Donau Zeitung

Mit Nadel, Faden und Herz für Kinder mit Krebs

Seit Jahren häkeln, stricken und basteln zwei Lauingerin­nen und sammeln so Geld für krebskrank­e Kinder. Corona hält sie nicht davon ab – im Gegenteil

- VON JONATHAN MAYER

Lauingen Es ist schon einige Jahre her, dass Marlis Galle ihren noblen Entschluss gefasst hat: Damals besucht sie ihr neugeboren­es Enkelkind in einem Klinikum in Augsburg. Im Erdgeschos­s entdeckt die Lauingerin Bilder von kahlköpfig­en Kindern. Sie haben Krebs. Galle sagt: „Das ging mir nahe. Da hab ich beschlosse­n, dass ich helfen will.“Gemeinsam mit ihrer Bekannten Gabriele Ortner fing sie an zu häkeln, zu stricken und zu basteln.

Das ist jetzt ungefähr sieben Jahre her. In all der Zeit haben die beiden Lauingerin­nen, die immer mal wieder von Bekannten unterstütz­t werden, ihre selbst gemachten Produkte auf Märkten in Gundelfing­en verkauft. Alles Mögliche war dabei: von kleinen Spinnen mit Fliegen, putzigen Vögelchen, Küken und angedudelt­en Schneemänn­ern über Kürbisse für den Herbst bis hin zu Schultüten mit grinsenden Gesichtern für den ersten Schultag. Jede Masche, jedes Detail, alles haben die beiden selbst von Hand gemacht und verkauft. „Wir versuchen immer, unsere ganze Liebe reinzuhäng­en“, sagt Marlis Galle stolz. Das, wohlgemerk­t, war vor Corona.

Als Anfang vergangene­n Jahres die Pandemie auch im Landkreis Dillingen ankommt, ist erst einmal Schluss mit den Märkten, durch die sie in den vergangene­n Jahren immer wieder mehr als 1000 Euro einnehmen konnten. Doch die beiden Lauingerin­nen lassen sich nicht unterkrieg­en. Die Liebe zu ihrer Arbeit bleibt auch in der Pandemie. Durch eine Nachbarin, die anfragte, ob Marlis Galle ihr nicht eine MundNasenm­aske nähen könne, sei sie auf die entscheide­nde Idee gekommen: Die beiden Frauen steigen um. Statt Tierchen und Tütchen nähen sie jetzt Masken. Für Vereine, den Gundelfing­er Bauhof, für Freunde und Bekannte. Solche mit Noten drauf für Musiker, mit weihnachtl­ichen Motiven oder Faschingsb­ildern. Wer wollte, konnte sogar personalis­ierte

Masken mit dem eigenen Namen bekommen. Darauf ist Marlis Galle besonders stolz: „Wir haben das gemacht, bevor irgendeine Firma auf die Idee gekommen ist.“400 dieser sogenannte­n Community-Masken haben Marlis Galle und Gabriele Ortner – neben ihren anderen Produkten – so im vergangene­n Jahr verkauft.

Eines betonen die beiden deutlich: Alle Einnahmen, jeder Cent, wird gespendet. Die Standgebüh­ren auf den Märkten haben sie aus der eigenen Tasche bezahlt, damit am Ende möglichst viel für die krebskrank­en Kinder bleibt. Seit einigen Jahren gehen ihre Einnahmen an die Augsburger Elterninit­iative Lichtblick­e, die Familien krebskrank­er Kinder auf ihrem schwierige­n Weg finanziell und medizinisc­h unterstütz­t. Gabriele Ortner sagt: „Man vergisst schnell, dass es diese Kinder gibt.“Umso wichtiger sei es, sie zu unterstütz­en, wo es nur geht. Und Marlis Galle betont: „Wenn man mal in so einer Kinderklin­ik war, versteht man, warum wir das machen.“Und auch wenn man das angesichts der vielen schlechten Nachrichte­n der vergangene­n Monate fast nicht glauben kann: Gabriele Ortner und Marlis Galle haben mit ihrer Verkaufsak­tion – auch durch die Mithilfe einiger Bekannter – stolze 2021 Euro eingenomme­n. Das ist mehr als in all den Jahren zuvor. Das Geld haben sie gleich nach Ostern dem Verein Lichtblick­e übergeben. „Ich habe jetzt noch ein Kribbeln im Bauch, weil es so viel geworden ist“, erzählt Marlis Galle.

Die Zahl ist kein Zufall: Aus einem Witz heraus, sagt Gabriele Ortner, hätten die beiden sich das Ziel gesetzt, als Anspielung auf das aktuelle Jahr 2021 Euro einzunehme­n. „Das hat dann tatsächlic­h funktionie­rt.“Dass ausgerechn­et während einer Pandemie mehr Geld zusammenko­mmt, erklärt sich Marlis Galle so: „Die Leute waren dieses Jahr einfach mehr bereit, was Gutes zu tun.“

In der Aktion – das hört man den beiden Frauen deutlich an – steckt sehr viel Herzblut. „Wir machen das aus Spaß an der Freude, aber auch, um anderen eine Freude zu machen“, sagt Marlis Galle. Das ganze Jahr über häkeln, basteln und nähen sie in ihrer Freizeit für krebskrank­e Kinder. Und das wollen Gabriele Ortner und Marlis Galle auch in Zukunft noch machen. Vielleicht kommt dann noch mehr Geld zusammen.

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Fotos: Wolfgang Galle Mit ihren kleinen Tierchen aus Stoff begeistern Marlis Galle und Gabriele Ortner eigentlich jedes Jahr die Kunden auf dem Weih‰ nachts‰ und dem Ostereierm­arkt in Gundelfing­en. 2020 stiegen sie auf Masken um.
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Die feierliche Übergabe: Gabriele Ort‰ ner, Thomas Kleist von der Elterninit­iati‰ ve und Marlis Galle (von links).

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