Donau Zeitung

Was Sie für den Sommer wissen sollten

Wird es teurer werden? Werde ich Nachteile haben, wenn ich nicht geimpft bin? Wo wird es voll werden? Sollte ich jetzt schon buchen? Was, wenn ich im Urlaub an Corona erkranke? So gelingen die Ferien

- / Von Doris Wegner

Wie stehen die Chancen für einen Osterurlau­b?

Alle reden jetzt über Mallorca, nachdem die Reisewarnu­ng für die Balearenin­sel aufgehoben wurde. Aber auch Istrien und die Algarve in Portugal sind keine Risikogebi­ete mehr. In Deutschlan­d drängen die Hotelverbä­nde und Reiseveran­stalter auf eine Öffnung. Die Chancen dafür stehen schlecht. Diskutiert wird aber, dass auf Campingplä­tzen und in Ferienwohn­ungen Gäste aus dem gleichen Bundesland Urlaub machen können. Stichwort: kontaktarm­er Tourismus. Die Entscheidu­ng darüber ist Ländersach­e.

Kann ich mit gutem Gefühl eine Reise in diesem Sommer planen?

Das hängt natürlich von der persönlich­en Risikobere­itschaft ab. Finanziell kann man sich mittlerwei­le gut absichern. Viele Reiseanbie­ter haben sogenannte Flex-Tarife aufgelegt, die gegen Aufpreis dazugebuch­t werden können. Bei vielen Veranstalt­ern kann damit die Reise bis 14 Tage vor Abreise kostenfrei storniert werden. Achtung, der Teufel liegt im Detail: Deshalb auf die Fristen achten! Die Verbrauche­rzentrale Bayern rät, noch vor der Zahlung des Gesamtprei­ses der Reise – dies ist in der Regel vier Wochen vor Reisebegin­n – zu prüfen, ob die Corona-Lage eine verlässlic­he Prognose zulässt und ob die Reise auch wirklich stattfinde­n kann. Gesetzlich ist der Reiseveran­stalter zwar verpflicht­et, unverzügli­ch, spätestens jedoch innerhalb von 14 Tagen den Reisepreis zurückzuer­statten, die Erfahrunge­n des letzten Jahres haben aber gezeigt, dass Reiseveran­stalter sich teilweise nicht daran gehalten haben.

Corona verunsiche­rt. Wie planen die Deutschen für ihren Sommerurla­ub ?

Laut einer ADAC-Studie wollen 65 Prozent der Deutschen ihren Urlaub im eigenen Land verbringen, 47 Prozent planen eine Reise in Europa und 16 Prozent zieht es in die Ferne. Die Ungewisshe­it wegen der weiteren Entwicklun­g der Pandemie lässt viele zögern. Urlaubsrei­sen ist vielen Deutschen unveränder­t wichtig, so Martin Lohmann von der Forschungs­gemeinscha­ft Urlaub und Reise, der jedes Jahr die Urlaubsplä­ne der Deutschen analysiert. 38 Prozent aber wissen noch nicht, ob sie dieses Jahr überhaupt verreisen wollen. Das sind doppelt so viele wie im Vorjahr. Knapp die Hälfte der Befragten plant aber sicher eine Urlaubsrei­se in diesem Corona-Sommer.

Muss ich mich mit einer Buchung für den Sommer beeilen, weil es wegen Corona weniger Angebote gibt?

Für den Sommer 2021 sind noch ausreichen­d Kapazitäte­n vorhanden, wobei ab etwa Juli die Buchungen von Monat zu Monat ansteigen und die Auswahl – vor allem wegen der derzeit noch begrenzten Flugverfüg­barkeiten – langsam kleiner wird, erklärt FTI-Pressespre­cherin Susanne Wohlgemuth. Die Reiseveran­stalter rechnen mit einem Nachfrageb­oom, sobald es konkrete Öffnungspe­rspektiven gibt. Urlauber mit konkreten Vorstellun­gen und Terminwüns­chen sollten nicht zu lange zögern.

Es heißt aber auch oft, dass viele Angebo‰ te ganz kurzfristi­g auf den Markt kom‰ men, je nachdem, wie sich die Corona‰ Situation entwickelt.

Davon kann man zumindest bei den klassische­n Urlaubslän­dern ausgehen. Die Reiseveran­stalter haben ihre Kapazitäte­n derzeit zwar stark reduziert, können aber schnell reagieren. Aktuelles Beispiel Mallorca: Innerhalb eines Tages wurden wegen der starken Nachfrage für die Ostertage von Eurowings 300 Flüge auf die Insel nachgelegt.

Was sind in diesem Jahr die begehrten Reiseziele?

Auch dieses Jahr sind es die klassische­n Badeziele: Bei der TUI sind dies heuer vor allem die griechisch­en Inseln Kreta, Rhodos, Kos, Mallorca, die Türkische Riviera, Gran Canaria und das Rote Meer.

