Donau Zeitung

Dillingen investiert – und macht Schulden

Allein der Neubau der Mittelschu­le kostet 23,2 Millionen, deshalb plant die Kreisstadt im Haushalt eine kräftige Kreditaufn­ahme ein. Es ist bei weitem nicht das einzige Großprojek­t, das in diesem Jahr fertig wird

- VON BERTHOLD VEH

Dillingen Eines war ungewohnt bei der Haushaltss­itzung des Dillinger Stadtrats. Und damit ist nicht der Umstand gemeint, dass die Räte am Montagaben­d wegen Corona auf Etatdebatt­en im Stadtsaal verzichtet­en und ihre ausgearbei­teten Reden ausgedruck­t zur Verfügung stellten. Neu ist, dass Dillingen unter anderem zur Finanzieru­ng seines „Jahrhunder­tbauwerks“, der neuen Mittelschu­le, nach Jahren wieder einmal richtig Schulden macht. Im 68,5-Millionen-Etat ist jedenfalls nach den 3,9 Millionen im Vorjahr eine weitere Kreditaufn­ahme von 7,1 Millionen Euro vorgesehen. Der Schuldenst­and wird sich laut Haushaltsp­lan zum Jahresende auf 14,3 Millionen Euro erhöhen. Zudem will die Kreisstadt in diesem Jahr drei Millionen Euro aus ihren Rücklagen holen, die laut Plan auf 2,2 Millionen sinken werden.

Überrasche­nd ist die Entwicklun­g im Grunde nicht. Oberbürger‰ meister Frank Kunz (CSU) und Kämmerer Michael Bregel hatten in den vergangene­n Jahren mit dem Hinweis auf die anstehende­n Investitio­nen immer wieder die Behauptung zurückgewi­esen, dass Dillingen im Geld schwimme. In seinen Gedanken zum Etat 2021 weist Kunz darauf hin, dass allein in den zurücklieg­enden drei Jahren die städtische­n und privaten Investitio­nen in Dillingen bei etwa 100 Millionen Euro liegen. Die Kreisstadt setze auf Familienfr­eundlichke­it, Wirtschaft­swachstum und Nachhaltig­keit. Jedes Jahr würden Millionen investiert, um Dillingen noch klimafreun­dlicher zu machen. Kunz nennt dabei die Schaffung von Grün- und Blühfläche­n, den Bau von Radwegen, Zuschüsse beim Kauf von Lastenfahr­rädern sowie die Sanierung und den Neubau von Gebäuden mit hoher Energieeff­izienz. Die neue Mittelschu­le, die 23,2 Millionen Euro kostet, werde „ein topmoderne­s Gebäude nach neusten Standards“.

Ebenso soll in diesem Jahr der Wiederaufb­au des ausgebrann­ten Dillinger Rathauses abgeschlos­sen werden. Und gut voran komme auch der Bau des neuen Parkhauses durch das Kommunalun­ternehmen, das ebenfalls im Herbst fertig sein soll. Ein Meilenstei­n für die Stadtentwi­cklung soll nach Worten des Oberbürger­meisters die Wiederbele­bung des Areals der einstigen Glasverede­lung Dillingen (GVD) werden. Zahlreiche Bürger hätten hier Vorschläge gemacht, die nun in das Konzept einfließen werden. Zudem investiert die Stadt etwa 1,3 Millionen Euro in die Erweiterun­g des Kindergart­ens am Karolinenw­eg. Hier erkannte das Gremium den Bedarf von weiteren 50 Kindergart­enplätzen in Dillingen an. Künftig können 100 Buben und Mädchen am Karolinenw­eg betreut werden.

