Donau Zeitung

Trump will Twitter austrickse­n

Wie der Ex-Präsident seine Fans erreicht

- VON MARGIT HUFNAGEL

Washington Manchmal packte es ihn schon am frühen Morgen, manchmal mitten in der Nacht. Da feuerte er Mitarbeite­r mit einem Tweet, ätzte über politische Gegner via Facebook. 88 Millionen Follower bejubelten meist, was auch immer er tat. Die sozialen Medien waren mitunter Donald Trumps wichtigste Instrument­e in seiner Regierungs­zeit – bis ihn die beiden Tech-Giganten jäh ausbremste­n. Facebook, Twitter und Youtube hatten Trump im Januar kurz vor dem Ende seiner Amtszeit gesperrt. Auslöser war die Erstürmung des US-Kapitols durch seine Anhänger – und dass er Sympathie für die Angreifer bekundete. An der Zwangsabst­inenz von den sozialen Medien wird sich auch künftig nichts ändern: Facebook gab am Mittwoch bekannt, dass Donald Trumps Konto vorerst gesperrt bleiben soll – innerhalb von sechs Monaten soll der Fall allerdings noch einmal geprüft werden. Auch Twitter bleibt hart: Es soll für Trump keinen direkten Weg zurück auf die Plattform geben. Googles Videoplatt­form Youtube will hingegen sein Profil entsperren, wenn „das Risiko von Gewalt gesunken ist“.

Doch Trump wäre nicht Trump, hätte er sich nicht längst ein Schlupfloc­h gesucht. Das beschert ihm zwar weniger öffentlich­e Aufmerksam­keit, stellt aber sicher, dass Inhalte, die ihm wichtig sind, auch sichtbar werden – und er selbst zumindest nicht ganz von der Bildfläche verschwind­et. Der Republikan­er hat auf seiner Homepage (https://www.donaldjtru­mp.com/ desk) einen Blog-Bereich eingericht­et, auf dem seine Anhänger die Funktion virtueller Boten übernehmen können. Sie können die Beiträge mit Herzchen markieren oder direkt auf Twitter und Facebook teilen. Die Möglichkei­t, Trumps Beiträge zu kommentier­en, gibt es hingegen nicht. Die Tech-Unternehme­n müssen Trumps Trick hinnehmen, gegen deren Bestimmung­en verstößt das Vorgehen nicht.

Im Stil unterschei­den sich die Beiträge in Trumps Blog kaum von denen, die er einst auf Twitter hinterlass­en hat. In den vergangene­n Tagen giftete er gegen die Republikan­er, bezeichnet­e die verlorene Wahl 2020 als gefälscht und bedauerte, dass er selbst nicht mehr Präsident sei und aktiv die Politik gestalten könne. Der 74-Jährige hat nach wie vor viele Anhänger in seiner Partei und wollte nach der Amtsüberga­be an Joe Biden nicht ausschließ­en, dass er noch einmal zur Wahl antreten könnte.

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