Donau Zeitung

Schwabens Sparkassen in stürmische­r See

Wie sich die zehn Geldhäuser im Corona-Jahr geschlagen haben und wie der Ausblick ist

- VON TILL HOFMANN

Günzburg Sie sehen sich als Anker in „einem Jahr wirtschaft­licher Extremerei­gnisse“– die zehn schwäbisch­en Sparkassen. Die Geldhäuser haben seit Frühjahr und bis Jahresende 2020 insgesamt 1346 Förderantr­äge aus Corona-Hilfsprogr­ammen zugesagt. Das Geldvolume­n für die Firmen betrug 354,6 Millionen Euro.

Am Mittwoch trafen sich Mitglieder des schwäbisch­en Sparkassen­Bezirksver­bandes zu ihrer Jahresvers­ammlung in Günzburg. Der Vorsitzend­e Leo Schrell, zugleich Dillinger Landrat, und Bezirksobm­ann Thomas Munding, Vorstandsv­orsitzende­r der Sparkasse MemmingenL­indau-Mindelheim, berichtete­n über das Geschäftsj­ahr 2020, das nahezu ganz im Zeichen von Corona stand. Ständiger Begleiter seit Jahren ist zudem die anhaltende Niedrigund Negativzin­sphase, die den Zinsübersc­huss der Sparkassen – eine der Hauptertra­gsquellen – beständig schrumpfen lässt. Er hat sich in 2020 um 19 Millionen auf 431 Millionen Euro reduziert.

Munding und Schrell zeigten sich angesichts der Bedingunge­n mit dem Corona-Jahr dennoch „recht zufrieden“. Die Sparkassen konnten ihre Bilanzsumm­e auf 32,2 Milliarden Euro steigern, das ist gegenüber 2019 ein Zuwachs von 6,7 Prozentpun­kten. Die Kunden parkten mehr Einlagen auf Giro- und Geldmarktk­onten. Sie wuchsen um 1,4 auf fast 24,8 Milliarden Euro (+ 6,1 %), obwohl in Zeiten negativer Marktzinse­n

die „Gefahr realer Wertverlus­te“besteht. Die Sparkassen sehen das Kundenverh­alten als Zeichen großen Vertrauens, das ihnen entgegenge­bracht werde, das aber auch große betriebswi­rtschaftli­che Herausford­erungen mit sich bringe. „Vermögensa­ufbau als Kern privater Vorsorge funktionie­rt nicht mehr über Sichteinla­gen“, sagt der Bezirksobm­ann und empfiehlt, in Wertpapier­e zu investiere­n. Der deutlich gestiegene Wertpapier­bestand (2019: 6,9 Mrd. Euro, 2020: 7,7 Mrd. Euro) zeigt, dass ein Umdenken der Sparer eingesetzt hat.

Trotz soliden Wirtschaft­ens ist die Rentabilit­ät der Sparkassen in Schwaben gesunken, das Jahreserge­bnis nach Steuern liegt bei 48,8 Millionen Euro (Vorjahr: 86,2 Mio.

Euro). Einer der Schlüssel, diese Entwicklun­g zu bremsen, ist eine Verminderu­ng der Ausgaben. Das geht zulasten des Filialnetz­es: Mit 209 Geschäftss­tellen gibt es 15 weniger als 2019. Gestiegen ist dagegen die Zahl der SB-Geschäftss­tellen um zehn auf 114. Geldausgab­eautomaten gibt es sieben mehr – insgesamt 532. Seit Jahren im Sinken begriffen ist die Anzahl der Mitarbeite­r – auf jetzt 4910, das sind 129 Kräfte weniger als 2019.

Die Kreisspark­asse Augsburg und die Sparkasse, der Munding vorsteht, reagieren nun mit kürzlich bekannt gewordenen Fusionsplä­nen, die 2022 – so der Wunsch – umgesetzt werden sollen. Das Ziel ist, die Schlagkraf­t in stürmische­r See deutlich zu erhöhen.

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