik kombiniere­n. Ihr Konzept scheint aufzugehen. „Ich habe gerade mehr als genug Aufträge.“Ihre Dessous verkauft sie weltweit an spezielle Boutiquen. Derzeit näht sie ihre Produkte alle selbst, da diese von der Machart her sehr speziell sind. Ein BH kann da schon mal aus 30 Teilen bestehen.

Obwohl sich die 26-Jährige in Lauterbach wohlfühlt, hat sie einen Traum. „Ich will mich in Paris etablieren. Dort fühle ich mich einfach wohl.“Wenn dieser Wunsch in Erfüllung gehen sollte, wird sich der Akzent von Céline Marie Wenninger wohl noch einmal verändern.

ODessous von Céline Marie Wenninger gibt es unter www.celine‰marie.com

 ?? Foto: Wenninger ?? In Lauterbach hat sich Céline Marie Wenninger ihr Atelier eingericht­et. Hier entwirft und näht sie Dessous für Boutiquen in der ganzen Welt.
Foto: Wenninger In Lauterbach hat sich Céline Marie Wenninger ihr Atelier eingericht­et. Hier entwirft und näht sie Dessous für Boutiquen in der ganzen Welt.
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Fotos (2): Kevin Wenninger Eine ruhige Hand und Können sind beim Nähen wichtig.
 ??  ?? Zeichnen, gestalten, kreativ sein – dafür brennt die 26‰jährige Designerin.
Zeichnen, gestalten, kreativ sein – dafür brennt die 26‰jährige Designerin.
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Foto: Alys Tomlinson An der Schneiderp­uppe geht es an die Details.

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