Mit Freude und etwas nervös an den neuen Arbeitsplatz
Die Behindertenwerkstatt des Dominikus-Ringeisen-Werks geht offiziell in Meitingen in Betrieb. Coronabedingt sind allerdings nur die Hälfte aller Arbeitsplätze besetzt
Meitingen Für Gabi und Julian war es am Freitag der erste Tag an ihrer neuen Arbeitsstelle. Gemeinsam mit über 20 weiteren Menschen mit Behinderung arbeiten sie aktuell in der neuen Werkstatt des DominikusRingeisen-Werks (DRW). Diese befindet sich nicht mehr im Allmannshofer Ortsteil Holzen, sondern in Meitingen, im Gewerbegebiet Raiffeisenstraße.
Nachdem zum Spatenstich im Oktober 2019 noch ein ganzes Aufgebot an Gästen vor Ort war, kamen zur Premiere, zum ersten offiziellen Arbeitstag in der DRW-Werkstatt, ausschließlich die Mitarbeiter und deren Betreuer. Auch eine offizielle Einweihung oder gar ein Tag der offenen Tür stehe aufgrund der Corona-Pandemie in den Sternen, erklärt Bernhard Christi, der für die DRWWerkstatt und -Förderstätte verantwortlich zeichnet. Weniger aufregend waren und sind die Wochen des Umzugs, der bereits Anfang April begann und noch weiter andauern wird, jedoch mitnichten, berichten Betreuer und Mitarbeiter gleichermaßen.
Daniela Fendt vom Sozialdienst erzählt von einem erhöhten Gesprächsbedarf derer, die nun in der neuen Werkstatt arbeiten. Alles sei neu und da der Umzug in den vergangenen Wochen Stück für Stück absolviert wurde, sei die Nervosität derer, die nun in Meitingen zur Arbeit gehen, groß gewesen. Vor allem die gute Verkehrsanbindung ermögliche es den Menschen mit Behinderung nun, selbstständig zur Arbeit zu kommen. Die Werkstattmitarbeiter, die in Meitingen leben, können sogar zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Arbeit gelangen.
Davon schwärmt auch Gabi, die fleißig Tüte um Tüte mit Kleinteilen bestückt – und zu den Glücklichen gehört, die nun in den modernen und neuen Räumen mit deutlich mehr Platz arbeiten dürfen.
Dass aktuell nur die Hälfte der Arbeitsplätze in der neuen Werkstatt besetzt ist, sei der Corona-Pandemie geschuldet, erklärt Christi. Wie berichtet legt das DRW aus Infektionsschutzgründen viel Wert darauf, die Menschen, die bereits zusammen wohnen, auch zusammen arbeiten zu lassen – „auch wenn viele Menschen ihre bisherigen sozialen
Kontakte sehr vermissen“. Das bedeutet für die alte und die neue Werkstatt: Aktuell gehen knapp 30 Menschen mit Behinderung nach Meitingen zur Arbeit – weitere 30 Mitarbeiter gehen nach wie vor in die „alte“Werkstatt nach Holzen. Und auch diese Tatsache war für viele nicht leicht. „Es gab sogar Tränen“, berichtet Christi von der Vorfreude auf die neue Werkstatt, die bei der Hälfte der Menschen jedoch enttäuscht werden musste.
Die Langzeitplanung sieht vor, dass in Meitingen 60 Menschen mit Behinderung arbeiten können. Durch das Raumkonzept, das für Behindertenwerkstätten vorgeschrieben ist, ist die neue Werkstatt um 500 Quadratmeter größer. Alle Bereiche, die die Menschen mit Behinderung erreichen müssen, sind auf einer Ebene und barrierefrei zugänglich.
Im Obergeschoss ist die Werkstatt von Hausmeister, Lagerist und Fuhrparkleiter Thomas Bengeser. Den ausgeklügelten Plänen Christis ist es zu verdanken, dass die Werkstatt künftig auch mit einem Schubmaststapler „beliefert“werden kann.
Und wie sieht es in den Werkstätten aus? Geschäftig, wie es bereits aus der Werkstatt von Holzen bekannt ist. Julian montiert akribisch die Autoteile für Porsche und schwärmt vom Blick ins Grüne. Auch Betreuerin Sonja Hartmann freut sich über den Ausblick auf die Obstbäume, verrät aber auch, dass noch nicht alles an Ort und Stelle sei. Die Keramikeulen auf dem Fensterbrett deuten bereits an, dass künftig auch in Meitingen kreativ gearbeitet wird. Betreuerin Silvia Pechinger berichtet von der Eingewöhnungsphase ihrer Gruppe, die durch die gute Beschilderung am neuen Standort den meisten recht leicht fällt.
Die Baukosten betrugen circa 3,45 Millionen Euro. Die Förderungen für Ausstattung und Miete stammen zu 65 Prozent aus Mitteln des Bayerischen Sozialministeriums, zu 20 Prozent aus Eigenmitteln, zu zehn Prozent von der Bundesagentur für Arbeit und zu fünf Prozent vom Bezirk Schwaben.