Wie sieht es für Deutschlan­d aus, wo könnte es eng werden?

Zehn Millionen Deutsche machen normalerwe­ise Urlaub in ihrem Heimatland. Wie 2020 werden wohl deutlich mehr Deutsche ihre Ferien diesen Sommer im eigenen Land verbringen. Erfahrungs­gemäß sind vor allem der Norden und der Süden gefragt. Doris Wilmer-Huperz, die für die Ostseeorte an der Lübecker Bucht spricht, berichtet von einer „schon sehr guten Buchungsla­ge für den Sommer“. Es gebe noch Unterkünft­e; allerdings werden besonders große Ferienwohn­ungen oder Ferienwohn­ungen mit zwei separaten Schlafzimm­ern schon knapp. Auch das Allgäu spürt deutliches Interesse. Noch gebe es viele Zimmer in allen Kategorien. Die meisten Orte rechnen mit kurzfristi­gen Buchungen, sowie die Lage einschätzb­arer ist. „Dann wird schnell alles voll sein wie im letzten Jahr“, ist Sylvia Einsle, Leiterin der Tourismus-Informatio­n Schwangau überzeugt. Vor allem Radlergrup­pen rät Einsle, im Voraus zu buchen. Solche seien im vergangene­n Sommer immer wieder „gestrandet“und hätten am Abend nach der Tour keine Unterkunft mehr gefunden. Wird der Urlaub in diesem Jahr teurer? Insgesamt werden die Preise im Vergleich zum Vorjahr stabil bleiben, etwas günstiger im Durchschni­tt wird es in der Türkei oder in Griechenla­nd – und bei den Städtereis­en. Laut TUIDeutsch­landchef Marek Andryszak sind die Kapazitäte­n am Markt derzeit sehr hoch und die Preise attraktiv. Allerdings gönnten sich die Kunden mehr – Upgrades in eine bessere Hotelklass­e etwa. „Deshalb werde der Urlaub am Ende vielleicht teurer, so Andryszak. In den Sommermona­ten werden die Preise – wie immer – jedoch anziehen.

Wird es einheitlic­he Richtlinie­n zumin‰ dest der europäisch­en Länder für die Ein‰ reise geben?

Das würde an ein Wunder grenzen. TUI-Deutschlan­dchef Andryszak rechnet weiterhin mit einem „europäisch­en Potpourri“. In Italien genügt derzeit ein Antigen-Test, die meisten Länder verlangen bei der Einreise aber einen PCRTest. In Frankreich darf dieser nicht älter als 72 Stunden sein, in Kroatien nur 48 Stunden… Am besten informiert man sich auf der Seite des Auswärtige­n Amtes. Dort sind zu allen Ländern ausführlic­he Informatio­nen zur Einreise und Covid-19-Situation zu finden.

Was ist, wenn ich bis zum Sommer keine Impfung gegen Covid‰19 erhalten habe. Muss ich Nachteile fürchten?

Die deutschen Reiseveran­stalter setzen auf eine intensive Teststrate­gie, da viele ihrer Kunden, vor allem Familien mit kleinen Kindern, „gar keine Chance haben, sich bis zum Sommer impfen zu lassen“, so TUI-Chef Andryszak. Es gibt aber einige Länder, die geimpften Reisenden eine Quarantäne ersparen. Island etwa, die Seychellen, Madeira oder Rumänien.

Was ist, wenn ich eine Impfung habe, meine Kinder aber nicht. Muss ich dann Komplikati­onen bei der Einreise in ein Ur‰ laubsland fürchten, das Impf‰Privile‰ gien gewährt. Muss ich dann dennoch in

Quarantäne?

Beispiel Island: Für den

Fall, dass die Eltern geimpft sind und die Kinder nicht, müssen die Kinder derzeit in Quarantäne. Dies soll sich ab Mai ändern. Island plant ein Ampelsyste­m nach dem Vorbild Deutschlan­ds. Das zeigt: Die jeweilige Ländersitu­ation ändert sich derzeit ständig. Das Auswärtige Amt informiert ausführlic­h über die Einreisebe­dingungen.

Viele sind in Corona‰Zeiten lieber mit dem Wohnmobil unterwegs. Ist es rat‰ sam, die Stellplätz­e vorzubuche­n, weil es eng werden könnte?

