Das sind die Gewinner der Krise
» Heim & Garten Viele Haushalte haben in Zeiten von Homeof fice und Reisebeschränkungen mehr Geld für Garten und Balkon ausgegeben. In der deutschen Gartenbaubranche haben die Be triebe laut dem Industrieverband Garten mit einem Umsatzplus von mehr als 9 Prozent „einen vermutlich auf lange Sicht nicht zu schlagenden Rekordumsatz von rund 20,7 Milliarden Euro“erzielt. Großer Gewinner waren vor allem Bau und Heimwerkermärkte.
» Haustiere Die Zahl der Hunde, Katzen, Wellensittiche und sons tigen tierischen Mitbewohner in deutschen Haushalten stieg inner halb von zwölf Monaten um fast eine Million auf knapp 35 Millio nen. Das haben der Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) und der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands (ZFF) ausgerechnet. Außerdem verwöhnten die Tierhalter ihre Lieblinge mehr als sonst. Ergebnis: Der Umsatz der Heimtierbranche stieg um gut 5 Prozent auf 5,5 Milliarden Euro.
» Sexspielzeug Die Bestellzahlen bei OnlineErotikshops haben sich eigenen Angaben zufolge teils verdoppelt. Der Kondomfabri kant Ritex verzeichnet nach eigenen Angaben ebenfalls einen dras tischen Umsatzanstieg. Auch beim Berliner Kondomhersteller Ein horn steigen die Verkaufszahlen demnach spürbar.
» Fonds und Aktienanlagen Der deutsche Fondsmarkt hat 2020 mit 3850 Milliarden Euro ein neues Rekordvermögen er reicht. Nach Angaben der Bundesbank kauften private Haushalte allein im dritten Quartal per saldo Aktien und Investmentfondsan teile im Umfang von 20 Milliarden Euro – fast das Dreifache der durchschnittlichen Zukäufe der vergangenen zehn Jahre.
» Fitnessgeräte Die Fitnessbranche hat mit Sportgeräten für zu hause im April fast doppelt so viel Umsatz gemacht wie im Jahr zu vor. Waren es im April 2019 noch 23 Millionen Euro, stieg dieser Betrag nun im gleichen Zeitraum auf 44 Millionen Euro, so der Deutsche Industrieverband für Fitness und Gesundheit. Bei kleine ren Utensilien wie Matten oder Hanteln stieg der Umsatz sogar um 300 Prozent. Beim FitnessgeräteAnbieter Peloton explodierte der Umsatz im vergangenen Quartal im Jahresvergleich von rund 466 Millionen auf gut 1,06 Milliarden Dollar.
» Bioprodukte und Tiefkühlpizza Fast zwölf Milliarden Euro ga ben die Deutschen nach Angaben des Bundes Ökologische Lebens mittelwirtschaft (BÖLW) im vergangenen Jahr für BioLebensmittel aus – ein Plus von rund zehn Prozent im Vergleich mit 2018. Für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke gaben die Menschen insgesamt mehr Geld aus, weil sie einfach häufiger zuhause waren. Im Gesamtjahr stieg dieser Posten um 6,3 Prozent. Mit einem An stieg um 3,0 Prozent für alkoholische Getränke hielt sich hingegen der befürchtete „CoronaSuff“bei gleichzeitig über Monate ge schlossenen Bars und Kneipen noch in Grenzen. Dafür profitierte Tiefkühlkost. Das Unternehmen Eismann verzeichnete nach eige nen Angaben ein Umsatzplus von 34 Prozent im April. Ende März, zu Beginn der Einschränkungen, seien die OnlineEinkäufe um bis zu 300 Prozent gestiegen. Konkurrent Bofrost meldete ebenfalls eine Verdopplung der OnlineUmsätze gegenüber dem Vorjahres zeitraum. Dr. Oetker und Südzucker berichteten von einem steilen Anstieg der Nachfrage nach Tiefkühlpizza.
» Klopapier und Kartonagen Die Produktion von Verpackungs papieren legte 2020 um 2,6 Prozent auf 12,4 Mio. Tonnen zu. Grund war die gestiegene Nachfrage nach Verpackungen für Le bensmittel und den OnlineHandel. HygienePapiere wuchsen um zwei Prozent. Die Hamsterkäufe bei Toilettenpapier hatten die Her steller vor besondere Herausforderungen in Produktion und Logis tik gestellt. 2020 wurden insgesamt 1,5 Mio. Tonnen Hygienepa piere hergestellt, etwa die Hälfte davon Toilettenpapier.
» Finanzdienstleister und bargeldloses Zahlen Laut einer re präsentativen Umfrage der Initiative Deutsche Zahlungssysteme gibt mittlerweile knapp jeder Zweite an, die letzten Einkäufe mit Karte beglichen zu haben. Und jeder Zehnte der 16 bis 29Jähri gen hat seine letzten Erledigungen sogar schon mit dem Smartphone bezahlt. Bereits jeder Zweite gibt außerdem an, schon einmal berührungslos bezahlt zu haben. 2019 waren es noch 30 Prozent. Fast die Hälfte der Befragten (44 Prozent) sagten, auch nach der CoronaKrise häufiger mit Karte zahlen zu wollen.
» Spielwaren Der deutsche Spielwarenmarkt verzeichnete 2020 ein Umsatzplus von rund neun Prozent. Der Teilbereich Brettspiele und Puzzles konnte gar um 21 Prozent zulegen. Auch der Markt für digitale Spiele hat deutlich zugelegt. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Gesamtumsatz mit Hard und Software sowie dazugehö rigen OnlineDiensten nach Zahlen der Marktforscher GfK und App Annie um ein knappes Drittel (32 Prozent).
» Software für Videokonferenzen Zoom, Microsoft, Cisco, Teamviewer, Slack und Co – Unternehmen, die das Arbeiten und Lernen von zu Hause ermöglicht haben, erlebten starkes Wachs tum. Webex, das zu Cisco gehört, schaffte 1,35 Milliarden Dollar Umsatz. Der im MDax notierte Softwareanbieter Teamviewer stei gerte den Umsatz um 17 Prozent auf 456 Millionen Euro. Zoom war an der Börse zwischenzeitlich rund 100 Milliarden Dollar wert – zehnmal mehr als beim Börsengang im Frühjahr 2019. (AZ, dpa)