Bilanzen und Perspektiven für den Arbeitsmarkt
Richard Paul, Vorsitzender der Agentur für Arbeit Donauwörth, beantwortet Fragen zur aktuellen Lage
Welche Auswirkungen hatte die Pandemie auf den Arbeitsmarkt?
Richard Paul: Wir hatten im Frühjahr 2020 eine historisch einzigartige Situation bei Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit. Über die Sommermonate zeichnete sich eine deutliche Erholung ab. Mit dem zweiten Lockdown wurde diese Entwicklung gebremst. Aber es gab bei weitem keinen Einbruch wie im Frühjahr des vergangenen Jahres.
Was ist diesmal anders? Paul: Gründe dafür sind unter anderem, dass diesmal nur bestimmte Branchen besonders betroffen sind. Zudem trägt die Kurzarbeit dazu bei, den Arbeitsmarkt zu stabilisieren, und hilft den Unternehmen, die Beschäftigten zu halten. Dennoch hat die Pandemie nachhaltige Spuren hinterlassen.
Was kostet die Bewältigung der Krise der Arbeitsagentur denn?
Paul: Die Agentur Donauwörth zahlte 73 Millionen Euro für Kurzarbeitergeld aus und es wurden über 54 Millionen Euro Sozialversicherungsbeitrage erstattet. Ebenso sind die Ausgaben für das Arbeitslosengeld I gestiegen. Es wurden 115 Millionen Euro Arbeitslosengeld I incl. Sozialversicherungsbeiträgen ausbezahlt.
Wie schafft es die Arbeitsagentur, dass Betriebe zeitnah das Kurzarbeitergeld erhalten?
Paul: Es wurde massiv Personal in diesen Bereich umgesetzt. Wir haben auch zusätzliche Mitarbeiter eingestellt und konnten zudem auf eine bestehende gute IT-Infrastruktur zurückgreifen. Unsere
Priorität liegt auf der Auszahlung von Geldleistungen zum Wohle der Betriebe und Menschen in der Region.
Wie lange dauert im Schnitt die Auszahlung von Kurzarbeitergeld?
Paul: Vor Krisenbeginn lag der Standard bei 15 Arbeitstagen. Nach wenigen Wochen haben wir es geschafft, sogar schneller als üblich zu sein und seither dauert die Bearbeitung in der Regel fünf bis acht Tage.
Was hat sich außerdem in Ihren Dienststellen verändert?
Paul: Da unsere Häuser zum Teil für den Publikumsverkehr geschlossen wurden, wurde die Telefonie deutlich ausgeweitet. Durch die Bereitstellung von zusätzlichen lokalen Rufnummern konnten wir sicherstellen, dass uns die Menschen gut erreichen.
Hat die Krise auch positive Effekte für die Bundesagentur für Arbeit?
Paul: Corona hat die Digitalisierung massiv beschleunigt. Viele unserer elektronischen Services wurden verbessert und ausgeweitet.
Wie sind die weiteren Aussichten? Paul: Die Auswirkungen der CoronaPandemie haben die negativen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt beschleunigt. Bereits seit beinah zwei Jahren beobachten wir eine konjunkturelle Eintrübung in bestimmten Branchen. Ebenso sind strukturelle Veränderungen im Gange. Technischer Fortschritt und die Digitalisierung erfordern Anpassungen. Die Deckung und Sicherung des Fachkräftebedarfes wird dabei ein großes Thema bleiben.
Wie kann das bewerkstelligt werden? Paul: Ein wichtiger Pfeiler ist die betriebliche Ausbildung der eigenen Nachwuchskräfte. Zum Glück haben dies die Firmen in unserer Region erkannt. Um die Folgen der CoronaPandemie auf den Ausbildungsmarkt abzufedern, hat die Bundesregierung ein Hilfsprogramm beschlossen, bei dem kleine und mittelständische Unternehmen durch Ausbildungsprämien gefördert werden, die das Ausbildungsniveau halten oder sogar erhöhen.
Was können die Firmen noch tun? Paul: Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Qualifizierung der Beschäftigten. In den neuen Technologien liegen viele Chancen, aber auch Herausforderungen. Für die Unternehmen ist es von enormer Wichtigkeit, das Wissen und die Fähigkeiten der Beschäftigten anzupassen. Wir unterstützen Firmen darin, die Herausforderungen zu bewältigen. Übrigens kann auch die Zeit in Kurzarbeit für die Qualifizierung von Beschäftigten genutzt werden! Und die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland wird notwendig sein, um in den Betrieben das erforderliche Potenzial an Mitarbeitenden zu decken. Ein Gespräch mit unseren Fachleuten im Arbeitgeber-Service lohnt sich immer. Die Unternehmen erreichen uns durch direkten Kontakt zum bekannten Ansprechpartner, über die Service-Hotline für Arbeitgeber unter Telefon 0800/4555520 (kostenfrei) oder per Mail an Donauwoerth.Arbeitgeber@arbeitsagentur.de