Passiert in Lauingen mehr als anderswo?
Laut Kriminalstatistik ja. Das sagt Ralf Bührle, Leiter der Polizeiinspektion Dillingen, dazu
Laut Kriminalstatistik wurden in Lauingen mehr Straftaten verübt als in Dillingen, bei etwa halb so vielen Einwohnern. Wie kommt’s?
Ralf Bührle: Es ist so, dass die polizeiliche Kriminalstatistik unterschiedliche Zahlen und Kategorien beinhaltet. Zum einen wird die absolute Zahl der registrierten Straftaten ausgewiesen und zur besseren Vergleichbarkeit gibt es dann die Kategorie der Kriminalitätshäufigkeitsziffer (KHZ). Da werden die Straftaten, die begangen wurden, ins Verhältnis gesetzt zur Einwohnerzahl einer Gemeinde oder eines Landkreises, damit die Kriminalitätsbelastung verglichen werden kann.
Dann sind die Lauinger verhältnismäßig hoch belastet?
Bührle: Man kann herauslesen, dass in Lauingen die Kriminalitätsbelastung höher ist als in Dillingen.
Wie erklären Sie sich das?
Bührle: Das ist eine schwierige Frage, denn wir als Polizei untersuchen weniger die Ursachen von Kriminalität. Wir versuchen, Kriminalität zu verhindern. Daher kann ich keine einfachen Antworten geben. Es gibt unterschiedliche Erklärungsansätze für Kriminalität.
Was wäre ein möglicher Erklärungsansatz?
Bührle: Möglicherweise, das sage ich aber unter Vorbehalt, kann es damit zusammenhängen, dass die Sozialstruktur in Lauingen aus unserer Sicht anders ist als in Dillingen. Es kann eine Ursache sein für Kriminalität, wenn zum Beispiel die Einkommensmöglichkeiten geringer sind oder die Arbeitslosigkeit höher ist. Dies mündet dann oft in eine erhöhte Kriminalitätsbelastung.
Also wird nicht mehr kontrolliert und damit auch mehr aufgedeckt?
Bührle: Wenn die Polizei zu einem Einsatz nach Lauingen gerufen wird, kann es sein, dass wir vor oder nach dem Einsatz auch weitere Kontrollen in Lauingen durchführen, wenn wir schon einmal da sind. Daher mag es sein, dass in Lauingen die Polizeipräsenz vergleichsweise höher ist als anderswo, aber das führt nicht dazu, dass man Lauingen als KriminalitätsHotspot bezeichnen könnte. Generell ist die Zahl der Polizeieinsätze in den
Donaustädten durchaus höher als in den ländlichen Bereichen des Landkreises.
Als Polizeibeamter kommt man also selten nach Bachhagel, Ziertheim oder Villenbach?
Bührle: Es ist schon so, dass der Großteil der Polizeieinsätze in den Städten gefahren wird. Wir versuchen darüber hinaus, auch auf dem Land präsent zu sein. Das gelingt uns mal besser, mal schlechter. Wir wünschen uns da auch eine bessere personelle Ausstattung für solche Aufgaben. Die soll jetzt aber demnächst auch kommen.
Wie schätzen Sie das Sicherheitsgefühl im Landkreis Dillingen ein?
Die Rückmeldungen, die wir bekommen, zeigen schon, dass sich die Leute sicher fühlen. Die Statistik bestätigt das ja auch. Und wir haben im Landkreis Dillingen eine sehr hohe Aufklärungsquote.
Aus der Kriminalstatistik wissen wir, dass im Moment viele Betrugsdelikte und weniger Einbrüche begangen werden. Wie hat das Ihre Arbeit verändert, und sind Sie dafür ausgerüstet, solche Taten aufzuklären?
Bührle: Sie sprechen da schon ein großes Problem an. Wir versuchen natürlich, jedem Fall nachzugehen, oft verlaufen die Ermittlungen jedoch im Leeren, wenn es sich zum Beispiel um Täter handelt, die im Ausland sitzen. Deshalb setzen wir immer mehr auf Prävention und Öffentlichkeitsarbeit, damit die Bürger vermeintlichen Schnäppchen und dubiosen Online-Shops kritisch gegenüberstehen.
Was sind die schwierigsten Einsätze für die Kollegen?
Bührle: Insbesondere dann, wenn wir mit Kommunikation nicht mehr weiterkommen. Es ist in der Regel immer unser Ansatzpunkt, mit den Menschen zu reden und Emotionen aus Konflikten herauszunehmen. Das gelingt nicht immer und diese Einsätze, die manchmal auch mit Gewalt gegen uns verbunden sind, sind schwierig. Dazu kommen Einsätze, und da hatten wir in letzter Zeit leider sehr viele, bei denen es um tödliche Verkehrsunfälle geht. Das belastet uns. Aber dafür sind wir letztlich auch da und entsprechend ausgebildet. In jeder Uniform stecken letztlich Menschen – und bei der Polizeiinspektion (PI) Dillingen auch viele junge Menschen – und die müssen das verarbeiten. Das ist nicht ganz einfach, aber dafür sind wir Führungskräfte der PI Dillingen eben da.
Die Fragen stellte Christina Brummer/ Foto: Polizei