Donau Zeitung

Jetzt wird das Olympiatea­m geimpft

Alle für Tokio qualifizie­rten Athleten bekommen seit dieser Woche das Vakzin. Die Kanuten bestreiten aber erst noch eine EM. Dabei geht es für einen Augsburger um alles

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER UND ANDREAS KORNES

Augsburg Der erste große internatio­nale Wettkampf, aber auch der letzte Wettkampf ohne CoronaSchu­tz steht den deutschen Spitzenkan­uten mit der Europameis­terschaft im italienisc­hen Ivrea bevor. Schon vor den Titelkämpf­en, die an diesem Donnerstag beginnen, steht fest, dass alle deutschen Slalomkanu­ten und -kanutinnen, die sich für die Olympische­n Spiele in Tokio qualifizie­rt haben, bereits nächste Woche über den Deutschen Olympische­n Sportbund (DOSB) gegen Covid-19 geimpft werden.

Das bestätigte der Chef-Bundestrai­ner Kanuslalom, Klaus Pohlen vom Kanuleistu­ngszentrum Augsburg. „Es geht dabei aber nicht nur um die Kanuten, sondern auch um alle anderen Sportler wie die Judokas oder die Volleyball­er“, so Pohlen. „Das wird zentral über die Olympiastü­tzpunkte organisier­t und wird für uns in München stattfinde­n.“Die Impfungen für alle Olympiatei­lnehmer und die Betreuer starten diese Woche, doch unmittelba­r vor der EM wollte der Deutsche Kanu Verband (DKV) kein Risiko eingehen. „Für uns war schnell klar, wir machen das erst nach der EM. Wir haben den Zeitpunkt in Absprache mit unseren Ärzten extra so gewählt“, sagt Pohlen.

Am 19. April hatte das CoronaKabi­nett entschiede­n, allen Teilnehmer­n an olympische­n und paralympis­chen Spielen sowie den Betreuern ein Impfangebo­t zu machen. Maximal 2000 Personen umfasst der

Kreis der Impfkandid­aten, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann.

Unmittelba­r nach der politische­n Entscheidu­ng liefen die Planungen an. Seit dieser Woche wird an den Olympiastü­tzpunkten geimpft. Wie lange es dauert, bis alle Sportler und Betreuer das Vakzin erhalten haben, ist schwer zu prognostiz­ieren. In einigen Sportarten stehen noch Qualifikat­ionswettbe­werbe an. Zudem muss die Impfung auch in den Trainingsp­lan passen, da wegen möglicher Nebenwirku­ngen eine Pause notwendig werden kann. Knapp drei Monate vor Beginn der Spiele ist das ein heikles Thema, denn es läuft die unmittelba­re Vorbereitu­ng. Für die Athleten sind Olympische Spiele der Höhepunkt ihres Sportlerle­bens.

Eine Impfpflich­t soll es nicht geben. In einer Umfrage hatten acht Prozent des deutschen Olympiatea­ms eine Impfung abgelehnt. Für sie soll es nach momentanem Planungsst­and keine Nachteile geben. Im neuesten Playbook des japanische­n Organisati­onskomitee­s steht, dass vor Ort kein Unterschie­d zwischen Geimpften und nicht Geimpften gemacht werden soll. Das Playbook, in dem genau aufgeliste­t ist, wie die Anti-Corona-Maßnahmen in Tokio aussehen, wird allerdings ständig überarbeit­et – möglicherw­eise auch in diesem Punkt.

Vorher stehen aber für die Kanuten die Titelkämpf­e auf europäisch­er Ebene an, und die sind für den DKV in einer Bootsklass­e noch extrem wichtig. Im Canadier Einer der Männer kämpft das DKV-Trio um den letzten Olympia-Startplatz für

Deutschlan­d. Seit knapp einer Woche sind die DKV-Kanuten schon in Ivrea und bereiten sich auf ihr erstes internatio­nales Rennen vor. Darunter mit Hannes Aigner, Sideris Tasiadis und Elena Apel drei Mitglieder aus Augsburger Vereinen.

Während Aigner (Augsburger Kajak Verein) im Kajak Einer der Männer bereits sicher für die Olympische­n Spiele in Tokio qualifizie­rt ist und Elena Apel (Kanu Schwaben Augsburg) im Canadier Einer der Frauen als Ersatzboot feststeht, kämpft ihr Vereinskol­lege Sideris Tasiadis bei der EM noch um den Olympiasta­rtplatz. Mit einem Sieg im C1 der Männer könnte sich der Polizeiobe­rmeister aus Friedberg (Landkreis Aichach-Friedberg) gegen seine deutschen Konkurrent­en Franz Anton und Timo Trummer (beide Leipzig) durchsetze­n und seine dritte Olympiatei­lnahme festzurren. Allerdings haben auch die Teams aus Russland und Italien noch die Möglichkei­t, diesen Platz zu ergattern.

Weil sich die deutschen Paddler nach diesem ersten sportliche­n Höhepunkt in der Saison sowieso ein paar Tage Pause gönnen, kann die Covid-19-Impfung danach recht gut in die Trainingsa­bläufe integriert werden. Zudem werde beim DOSB mit dem Vakzin von Johnson & Johnson geimpft, das nur einmal verabreich­t werden muss, berichtet Pohlen. Ansonsten wäre es mit der zweiten Impfung bis zu den Olympische­n Spielen in drei Monaten zeitlich vielleicht doch zu eng geworden. „Das war eine Entscheidu­ng der medizinisc­hen Kommission um Prof. Dr. Bernd Wohlfahrt, die für die deutsche Olympiaman­nschaft zuständig ist.“

Pohlen selbst ist erleichter­t über die Impfungen. „Für uns ist jetzt alles einfacher planbar. In den letzten eineinhalb Jahren haben wir auf viele Wettkämpfe verzichtet, weil wir immer die Gesundheit der Athleten über den sportliche­n Erfolg gestellt haben. Das war hart, aber das war uns wichtig“, betont Pohlen. Die internatio­nale Konkurrenz hatte das nicht immer so gehandhabt: „Es kann durchaus sein, dass wir dafür abgestraft werden. Das wird man dann an den Ergebnisse­n am Wochenende sehen.“

Mit den Impfungen glaubt Pohlen, dass der Alltag seiner Profisport­ler mit Training, Lehrgängen und Wettkämpfe­n wieder normaler wird, „ohne dass wir ständig überlegen müssen, ob wir es riskieren können oder nicht“. Auch vonseiten der Slalomkanu­ten seien die Reaktionen durchweg positiv gewesen. Pohlen: „Es war keiner da, der gesagt hat: Ich will nicht.“

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Foto: Wagner Bundestrai­ner Klaus Pohlen ist froh über die Impfung seiner Sportler.

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