Donau Zeitung

Union fordert Impfregist­er

Bundestag CDU und CSU lassen ihre Haltung zur Impfpflich­t noch offen und üben Kritik an Kanzler Scholz, der keinen eigenen Vorschlag machen will. Eine Datenbank soll aber Auskunft geben, wer schon geschützt ist.

- VON BERNHARD JUNGINGER (mit dpa)

Berlin CDU und CSU im Bundestag fordern die Einführung eines Impfregist­ers, in dem der Impfstatus eines jeden Bundesbürg­ers erfasst wird. Ihre Haltung zur möglichen Einführung einer allgemeine­n Impfpflich­t lässt die Union aber weiter offen. Unionsfrak­tionsvize Sepp Müller (CDU) sagte am Montag in Berlin, eine Impfkampag­ne könne nur effektiv vorangetri­eben werden, wenn die Gesundheit­sbehörden einen Überblick hätten, wer bislang noch nicht geimpft sei. Deshalb müsse ein solches Register „unverzügli­ch“eingeführt werden. Dies gelte unabhängig davon, wie die Frage einer allgemeine­n CoronaImpf­pflicht beantworte­t werde, über die der Bundestag in dieser Woche erstmals berät. Einen entspreche­nden Antrag will die Union im Bundestag vorstellen.

Ein Impfregist­er hatten Politiker der Regierungs­koalition aus SPD, Grünen und FDP zuletzt mehrfach abgelehnt. Für Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) ist die Einrichtun­g eines solchen Verzeichni­sses nicht nur datenschut­zrechtlich umstritten, sondern nähme auch zu viel Zeit in Anspruch. Eine Impfpflich­t könne auch ohne Register eingeführt werden.

Unionsfrak­tionsvize Andrea Lindholz (CSU) dagegen ist der Meinung, dass ein kompletter Datensatz den Behörden eine gezielte Ansprache derjenigen erlauben würde, die bislang noch nicht geimpft sind. Diese könnten dann etwa zu einer Impfberatu­ng bei einem Arzt eingeladen werden. Mit solchen niedrigsch­welligen Angeboten ließe sich die Impfquote weiter verbessern. Eine hohe Impfquote sei der Schlüssel für eine Überwindun­g der Corona-Pandemie. Zu einer allgemeine­n Impfpflich­t dagegen will die Unionsfrak­tion zunächst keinen eigenen Antrag formuliere­n. Hier sei die Bundesregi­erung in der Pflicht, sagte Lindholz, die kritisiert­e, dass Kanzler Olaf Scholz (SPD) keinen eigenen Vorschlag vorlegen will. Die Bundesregi­erung müsse nun zahlreiche offene Fragen zur Impfpflich­t beantworte­n – etwa, ob und wie die Omikron-Variante des Virus die Lage verändere. Im Vergleich zur zuvor vorherrsch­enden Delta-Variante scheint Omikron zwar ansteckend­er, aber weniger gefährlich zu sein.

An diesem Mittwoch steht im Bundestag eine dreistündi­ge sogenannte Orientieru­ngsdebatte auf der Tagesordnu­ng. Dabei könnten sich erste Hinweise ergeben, ob es für eine Impfpflich­t wirklich eine ausreichen­de Mehrheit im Parlament gibt. Möglichst bis Ende März soll dann über die Impfpflich­t abgestimmt werden – ohne Fraktionsz­wang. Das heißt, dass jeder und jede Abgeordnet­e eine reine Gewissense­ntscheidun­g trifft, ohne sich an der Haltung seiner Fraktion oder Partei zu richten. Es geht bei der Abstimmung auch nicht um ein schlichtes „Ja“oder „Nein“zu einer Impfpflich­t. Abgeordnet­e verschiede­ner Parteien können sich für sogenannte Gruppenant­räge mit verschiede­nen Varianten und Vorschläge­n zur Impfpflich­t zusammensc­hließen. Bislang liegt ein Antrag von FDP-Mann Wolfgang Kubicki vor, der eine Impfpflich­t ablehnt. Eine Reihe von Abgeordnet­en aus den Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP hat dagegen angekündig­t, einen Antrag für eine allgemeine Impfpflich­t ab 18 Jahren vorzulegen.

Die beiden Unionspoli­tiker Lindholz und Müller kündigten an, dass sich ihre Fraktion nach der Orientieru­ngsdebatte entscheide­n werde, wie sie sich in Sachen Impfpflich­t verhält. Sie schlossen nicht aus, auch einen Vorschlag aus den Reihen der Regierungs­koalition zu unterstütz­en. Ob eine Zustimmung auch für einen Gesetzentw­urf gelte, der zwar eine Impfpflich­t, aber kein Impfregist­er vorsieht, sei zu prüfen.

Nach den neuesten Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Montag verfügen 73,4 Prozent der Bevölkerun­g (61 Millionen) jetzt über einen vollständi­gen Grundschut­z. Dafür sind in der Regel zwei Impfdosen nötig. Die Bundesregi­erung strebt eine Quote von 80 Prozent Erstgeimpf­ten bis Ende Januar an. Mehr als die Hälfte der Bevölkerun­g in Deutschlan­d hat laut RKI eine Auffrischu­ngsimpfung erhalten: 41,9 Millionen Menschen. Diese Booster-Impfung ist wichtig für einen wirksamen Schutz vor der besonders ansteckend­en Omikron-Variante. Bei der Quote Erst- und Zweitgeimp­fter liegt Bremen im Bundesländ­er-Vergleich an der Spitze. Bei den Auffrischu­ngen steht das Saarland vor Schleswig-Holstein und Bremen. Sachsen ist jeweils Schlusslic­ht.

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Foto: David Young, dpa Das Thema Impfpflich­t bleibt auf der Straße und in der Politik kontrovers dis‰ kutiert. Die Union lässt ihre Haltung noch offen.

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