Schade um Bosz
Trainer-Entlassungen folgen einem Zyklus. Die Ersten müssen zum Beginn einer Spielzeit gehen, wenn deren Mannschaften im Tabellenkeller hängen. Die zweite Entlassungswelle rollt kurz vor Weihnachten, befeuert von der Hoffnung auf ein gutes neues Jahr. Die dritte kurz vor Saisonende, wenn den Klubs unten das Wasser bis zum Hals steht, und im gehobenen Drittel die Aussicht auf das internationale Geschäft verloren geht. Zu diesem Drittel gehört seit jeher Leverkusen, was den Klub automatisch unter Champions-LeagueAnwärter einordnet. Davon sind die Leverkusener als Tabellensechster derzeit aber beinahe hoffnungslos weit entfernt. Wolfsburg und Frankfurt nehmen die Plätze ein, die eigentlich Bayer zugedacht waren. Verfehlt eine Mannschaft mit den Ansprüchen der Leverkusener dort oben so weit ihr Ziel, muss der Trainer gehen. Das ist im vorliegenden Fall bedauerlich, denn Peter Bosz hat, zur Freude neutraler Beobachter, meist attraktiven Offensiv-Fußball spielen lassen. Zudem gewann der Niederländer mit seiner offenen, herzlichen Art auch abseits des Spielfeldes viele Sympathien. Nur Punkte hat er mit alldem zuletzt kaum gewonnen. Die Bayer-Bosse hätten gerne mit ihm weitergemacht, doch die sportliche Krise zwang sie zum Handeln. Die Muster des Zerfalls haben sich wiederholt.
Mit dem 39-jährigen Hannes Wolf und dem Leverkusener Urgestein Peter Hermann, 69, hat Bayer nun ein Gespann, dem zuzutrauen ist, dass es auf der letzten Etappe zum Saisonfinale den Karren nochmals in die Spur bringt.