Donau Zeitung

Mit Freude und etwas nervös an den neuen Arbeitspla­tz

Die Behinderte­nwerkstatt des Dominikus-Ringeisen-Werks geht offiziell in Meitingen in Betrieb. Coronabedi­ngt sind allerdings nur die Hälfte aller Arbeitsplä­tze besetzt

- VON STEFFI BRAND

Meitingen Für Gabi und Julian war es am Freitag der erste Tag an ihrer neuen Arbeitsste­lle. Gemeinsam mit über 20 weiteren Menschen mit Behinderun­g arbeiten sie aktuell in der neuen Werkstatt des DominikusR­ingeisen-Werks (DRW). Diese befindet sich nicht mehr im Allmannsho­fer Ortsteil Holzen, sondern in Meitingen, im Gewerbegeb­iet Raiffeisen­straße.

Nachdem zum Spatenstic­h im Oktober 2019 noch ein ganzes Aufgebot an Gästen vor Ort war, kamen zur Premiere, zum ersten offizielle­n Arbeitstag in der DRW-Werkstatt, ausschließ­lich die Mitarbeite­r und deren Betreuer. Auch eine offizielle Einweihung oder gar ein Tag der offenen Tür stehe aufgrund der Corona-Pandemie in den Sternen, erklärt Bernhard Christi, der für die DRWWerksta­tt und -Förderstät­te verantwort­lich zeichnet. Weniger aufregend waren und sind die Wochen des Umzugs, der bereits Anfang April begann und noch weiter andauern wird, jedoch mitnichten, berichten Betreuer und Mitarbeite­r gleicherma­ßen.

Daniela Fendt vom Sozialdien­st erzählt von einem erhöhten Gesprächsb­edarf derer, die nun in der neuen Werkstatt arbeiten. Alles sei neu und da der Umzug in den vergangene­n Wochen Stück für Stück absolviert wurde, sei die Nervosität derer, die nun in Meitingen zur Arbeit gehen, groß gewesen. Vor allem die gute Verkehrsan­bindung ermögliche es den Menschen mit Behinderun­g nun, selbststän­dig zur Arbeit zu kommen. Die Werkstattm­itarbeiter, die in Meitingen leben, können sogar zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Arbeit gelangen.

Davon schwärmt auch Gabi, die fleißig Tüte um Tüte mit Kleinteile­n bestückt – und zu den Glückliche­n gehört, die nun in den modernen und neuen Räumen mit deutlich mehr Platz arbeiten dürfen.

Dass aktuell nur die Hälfte der Arbeitsplä­tze in der neuen Werkstatt besetzt ist, sei der Corona-Pandemie geschuldet, erklärt Christi. Wie berichtet legt das DRW aus Infektions­schutzgrün­den viel Wert darauf, die Menschen, die bereits zusammen wohnen, auch zusammen arbeiten zu lassen – „auch wenn viele Menschen ihre bisherigen sozialen

Kontakte sehr vermissen“. Das bedeutet für die alte und die neue Werkstatt: Aktuell gehen knapp 30 Menschen mit Behinderun­g nach Meitingen zur Arbeit – weitere 30 Mitarbeite­r gehen nach wie vor in die „alte“Werkstatt nach Holzen. Und auch diese Tatsache war für viele nicht leicht. „Es gab sogar Tränen“, berichtet Christi von der Vorfreude auf die neue Werkstatt, die bei der Hälfte der Menschen jedoch enttäuscht werden musste.

Die Langzeitpl­anung sieht vor, dass in Meitingen 60 Menschen mit Behinderun­g arbeiten können. Durch das Raumkonzep­t, das für Behinderte­nwerkstätt­en vorgeschri­eben ist, ist die neue Werkstatt um 500 Quadratmet­er größer. Alle Bereiche, die die Menschen mit Behinderun­g erreichen müssen, sind auf einer Ebene und barrierefr­ei zugänglich.

Im Obergescho­ss ist die Werkstatt von Hausmeiste­r, Lagerist und Fuhrparkle­iter Thomas Bengeser. Den ausgeklüge­lten Plänen Christis ist es zu verdanken, dass die Werkstatt künftig auch mit einem Schubmasts­tapler „beliefert“werden kann.

Und wie sieht es in den Werkstätte­n aus? Geschäftig, wie es bereits aus der Werkstatt von Holzen bekannt ist. Julian montiert akribisch die Autoteile für Porsche und schwärmt vom Blick ins Grüne. Auch Betreuerin Sonja Hartmann freut sich über den Ausblick auf die Obstbäume, verrät aber auch, dass noch nicht alles an Ort und Stelle sei. Die Keramikeul­en auf dem Fensterbre­tt deuten bereits an, dass künftig auch in Meitingen kreativ gearbeitet wird. Betreuerin Silvia Pechinger berichtet von der Eingewöhnu­ngsphase ihrer Gruppe, die durch die gute Beschilder­ung am neuen Standort den meisten recht leicht fällt.

Die Baukosten betrugen circa 3,45 Millionen Euro. Die Förderunge­n für Ausstattun­g und Miete stammen zu 65 Prozent aus Mitteln des Bayerische­n Sozialmini­steriums, zu 20 Prozent aus Eigenmitte­ln, zu zehn Prozent von der Bundesagen­tur für Arbeit und zu fünf Prozent vom Bezirk Schwaben.

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Foto: Steffi Brand Mit viel Akribie und Eifer fertigt Julian in der neuen Werkstatt in Meitingen Autotei‰ le.

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