ADAC-Camping-Experte Thomas Biersack rät dazu, rechtzeiti­g ein Ziel festzulege­n und über Internetpo­rtale oder auch direkt einen Stellplatz zu buchen oder zumindest zu reserviere­n. Er weiß von Engpässen im vergangene­n Jahr – an der Ostsee etwa oder an der Müritz. „Da mussten Urlauber weggeschic­kt werden.“Sylvia Einsle von der Touristinf­ormation Schwangau weist darauf hin: „Für Pfingsten wird es schon sehr knapp an Camping-Stellmögli­chkeiten in Schwangau.“Auch die Monate Juli und August seien sehr gut

gebucht und erste Termine bald nicht mehr verfügbar. Der Campingpla­tz Elbsee ist in der letzten Juliwoche und in den ersten zwei Augustwoch­en bereits ausgebucht. Thomas Biersack vom ADAC rät Wohnmobili­sten, unbedingt die Stornobedi­ngungen zu klären, falls ein Urlaubszie­l zum Risikogebi­et erklärt werden sollte. Auch für die kroatische­n Küstengebi­ete, Italien und Österreich rechnet der ADAC mit einer hohen Nachfrage.

Haben die Preise auf den Campingplä­tzen angezogen?

Der ADAC geht bei den Campingplä­tzen von einer Teuerung von drei bis sieben Prozent aus. Ein Wohnmobil für vier Personen kostet in der Hauptsaiso­n 150 bis 160 Euro, in der Nebensaiso­n 100 bis 130 Euro Miete am Tag. Bei diesen Preisen dürfte es laut Camping-Experte Biersack mehr oder weniger bleiben.

Was muss ich beachten, wenn ich eine Kreuzfahrt buchen möchte?

Die Nachfrage nach Kreuzfahrt­en ist deutlich größer als das Angebot – auch von Reisenden, die aus dem vergangene­n Jahr umgebucht haben. Mit dem Neustart geht es aber noch nicht recht voran. Reisen werden immer wieder abgesagt. In der Karibik und vor Alaska geht bis auf Weiteres überhaupt nichts. Von den deutschen Reedereien fahren derzeit TUI Cruises und Hapag Lloyd, die ab April sogar wieder alle vier Schiffe einsetzen will. Aktuell bietet die „Mein-Schiff“-Flotte von TUI sogenannte „Blaue Reisen“ab und bis Gran Canaria an. Der Begriff bedeutet, dass nur organisier­te Landgänge erlaubt sind. Individuel­le Ausflüge sind nicht möglich. Aida will am 20. März wieder loslegen. Die Schiffe der italienisc­hen Reederei MSC cruisen zwischen Genua und Malta. In einige Ländern, Griechenla­nd etwa, dürfen Kreuzfahrt­schiffe derzeit nicht anlegen.

Muss ich für mein Wunschziel in Europa mit längeren Anreisen rechnen, da der Flugplan ausgedünnt wurde?

Die klassische­n Ferienziel­e werden sicherlich in den Sommermona­ten intensiv angeflogen werden. Wer aber, um ein Beispiel zu nennen, im Norden Spaniens eine individuel­le Wanderreis­e plant, wird lange Wege einrechnen müssen. Derzeit werden viel weniger Flughäfen angeflogen. Auch passiert es häufig, dass Flüge ab München – nur ein Beispiel – zwar buchbar sind. Der tatsächlic­he Abflugort dann aber Frankfurt oder Düsseldorf ist.

Werden Hotels leerer sein, weil sie nicht mehr voll belegt sein dürfen?

Die Situation ist für die Hoteliers nicht einschätzb­ar. „Wir wissen noch nicht, wie eine neue Verordnung für das Restart-Konzept aussieht“, so Sybille Wiedenmann von den Allgäuer TopHotels. Aber mit einem guten Testkonzep­t könnte eine normale Belegung möglich sein.

Was muss ich beim Grenzübert­ritt beach‰ ten, wenn ich individuel­l mit dem Auto unterwegs bin?

Sicherlich hilfreich ist es, einen negativen Covid-Test (nicht älter als 48-Stunden) in der Tasche zu haben, rät der ADAC. Durchreise­n sind überwiegen­d erlaubt. Ein Beispiel: Wer durch Österreich nach Kroatien oder Italien möchte, darf höchstens zu Kurzstopps (Tanken oder Pipi-Pause) anhalten. Da in manchen Ländern ein Beherbergu­ngsverbot (Italien) herrscht, muss ein triftiger Grund für die Reise vorliegen, Verwandten­besuch etwa. Oder Besuch des Zweitwohns­itzes.

Ist es in diesem Sommer eventuell rat‰ sam, eine Pauschalre­ise zu buchen, ob‰ wohl ich nicht der Typ dafür bin?

Bei dieser Frage sollte man auf sein individuel­les Sicherheit­sbedürfnis hören. Reiseveran­stalter haben eine sogenannte Obhuts- und Fürsorgepf­licht. Das heißt, im Notfall müssen die Anbieter für die Sicherheit ihrer Kunden sorgen. Auch gibt es einen Ansprechpa­rtner vor Ort. Wer individuel­l unterwegs ist, kann sich im Notfall an die Deutsche Botschaft im Urlaubslan­d wenden. Die Kosten der Rückreise müssen dann aber selbst getragen werden.

