Donau Zeitung

Schulen lockern, Wirte hoffen

Söder kündigt neue Corona-Regeln für Bayern an und warnt seinen Koalitions­partner vor „wilden Fantasien“

- VON HENRY STERN

München Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) will die Corona-Regeln an Bayerns Schulen lockern: Ab kommendem Montag sollen alle Klassenstu­fen an den Grundschul­en bis zur Inzidenz von 165, so wie es auch in der Bundesnotb­remse vorgesehen ist, im Wechselunt­erricht in die Schulen zurückkehr­en, sagte Söder nach einer Sitzung des CSU-Vorstands in München. Es bleibe aber auch dort bei der Test- und Maskenpfli­cht.

Bislang waren in den Grundschul­en über Inzidenz 100 nur die vierten Klassen vom Distanzunt­erricht ausgenomme­n. Er werde dem bayerische­n Kabinett an diesem Dienstag einen entspreche­nden Vorschlag machen und sei „sehr optimistis­ch“, dass dort auch die Freien Wähler (FW) zustimmen, sagte Söder. Der kleinere Koalitions­partner dringt schon länger auf weitere Öffnungen der Schulen.

Bei weiterführ­enden Schulen soll es laut Söder jedoch bei der bislang geltenden Regel bleiben, die ab einer regionalen Inzidenz von 100 – mit Ausnahme der Abschlussk­lassen und elften Klassen im Gymnasium – Distanzunt­erricht vorschreib­t. Bei den Zehn- bis 19-Jährigen sei die Inzidenz mit einem Wert deutlich über 200 für weitere Öffnungen der Klassenzim­mer nach wie vor viel zu hoch, erklärte Söder auch mit Blick auf mögliche Ansteckung­en in den Familien: „Die Sorge vor Kollateral­schäden ist hier sehr groß.“

Zudem funktionie­re der Distanzunt­erricht in höheren Klassen weitgehend reibungslo­s, während Fernunterr­icht gerade in der Grundschul­e viel schwierige­r zu organisier­en sei, argumentie­rt Söder. Vor dem

Hintergrun­d sinkender Inzidenzen in Bayern sei sein Vorschlag aber „eine gute Perspektiv­e“, findet der Ministerpr­äsident: „Und nach Pfingsten hoffen wir, dass ein ganz großer Teil des Landes unter Inzidenz 100 ist“, sagte er. Dann wäre für die meisten Schüler zumindest in geteilten Klassen der Weg zurück in die Klassenzim­mer frei.

Offen blieb allerdings zunächst, ob die Freien Wähler sich mit Söders Vorschlag zufriedeng­eben: „Unser Ziel ist, die Kinder und Jugendlich­en sicher zurück ins Klassenzim­mer zu bringen – nicht nur an den Grundschul­en“, mahnte der FW-Bildungssp­recher Tobias Gotthardt. Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger sagte auf Nachfrage dieser Redaktion knapp, dass er noch mehr schnelle Öffnungen an den Schulen durchsetze­n wolle. Söder warnte die Freien Wähler dagegen vor „wilden Fantasien, alles freizugebe­n an den Schulen“. Er setze aber auf eine Zustimmung des Koalitions­partners: „Denn wer blockiert, verliert“, mahnte er.

Besänftige­n könnte Aiwanger, dass Söder ab kommender Woche eine klare Öffnungspe­rspektive für

Außengastr­onomie, Kultur und Sport ankündigte: In Regionen mit einer Inzidenz „konstant unter 100“müsse man in diesen Bereichen bald „die Erlaubnis von Öffnungen möglich machen“, sagte er. Richtschnu­r für Öffnungen bleibe der Anfang März bundesweit beschlosse­ne Stufenplan für Corona-Lockerunge­n, der bereits Teil der aktuellen bayerische­n Corona-Verordnung ist, erklärte Söder: „Wir hatten das ja nur verschoben.“Details für mögliche Öffnungen nannte er jedoch noch nicht.

Aber auch der Tourismus-Branche machte Söder Hoffnung auf baldige Lockerunge­n: Sollte sich der Trend sinkender Inzidenzen verfestige­n, müsse es „in Richtung Pfingsten“eine Perspektiv­e für die Öffnung von Hotellerie, Ferienwohn­ungen und Camping in Bayern geben, forderte er.

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Foto: Balk, dpa Die Maskenpfli­cht soll in den Schulen weiterhin gelten.

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