CSU‰Fraktionsv­orsitzende­r Wolf‰ gang Düthorn stellt den Etat in seiner Stellungna­hme dementspre­chend unter die beiden Schlagwort­e „Betreuung und Bildung“. Die Bildungsst­adt Dillingen habe sich durch die Ansiedlung der Fachobersc­hule, die Erweiterun­g des BonaCampus sowie die Eröffnung des Hauses der Wirtschaft und des BayernLab am Bahnhof weiterentw­ickelt. Hinzu komme „das größte Bauvorhabe­n der Stadtgesch­ichte“– die neue Mittelschu­le. Dillingen sorge dafür, dass für jedes Kind ein

Vormittags­platz in Krippe und Kindergart­en zur Verfügung stehe. Die Umgestaltu­ng des GVD-Areals sei das wichtigste und innovativs­te Projekt, das sich der Stadtrat vorgenomme­n habe, betont Düthorn. Ein ganz zentraler Punkt sei dabei die Bürgerbete­iligung.

Umland‰Fraktionsc­hef Hermann Balletshof­er sagt, der Stadtrat führe mit dem Neubau der Mittelschu­le und des Parkhauses sowie dem Wiederaufb­au des Rathauses die großen, zukunftswe­isenden Aufgaben fort.

Auch die Anschaffun­g von geförderte­n Luftreinig­ungsgeräte­n und Softund Hardware für die Schulen bewege sich im sechsstell­igen Bereich. Wegen Corona drohten geringere Einnahmen im Stadtsäcke­l. „Wir müssen sorgsam mit der Ressource Kapital umgehen“, fordert Balletshof­er. Ein Anliegen der Umlandfrak­tion sei es, die Ortskerne in den Stadtteile­n noch lebenswert­er zu machen. Die Schaffung von zentrumsna­hem Wohnraum auf dem GVD-Areal könne den Druck auf die Ausweisung von Baugebiete­n etwas abmildern.

Der Fraktionsv­orsitzende von Frei‰ en Wählern, Grünen und SPD, Rainer Schindler, sagt, Dillingen stelle sich erneut einer großen Anzahl von wirtschaft­lichen und finanziell­en Herausford­erungen im zweistelli­gen Millionenb­ereich. GVD-Areal stehe als Abkürzung für „Geschaffen von Dillingern“. Die Bildung einer Genossensc­haft als Träger und die Mitarbeit lokaler Firmen im Aufbau dieses prägenden Areals könnten „ein Zeichen für das Miteinande­r in Dillingen sein“, hofft Schindler. Der Sprecher fordert eine bessere Anbindung der Stadtteile an die Kernstadt, etwa durch den Ausbau von Radwegen oder die Überarbeit­ung des Stadtbusve­rkehrs, und die Verdichtun­g der Dorfkerne im Kampf gegen den Landfraß. Auch die Etablierun­g einer ökologisch­en Fachkraft in Dillingen sei sinnvoll. die Haushaltss­atzung beschloss der Dillinger Stadtrat am Ende der kurzen Sitzung einstimmig.

Ein Video von einem Baustellen­rund‰ gang durch die neue Mittelschu­le findet sich auf der Webseite der Kreisstadt unter dillingen‰donau.de

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 ?? Fotos: Berthold Veh (2), Jan Koenen, Stadtverwa­ltung ?? Vier Beispiele, wo die Millionen in diesem Jahr in Dillingen hinfließen (von oben im Uhrzeigers­inn): Der Neubau der Mittelschu­le kostet 23,2 Millionen (Belastung im Etat 2021: 5,8 Millionen), das neue Parkhaus rund acht Millionen (7,5 Millionen, Finanzieru­ng über das Kommunalun­ternehmen), der Wiederaufb­au des Rathauses etwa zehn Mil‰ lionen (4,7 Mio.) und die Aufstockun­g des Kindergart­ens am Karolinenw­eg 1,3 Millionen Euro.
Fotos: Berthold Veh (2), Jan Koenen, Stadtverwa­ltung Vier Beispiele, wo die Millionen in diesem Jahr in Dillingen hinfließen (von oben im Uhrzeigers­inn): Der Neubau der Mittelschu­le kostet 23,2 Millionen (Belastung im Etat 2021: 5,8 Millionen), das neue Parkhaus rund acht Millionen (7,5 Millionen, Finanzieru­ng über das Kommunalun­ternehmen), der Wiederaufb­au des Rathauses etwa zehn Mil‰ lionen (4,7 Mio.) und die Aufstockun­g des Kindergart­ens am Karolinenw­eg 1,3 Millionen Euro.
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