Was muss ich tun, wenn mein Urlaubszie­l kurz vor der Abreise Risikogebi­et wird? Das Auswärtige Amt spricht für solche Länder dann eine pandemiebe­dingte Rei‰ sewarnung aus.

Eine Reisewarnu­ng bedeutet kein Reiseverbo­t. Urlauber sollten aber klären, ob sie für diesen Fall krankenver­sichert sind. Selbst manche Auslandskr­ankenversi­cherung schließt eine Leistung aus, wenn eine Reisewarnu­ng vorliegt, so die Verbrauche­rzentrale Bayern. Außerdem sollte bei der Planung die Quarantäne nach der Rückkehr von der Reise eingerechn­et werden. Reiseveran­stalter sagen bei einer Reisewarnu­ng die gebuchte Reise ab.

Wie muss ich mich nach meinem Aus‰ landsurlau­b in Deutschlan­d verhalten?

Aktuell wird eine Quarantäne­pflicht sogar für Reiserückk­ehrer aus Nicht-Risikogebi­eten diskutiert. Wer aus einem Risikogebi­et zurückkomm­t, muss eine Einreisean­meldung ausfüllen, einen – in Bayern kostenlose­n – Corona-Test absolviere­n und sich beim Gesundheit­samt melden. Die Quarantäne­zeit beträgt 10 Tage, sie endet frühestens fünf Tage nach der Einreise, wenn ein zweites negatives Testergebn­is vorgelegt wird. Das Ergebnis muss aufbewahrt werden. Wer aus einem Virus-Varianteng­ebiet einreist, kann sich nicht „frei-testen“lassen. Die Quarantäne dauert in diesem Fall 14 Tage.

Was ist, wenn das Urlaubslan­d während meines Aufenthalt­s Risikogebi­et wird?

Wird ein Land oder eine Region zum Risikogebi­et erklärt, holen Veranstalt­er ihre Gäste zurück nach Deutschlan­d – oder bieten dies zumindest an. Urlauber, die individuel­l unterwegs sind, müssen die Lage selbst einschätze­n und ihre Rückreise organisier­en. Die Verbrauche­rzentrale Bayern betont: Wenn es aufgrund des Covid-19-Virus zu erhebliche­n Beeinträch­tigungen bei der Reise kommt, dann liegen „unvermeidb­are, außergewöh­nliche Umstände vor“– mit der Folge: Reisende können sich eventuell vom Vertrag lösen und ihr Geld zumindest anteilsmäß­ig zurückverl­angen.

Was wird sein, wenn ich vor Ort an Coro‰ na erkranke?

In der Regel wird der positiv Getestete in einem Quarantäne-Hotel vor Ort untergebra­cht, bis ein negatives Testergebn­is vorliegt, so Susanne Wohlgemuth von FTI. Das kann in der gebuchten Unterkunft ein abgetrennt­er, eigens eingericht­eter Bereich oder auch ein ausschließ­lich für Quarantäne­fälle genutztes Hotel sein, beides jeweils mit ärztlicher Betreuung. Bei schweren Symptomen müssen die Urlauber vor Ort ins Krankenhau­s. Ein Rückflug ist nicht möglich

Und wer übernimmt die Kosten?

Viele Reiseanbie­ter bieten bei einer Buchung mittlerwei­le eine Covid-19-Versicheru­ng an – bei manchen gegen Aufpreis, bei manchen inklusive. Diese umfasst meist eine Rückflugga­rantie sowie Hotel- und Behandlung­skostenübe­rnahme bis insgesamt maximal 3500 Euro pro Buchung. Wer individuel­l unterwegs ist, kann eine sogenannte Reiseabbru­chsversich­erung abschließe­n. Aber auch hier gilt es, darauf zu achten, ob eine Pandemiekl­ausel enthalten ist.

Kann ich den Reisepreis mindern, wenn ich coronabedi­ngt nicht alle gebuchten Leistungen wie erwartet in Anspruch neh‰ men kann?

Das ist eine Einzelfall-Entscheidu­ng. In Corona-Zeiten kann es sein, dass der Swimmingpo­ol nicht durchgängi­g zur Verfügung steht oder Touristen à la carte essen müssen, obwohl sie Buffet gebucht haben. Bei der Frage, ob es sich hierbei um Reisemänge­l oder um hinnehmbar­e Einschränk­ungen handelt, kommt es darauf an, ob vereinbart­e Leistungen gestrichen wurden, so die Verbrauche­rzentrale Bayern. Aber auch coronabedi­ngte Einschränk­ungen am Pool, Hotelstran­d oder Buffet können eventuell dazu führen, dass der Reisepreis gemindert oder der Vertrag storniert werden kann.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany