Deutschland steigt um
Wie selbst Autoexperten mittlerweile dem Fahrrad huldigen
Manchmal glaubt man ja, der Fortschritt in der Welt stünde still. Dann wieder genügt die kurze Lektüre einer Autozeitschrift, um zu lesen, wie rasant diese sich dreht und mit ihr bestimmte Haltungen. Diesmal im Bereich Verkehr.
Beispiel gefällig? Vor 30 Jahren wäre es schier unmöglich gewesen, dass eine Autozeitschrift über Randnotizen hinaus über Fahrradverkehr berichtet hätte. Warum auch? Interessierte sowieso keinen ihrer Leser.
Die Redakteure hatten damals noch pures Benzin im Blut, träumten von ungezähmten Pferdestärken und gurgelten zumindest morgens nach dem Zähneputzen Sprit. Inzwischen stehen diese Kolleginnen und Kollegen eher unter Strom – oder sie haben eine ganz andere Fortbewegungsalternative entdeckt: das Fahrrad.
Die auto motor und sport, das deutsche Fachblatt für Automobilisten, das in diesem Jahr 75 wird, feiert in ihrer jüngsten Ausgabe den Radverkehr. Statt des ADAC lässt man im Jubiläumsblatt den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) zu Wort kommen und versucht, im angespannten Verhältnis zwischen Radlern und Autofahrern Neutralität zu wahren.
Wen wundert es. Immer mehr Autofahrer entdecken das Zweirad für sich. Die Stiftungsprofessorin für Radverkehr an der Hochschule Karlsruhe, Angela Francke, beispielsweise glaubt, Deutschland könne in Zukunft wie Holland werden – zumindest, was den Radverkehr betrifft. 40 Jahre hätten die Niederlande benötigt, um die fahrradfreundlichsten Städte der Welt zu bauen. Davon sei Deutschland allerdings noch weit entfernt. Mal abwarten, was das Magazin zu seinem 100. Geburtstag zum Thema Fahrrad schreibt.