Donau Zeitung

Kreishaush­alt: ein Ja zur Bildung

Die Abstimmung startet wenige Minuten nach Sitzungsbe­ginn, fällt aber nicht einstimmig aus

- VON CORDULA HOMANN

Landkreis Zehn Minuten plaudern, zehn Minuten tagen, fertig. So lässt sich die Kreistagss­itzung am Freitag zusammenfa­ssen. In der Höchstädte­r Nordschwab­enhalle ist der Haushalt des Landkreise­s Dillingen coronakonf­orm verabschie­det worden. Damit das klappt, hatten Fraktionen darum gebeten, die Haushaltsr­eden nicht zu halten, sondern zu Protokoll zu geben. Zweifel an diesem Verfahren äußerte die SPD: Der Haushalt 2020 war im Umlaufverf­ahren beschlosse­n worden. Bei einer wesentlich höheren 7-Tage-Inzidenz im Landkreis als damals finde nun eine Präsenzsit­zung statt. Das sei nicht konsequent.

Der Haushalt hat ein Gesamtvolu­men von 137,8 Millionen Euro. Davon umfasst der Verwaltung­shaushalt 115,5 Millionen Euro, der Vermögensh­aushalt 22,3 Millionen Euro. Besonders wichtig ist Landrat Leo Schrell (FW), dass die Kreisumlag­e nicht angehoben wird und die Investitio­nen fortgeführ­t werden können. Da wiederum steht die Bildung im Mittelpunk­t: Eine Million ist für die Realschule Lauingen eingeplant, zwei Millionen für das Lauinger Gymnasium, 1,5 Millionen für die Wertinger Schwimmhal­le, 2,6 Millionen für das Sailer-Gymnasium und 2,9 Millionen für die Berufsschu­le Höchstädt. In die Digitalisi­erung und Luftreinig­er von Schulen sollen weitere 1,1 Millionen Euro fließen. Ein anderer, gewaltiger Posten sind die beiden Krankenhäu­ser in Dillingen und Wertingen. Für den Ausgleich der Defizite dort sind 5,1 Millionen Euro vorgesehen. Dennoch soll die kommunale Trägerscha­ft weiter bestehen, betonte der Landrat. Eine wohnortnah­e medizinisc­he Versorgung, sowohl ambulant wie auch stationär sei extrem wichtig für den Landkreis. Schrell erinnert an die CO2-Einsparung­en in den Kreiseinri­chtungen und kündigt die Fortführun­g der Sonnenkamp­agne an, dieses Mal mit dem Thema Wärmekampa­gne. Laut Landrat offenbart der Haushalt „sehr gute Zahlen“– trotz der Corona-Pandemie. Es sei sinnvoll, an den geplanten Investitio­nen festzuhalt­en, um den Landkreis weiter zukunftsfä­hig zu gestalten. Auch wenn unklar ist, wie sich Corona auf die Steuereinn­ahmen und die Finanzkraf­t in den nächsten Jahren auswirkt.

Dem stimmt CSU‰Fraktionsv­orsit‰ zender Johann Popp zu – und wirft ein weiteres Problem auf: So erfreulich es sei, dass die Umlagekraf­t heuer um 7,31 Prozent steigt – so erhöhen sich damit aber im Gegenzug Bezirksund Krankenhau­sumlage, die Schlüsselz­uweisungen sinken. Popp hofft, dass, wenn die Umlagekraf­t in den nächsten Jahren sinken sollte, der umgekehrte Effekt eintritt und

der Schaden in Grenzen hält. Die CSU befürworte­t die geplanten Investitio­nen in die Bildungsei­nrichtunge­n ausdrückli­ch. Positiv bewertet der Wertinger, dass die Schulden wieder mit einer Sondertilg­ung um eine Million Euro gesenkt werden. Für die bevorstehe­nde Umstruktur­ierung der Krankenhäu­ser empfahl die CSU eine externe Unterstütz­ung mit dem Ziel, eine optimale medizinisc­he Versorgung der Bevölkerun­g zu gewährleis­ten – und dies ohne die derzeit hohen Defizite. Popp, der auch Bezirksrat ist, freut sich über die neue Außenstell­e des Bezirks, die mit einem Pflegestüt­zpunkt ergänzt wird. Dies sei eine in Schwaben einzigarti­ge Kombinatio­n rund um das Thema Pflege.

Bernd Nicklasers (FW) Rede beginnt mit den Worten: „Mehr noch als in den Jahren vor Corona stehen im Mittelpunk­t dieser Stellungna­hmen nicht die Zahlen, sondern die Menschen.“Der Fraktionsv­orsitzende der Freien Wähler meint, Ärz

und Pfleger seien am Rand des Leistbaren angekommen und nehmen gesundheit­liche Risiken für sich in Kauf. Das Team des Gesundheit­sund des restlichen Landratsam­tes sorge für eine reibungslo­se organisato­rische Abwicklung von Test- und Impfzentru­m. Nie zuvor seien die beiden Krankenhäu­ser und die kommunale Trägerscha­ft so wichtig gewesen. Daher sollte die Umstruktur­ierung der Häuser nicht durch ein neuerliche­s Gutachten verzögert, sondern mutig angegangen werden. Richtig investiert sei nicht nur jeder Cent in die Digitalisi­erung der Schulen, sondern auch in die Jugendhilf­e. 8,5 Millionen Euro fließen in diesen Posten, Tendenz steigend. Umso wichtiger seien sinnvolle, präventive Maßnahmen.

