Donau Zeitung

Wiener Seele

Moritz Eisner und Bibi Fellner suchen einen Psychopath­en – und inneren Frieden

- Andreas Frei

„Das versteh ich ned, ich hab Sie doch anonym angerufen.“Oder als Eisner Bibi fragt: „Sag mal, schau ich eigentlich aus wie ein Sozialarbe­iter?“Ansonsten prägen Düsternis und emotionale Abgründe diesen Film.

„Die Amme“erzählt die Geschichte eines drogensüch­tigen Psychopath­en, der zwei Prostituie­rte ermordet und ihre Kinder entführt. Das Gruselige daran ist: Er verkleidet sich jedes Mal als Frau, fühlt sich in Gegenwart der Jungen als „gute Mama“, wird selbst zum Kind, als er sich auf der Bettkante sitzend an der Lektüre der „Kleinen Raupe Nimmersatt“berauscht.

Der Zuschauer weiß sehr früh sehr viel über ihn. Sieht, wie ein nichts ahnender Eisner einen Pakt mit dem Teufel namens Janko (schauerlic­h-überzeugen­d: Max

Mayer) schließt. Denn außerhalb seiner Frauenklam­otten ist der Mann Undercover-Ermittler vom Drogendeze­rnat in Graz. Die Frage ist: Wird er weiter morden? Und: Wo sind die Kinder?

Nie hat man so tief in die Seele

der Lage widerspieg­eln. Das Grundrausc­hen der Düsternis. Ein großartige­r Moment des Widerspruc­hs von Bild und Ton.

Und der muffelige Eisner? Seit seine Filmtochte­r Claudia 2014 in einem manipulier­ten Auto verunglück­t ist, das er hätte fahren sollen, hat man ihn nicht mehr so aufgewühlt gesehen. Hier der Polizist und der Wettlauf mit der Zeit, da der Mensch und die leidende Kollegin. „Die Amme“ist Eisners 50. „Tatort“. Er ist einer seiner besten. Am Ende streichelt er Bibi über die Stirn und weint.

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