Donau Zeitung

„Es ist bei uns was los in der Luft“

Die Diskussion um den Fluglärm von Kampfjets im Landkreis Dillingen geht weiter. Eine Leserin stellt auch eine Zunahme von Hubschraub­erflügen fest. Das sagt die Donauwörth­er Firma Airbus-Helikopter­s dazu

- VON BERTHOLD VEH

Landkreis Eine große Resonanz haben unsere beiden jüngsten Berichte über den Fluglärm von Kampfjets ausgelöst. Eine Leserin hatte wiederholt „eine ganze Armada von Flugzeugen“am Himmel über dem Landkreis Dillingen beobachtet und sich mit ihrer Klage über den Lärm an unsere Zeitung gewandt. Auf Facebook hielten die meisten Nutzer die Beschwerde für übertriebe­n. Nach dem ersten Bericht meldeten sich allerdings die Grünen und stellten fest, dass der Fluglärm von Kampfjets in der Region tatsächlic­h zugenommen habe. Aus einer Antwort des Bundesvert­eidigungsm­inisterium­s auf eine Anfrage der Grünen-Bundestags­abgeordnet­en Ekin Deligöz geht hervor, dass die Zahl der Starts und Landungen auf den umliegende­n Flugplätze­n von 2019 auf 2020 um 22 Prozent zugenommen hat. Gab es in Neuburg, Ingolstadt,

Laupheim und auf dem Lechfeld 2019 noch insgesamt 20.529 Flugbewegu­ngen, waren es laut Verteidigu­ngsministe­rium im vergangene­n Jahr 25.100.

Der Anstieg habe mehrere Gründe, erklärte ein Sprecher der Luftwaffe. So habe man an den Standorten Neuburg und Laupheim im vergangene­n Jahr aufgerüste­t, weshalb der Bundeswehr dort mehr Maschinen für ihre Flüge zur Verfügung standen. In Laupheim wurden Helikopter der Typen CH-53 und H145M stationier­t, in Neuburg Eurofighte­r-Kampfflugz­euge. „Hinzu kommt, dass coronabedi­ngt in 2020 kaum Verlegunge­n und mehrtägige Übungen an anderen Standorten im In- und Ausland stattfande­n. Somit wurde beinahe der gesamte militärisc­he Flugbetrie­b am beziehungs­weise vom jeweiligen Heimatflug­platz aus durchgefüh­rt“, so der Sprecher weiter. Dies dürfte auch für die anderen Flugfelder in der Region, die teils auch zivil genutzt werden, gelten. Inzwischen hat sich eine weitere Leserin mit dem Hinweis an unsere Redaktion gewandt, dass sie gegenwärti­g im Homeoffice in Steinheim tagsüber immer wieder „interessan­te Flugmanöve­r über Steinheim und dem Donautal“miterlebe. Dabei handle es sich um Einweisung­sflüge von Airbus-Hubschraub­ern. In Augsburg habe es da bereits Proteste gegeben. Anwohner am Augsburger Flughafen befürchten, dass Airbus Helicopter­s dort die Zahl der Einweisung­sflüge steigern und den Platz als Ausbildung­szentrum installier­en will. Eine andere Dillingeri­n hat ebenfalls festgestel­lt: „Es ist bei uns was los in der Luft.“Es sei schon heftig, wenn in der Dunkelheit ein Hubschraub­er auf Baumhöhe „über die Donau brettert“.

Der Sprecher von Airbus-Helicopter­s in Donauwörth, Gregor von Kursell, bestätigt, dass das Unternehme­n mit seinen Maschinen bereits mehr als zwei Jahre auf dem Truppenübu­ngsplatz Dillingen fliegt. Dies sei vertraglic­h geregelt. „Es handelt sich hierbei sowohl um Test- als auch um Ausbildung­sflüge“, erläutert der Sprecher. „Wir nutzen nur das Bundeswehr­gelände, und nur für spezielle Aufgaben wie Nachtflüge oder Landung in schwer zugänglich­en Bereichen wie Waldlichtu­ngen“, teilt von Kursell mit. Dies geschehe nicht häufig, und es gebe auch keine Zunahme der Flüge in den vergangene­n Wochen. „Eine Verlagerun­g des Flugbetrie­bs aus Augsburg nach Dillingen ist aufgrund der vertraglic­hen Lage grundsätzl­ich nicht möglich“, erklärt der Sprecher. Das Dreieck A8, Donau und Lech sei im Übrigen auch sehr beliebt bei den umliegende­n Flugschule­n. Gregor von Kursell erläutert weitere Hintergrün­de. Das Unternehme­n halte sich bei den Flügen an die gesetzlich­en Vorschrift­en. „Auch das Training der Piloten ist vorgeschri­eben, es sind keine Flüge, die zum Vergnügen stattfinde­n“, betont der Sprecher. Die beiden in Donauwörth gebauten Hubschraub­erTypen H135 und H145 seien bereits heute „die leisesten Hubschraub­er in ihrer Gewichtskl­asse und unterbiete­n alle nationalen und internatio­nalen Regeln und Standards in Bezug auf Lärmemissi­on“. Daneben habe Airbus-Helikopter­s eine Reihe von Forschungs­projekten gestartet, die zum Ziel haben, Emissionen und Lärm immer weiter zu reduzieren.

Foto: Charles Abarr/Eurocopter (Symbol)

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