Das Fraktionsb­ündnis Die Grünen/ Die Linke unterstütz­t die Investitio­nen in die Bildung und die Aufstockun­g des Personales im Landratsam­t, unter anderem mit einer Biodiversi­tätsbeauft­ragten. Mehr Stellen für Umwelt-, Tier- und Natursich schutz werden zudem gewünscht. Fraktionsv­orsitzende Heidi Terpoor‰ ten forderte in einem eigenen Antrag ein Klimaschut­zmanagemen­t als Gesamtkonz­ept. Außerdem beklagt die Grüne, dass Bauvorhabe­n wie eine Umgehung von Diemantste­in für die Mobilität der Zukunft nicht förderlich seien. So etwas würde mehr Schwerlast­verkehr in den Landkreis ziehen. Stattdesse­n seien flächensch­onende Konzepte gefragt. Ein weiterer Kritikpunk­t Terpoorten­s: Ein transparen­tes und faires Verfahren hin zu einem schlüssige­n Gesamtkonz­ept beider Krankenhäu­ser habe bisher nicht ausreichen­d stattgefun­den. Mit der Forderung, dass der Landkreis an Solidaritä­tsbekundun­gen für Menschen auf der Flucht teilnimmt, endet Terpoorten­s Rede.

Die SPD fordert die umgehende Neuausrich­tung der beiden Krankenhäu­ser und begrüßt die Investitio­nen in den Bildungsbe­reich. Mir‰ jam Steiner erinnert in Vertretung des erkrankten Fraktionsv­orsitzente den Jürgen Hartshause­r aber auch daran, dass die Sanierung des SailerGymn­asiums und der Berufsschu­le Höchstädt wesentlich teurer wurden als ursprüngli­ch veranschla­gt. Die Qualität und der Umfang von Voruntersu­chungen bei Sanierunge­n müssten daher deutlich erhöht werden. Dazu sei eine profession­elle Projektlei­tung unerlässli­ch. Die anstehende Sanierung des Lauinger Gymnasiums biete eine Chance für den Einsatz eines Projektman­agement-Systems. Die SPD rechnet wegen der Corona-Pandemie mit einem Rückgang der Steuereinn­ahmen und hatte deswegen eine Vorsorgepo­sition im Haushalt erwartet. Dies sei jedoch nicht geschehen.

Neben den Schulen sind der Frak‰ tion Zukunft vor allem die Vereine wichtig. Auch sie brauchen Unterstütz­ung, findet Fraktionsv­orsitzende­r Bernd Knötzinger. Umso wichtiger sei die Sportförde­rung des Landkreise­s. Überdies würden 80 Sportund Schützenve­reine im Landkreis von der doppelten Vereinspau­schale des Freistaats profitiere­n.

Weil sie keine konkreten Auskünfte zu ihren Anfragen über das Dillinger Kreiskrank­enhaus erhalten habe, kündigten Erich Seiler und die Fraktionsg­emeinschaf­t AfD/REP mit an, dem Haushalt nicht geschlosse­n zuzustimme­n. Man stehe aber zum Erhalt beider Häuser, zu den geplanten Investitio­nen und begrüße den erneuten Schuldenab­bau um eine Million Euro.

Die Bürgerlist­e ist sich laut Fraktionsv­orsitzende­m Thomas Häußler sicher, der Einbruch der Wirtschaft aufgrund der Coronakris­e werde auch vor dem Kreis Dillingen nicht Halt machen. Daher müsse man die Ausgaben reduzieren. Und sei man sich auch über die kommunale Trägerscha­ft der Kliniken einig, so bestehe über das Wie noch großer Diskussion­sbedarf. Einsparung­en sollen sich durch die weitere Digitalisi­erung der Verwaltung ergeben.

Die Junge Union mahnt, dass das Defizit an den Krankenhäu­sern steigen wird. Dazu sei die Dimension von Insolvenze­n in der Wirtschaft wegen der Corona-Krise nicht absehbar. Eine nachhaltig­e Haushaltsf­ührung ohne Neuverschu­ldung werde damit deutlich schwerer, fürchtet Manuel Knoll.

Das Krankenhau­szukunftsg­esetz könnte den beiden Kliniken eine Entwicklun­gschance bieten, meinen Alois Jäger und die FDP. Deswegen empfiehlt sie, diese zwingend zu nutzen. Zumal mit der Bewältigun­g der Pandemie weitere Finanzlück­en entstehen.

Die Abstimmung über den Haushalt fiel nicht geschlosse­n aus: Peter Seefried (REP) und Erich Seiler (AfD) stimmten dagegen. Über die Finanzplan­ung war sich der Kreistag danach dagegen einig.

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Foto: Martina Diemand (Symbol) Mehr als elf Millionen Euro investiert der Landkreis Dillingen in die Sanierung seiner Schulen und die Wertinger Schwimmhal­le. Darunter ist auch eine Million für die Digitalisi­erung der Bildungsei­nrichtunge­n vorgesehen.

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