Mit Nadel, Faden und Herz für Kinder mit Krebs
Seit Jahren häkeln, stricken und basteln zwei Lauingerinnen und sammeln so Geld für krebskranke Kinder. Corona hält sie nicht davon ab – im Gegenteil
Lauingen Es ist schon einige Jahre her, dass Marlis Galle ihren noblen Entschluss gefasst hat: Damals besucht sie ihr neugeborenes Enkelkind in einem Klinikum in Augsburg. Im Erdgeschoss entdeckt die Lauingerin Bilder von kahlköpfigen Kindern. Sie haben Krebs. Galle sagt: „Das ging mir nahe. Da hab ich beschlossen, dass ich helfen will.“Gemeinsam mit ihrer Bekannten Gabriele Ortner fing sie an zu häkeln, zu stricken und zu basteln.
Das ist jetzt ungefähr sieben Jahre her. In all der Zeit haben die beiden Lauingerinnen, die immer mal wieder von Bekannten unterstützt werden, ihre selbst gemachten Produkte auf Märkten in Gundelfingen verkauft. Alles Mögliche war dabei: von kleinen Spinnen mit Fliegen, putzigen Vögelchen, Küken und angedudelten Schneemännern über Kürbisse für den Herbst bis hin zu Schultüten mit grinsenden Gesichtern für den ersten Schultag. Jede Masche, jedes Detail, alles haben die beiden selbst von Hand gemacht und verkauft. „Wir versuchen immer, unsere ganze Liebe reinzuhängen“, sagt Marlis Galle stolz. Das, wohlgemerkt, war vor Corona.
Als Anfang vergangenen Jahres die Pandemie auch im Landkreis Dillingen ankommt, ist erst einmal Schluss mit den Märkten, durch die sie in den vergangenen Jahren immer wieder mehr als 1000 Euro einnehmen konnten. Doch die beiden Lauingerinnen lassen sich nicht unterkriegen. Die Liebe zu ihrer Arbeit bleibt auch in der Pandemie. Durch eine Nachbarin, die anfragte, ob Marlis Galle ihr nicht eine MundNasenmaske nähen könne, sei sie auf die entscheidende Idee gekommen: Die beiden Frauen steigen um. Statt Tierchen und Tütchen nähen sie jetzt Masken. Für Vereine, den Gundelfinger Bauhof, für Freunde und Bekannte. Solche mit Noten drauf für Musiker, mit weihnachtlichen Motiven oder Faschingsbildern. Wer wollte, konnte sogar personalisierte
Masken mit dem eigenen Namen bekommen. Darauf ist Marlis Galle besonders stolz: „Wir haben das gemacht, bevor irgendeine Firma auf die Idee gekommen ist.“400 dieser sogenannten Community-Masken haben Marlis Galle und Gabriele Ortner – neben ihren anderen Produkten – so im vergangenen Jahr verkauft.
Eines betonen die beiden deutlich: Alle Einnahmen, jeder Cent, wird gespendet. Die Standgebühren auf den Märkten haben sie aus der eigenen Tasche bezahlt, damit am Ende möglichst viel für die krebskranken Kinder bleibt. Seit einigen Jahren gehen ihre Einnahmen an die Augsburger Elterninitiative Lichtblicke, die Familien krebskranker Kinder auf ihrem schwierigen Weg finanziell und medizinisch unterstützt. Gabriele Ortner sagt: „Man vergisst schnell, dass es diese Kinder gibt.“Umso wichtiger sei es, sie zu unterstützen, wo es nur geht. Und Marlis Galle betont: „Wenn man mal in so einer Kinderklinik war, versteht man, warum wir das machen.“Und auch wenn man das angesichts der vielen schlechten Nachrichten der vergangenen Monate fast nicht glauben kann: Gabriele Ortner und Marlis Galle haben mit ihrer Verkaufsaktion – auch durch die Mithilfe einiger Bekannter – stolze 2021 Euro eingenommen. Das ist mehr als in all den Jahren zuvor. Das Geld haben sie gleich nach Ostern dem Verein Lichtblicke übergeben. „Ich habe jetzt noch ein Kribbeln im Bauch, weil es so viel geworden ist“, erzählt Marlis Galle.
Die Zahl ist kein Zufall: Aus einem Witz heraus, sagt Gabriele Ortner, hätten die beiden sich das Ziel gesetzt, als Anspielung auf das aktuelle Jahr 2021 Euro einzunehmen. „Das hat dann tatsächlich funktioniert.“Dass ausgerechnet während einer Pandemie mehr Geld zusammenkommt, erklärt sich Marlis Galle so: „Die Leute waren dieses Jahr einfach mehr bereit, was Gutes zu tun.“
In der Aktion – das hört man den beiden Frauen deutlich an – steckt sehr viel Herzblut. „Wir machen das aus Spaß an der Freude, aber auch, um anderen eine Freude zu machen“, sagt Marlis Galle. Das ganze Jahr über häkeln, basteln und nähen sie in ihrer Freizeit für krebskranke Kinder. Und das wollen Gabriele Ortner und Marlis Galle auch in Zukunft noch machen. Vielleicht kommt dann noch mehr Geld zusammen.