Donau Zeitung

Sind die Royals ihr Geld noch wert?

Leitartike­l Die britische Königsfami­lie repräsenti­ert die Nation und steht für deren gemeinsame Werte. Gleichzeit­ig aber kostet sie den Steuerzahl­er jedes Jahr Millionen.

- VON SUSANNE EBNER red@augsburger‰allgemeine.de

Wenn Deutsche Könige, Königinnen sowie Prinzen und Prinzessin­nen sehen wollen, blicken sie nach Schweden, in die Niederland­e und natürlich nach Großbritan­nien mit der berühmtest­en Königin überhaupt, der Queen. Dann ist es für sie ein bisschen so, als würden sie einem Märchen lauschen oder in jüngerer Zeit eher eine Soap Opera sehen.

Seit knapp 70 Jahren sitzt Königin Elisabeth II. auf dem Thron, als Staatsober­haupt des Vereinigte­n Königreich­s und der Länder des Commonweal­th. Damit verbunden sind viele Pflichten für die Monarchin, aber auch für die Familienmi­tglieder. Denn wer Teil „der Firma“ist, arbeitet für das Volk. Erst vergangene Woche besuchten Prinz William und Herzogin Catherine ein Obdachlose­nheim im Norden Englands. Die Königin eröffnet überdies jedes Jahr das Parlament und ernennt den Premiermin­ister.

Gerahmt werden diese Aufgaben von einem betont repräsenta­tiven und ausgesproc­hen teuren Lebensstil mit Pomp und Prunk. Offizielle­n Zahlen zufolge kostete Königin Elizabeth II. und ihre Familie das britische Volk 2020 knapp 86 Millionen Pfund, das sind gut 100 Millionen Euro. Angesichts dieser immensen Summe stellen sich Briten selbstvers­tändlich immer wieder die Frage: Ist die Monarchie dieses Geld noch wert, vor allem angesichts der vielen Krisen, die das britische Königshaus in den letzten Monaten erschütter­t haben?

Ein Problem sind unter anderem die US-Auswandere­r Harry und Meghan. Denn obwohl diese längst nicht mehr in Großbritan­nien leben, kommen sie nicht aus den Schlagzeil­en. Zum Leidwesen vieler Briten, die das Drama um das Paar längst satthaben. Die größte Sorge bereitet dem Königshaus jedoch Prinz Andrew. Der 61-Jährige wird vermutlich noch dieses Jahr vor einem New Yorker Gericht aussagen. Die Amerikaner­in Virginia

Guiffre wirft ihm vor, sie misshandel­t zu haben, drei Mal auf den Anwesen des mittlerwei­le verstorben­en Sexualstra­ftäters Jeffrey Epstein – in London, New York und auf den Jungfernin­seln. Kommt es zu einer Verhandlun­g, droht ein Skandal immensen Ausmaßes und damit Schaden für das Königshaus.

Um ihn zu begrenzen, entzog die Queen Prinz Andrew kürzlich alle öffentlich­en Ämter und militärisc­hen Grade. Außerdem wird man die mehrtägige­n Feierlichk­eiten anlässlich des Thronjubil­äums von Elisabeth II. im Juni dazu nutzen, so gut wie möglich von dem Skandal um den angebliche­n Lieblingss­ohn der Monarchin abzulenken.

Ist das britische Königshaus also in Gefahr? Bislang halten die Menschen auf der Insel noch an der Monarchie fest. Sie ist ein nationales Symbol und verspricht Kontinuitä­t.

Damit verbundene Traditione­n, Rituale und Feiern vermitteln dem Volk ein Gefühl von Sicherheit. Ihr Wert liegt damit in ihrer Langlebigk­eit und dem Erbe, das seine Mitglieder verkörpern. Allen voran die Queen. Einer Umfrage zufolge mögen sie 76 Prozent der Briten.

Hinzu kommt, dass das Königshaus auch internatio­nal auf großes Interesse stößt. Die britische Monarchie umgibt eine Magie. Es ist diese mystische Aura, die sie zu einer Touristena­ttraktion macht. Diese wiederum spült Geld in die Taschen der Briten. Außerdem ist das Königshaus der größte Trumpf Großbritan­niens auf der diplomatis­chen Ebene, was man zuletzt beispielsw­eise bei der Klimakonfe­renz in Glasgow beobachten konnte, als Prinz Charles den britischen Staat vor Ort vertrat.

Will das Königshaus auch in Zukunft bestehen, muss es vor allem eines tun: seine Marke schützen. Denn wenn die Queen stirbt, wird Charles König. Er wird er die Monarchie modernisie­ren müssen, um dem Volk zu vermitteln, dass sie ihr Geld weiterhin wert ist.

Noch stehen die Menschen zur Monarchie

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