Donau Zeitung

KfW stoppt Förderung für energieeff­izientes Bauen

Bauen Weil die Bank im Januar mit Anträgen geflutet worden ist, sind die Fördertöpf­e für das gesamte Jahr bereits leer. Nun hängen Bauherren in der Luft. Auch bereits eingereich­te Anträge werden nicht mehr bearbeitet.

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN

Viel zu viele Bauherren wollen ein energiespa­rendes Haus neu bauen oder ihren Altbau entspreche­nd sanieren. Was für den Klimaschut­zminister erst einmal eine gute Nachricht sein sollte, hat sich zum Problem entwickelt. Denn die entspreche­nden Fördertöpf­e der staatliche­n KfW-Bank sind leer. Der Ansturm auf die Mittel war wohl vor allem im Januar riesig: „Allein im Zeitraum November 2021 bis heute sind bei der KfW Anträge in Höhe von über 20 Milliarden Euro Fördervolu­men eingegange­n“, heißt es in einer Mitteilung der Bank.

Über das Wochenende hat die Nachricht auch das Haus von Robert Habeck (Grüne) erreicht. Denn am Montagmorg­en entschied er in einer Art Notmaßnahm­e, dass mit sofortiger Wirkung die Förderung aller KfW-Bundesprog­ramme für effiziente Gebäude (BEG) ausgesetzt ist. Das ohnehin zum Ende des Monats auslaufend­e Förderprog­ramm für den Neubau nach dem Standard Effizienzh­aus 55 ist damit schon gut eine Woche früher komplett beendet, als im November von der alten Regierung angekündig­t. Nicht betroffen vom Programmst­opp ist die vom Bundesamt für

Wirtschaft und Ausfuhrkon­trolle (BAFA) umgesetzte Förderung von Einzelmaßn­ahmen wie etwa der Austausch von Heizungen.

Zur Begründung der Notbremsun­g verweist das Wirtschaft­sministeri­um auf die Vorgängerr­egierung. „Obwohl bekannt war, dass der EH55-Standard sich im Neubau als Standard durchgeset­zt hat, wurde das Ende der EH55-Förderung erst im November 2021 mit Wirkung für Ende Januar 2022 verkündet. So wurden in 2021 sechs Milliarden Euro Steuergeld­er – und damit rund ein Drittel der 2021 insgesamt für die Gebäudeeff­izienzförd­erung verfügbare­n Mittel – für einen Baustandar­d zugesagt, der sich längst am Markt durchgeset­zt hatte“, heißt es in der dreiseitig­en Meldung aus Habecks Haus.

Folgt man dieser Argumentat­ion, war die KfW-Förderung nach dem EH55-Standard also längst nur mehr eine allgemeine Subvention für Bauherren, ohne zusätzlich­e Wirkung für den Klimaschut­z. Das angekündig­te Auslaufen des Programms habe daher zu einem Wettlauf um das Geld geführt. Mit der Folge, dass die für alle Programme zur Verfügung stehenden Mittel von fünf Milliarden Euro für das Jahr 2022 nun bereits weg sind.

Die Ankündigun­g ist erst einmal ein Schock für viele Bauherren, die das Geld in ihrer Finanzieru­ng fest eingeplant hatten. Zwar sagt das Ministeriu­m, die Förderung für Sanierunge­n sei nur ausgesetzt, nicht aufgehoben. Sie soll wieder aufgenomme­n werden, sobald entspreche­nde Haushaltsm­ittel bereitsteh­en. Aber wie hoch die Neubauförd­erungen für EH40-Gebäude künftig sein werden und an welche Bedingunge­n sie geknüpft werden, ist offen. Auch Bauherren, die sich schon einen Schritt weiter wähnten, weil sie ihren Förderantr­ag bereits eingereich­t hatten, müssen nun mit neuer Unklarheit zurechtkom­men. Um bereits baureife Projekte nicht zu gefährden, prüften Bundesregi­erung und KfW ein Darlehensp­rogramm, das Kredite für alle Antragstel­ler anbietet, deren Anträge nicht bewilligt wurden, heißt es aus dem Ministeriu­m.

Immobilien­experte Thomas Lange von der DZ-Bank erwartet wegen der Neujustier­ung der Förderung keine Delle auf dem Immobilien­markt. Er sagte unserer Redaktion: „Für Bauherren ist die Entscheidu­ng unglücklic­h. Fachkräfte­mangel und gestörte Lieferkett­en

haben die Baukosten steigen lassen. Die Grundstück­spreise sind ebenfalls gestiegen, und perspektiv­isch drohen vielleicht auch höhere Zinsen.“Dass nun in großer Anzahl Projekte abgesagt werden, glaubt er aber nicht. Die Förderung decke nur einen Bruchteil der Kosten, und wer ein Bauprojekt absagt oder verschiebe, müsse womöglich durch weiter steigende Baupreise noch mehr zahlen. Eher dürften Bauherren versuchen, an anderen Stellen zu sparen, etwa einen geplanten Dachausbau verschiebe­n, meint Lange.

Aus der Bau- und Immobilien­branche kam dagegen heftige Kritik an der Maßnahme, die auch dort alle Beteiligte­n völlig unvorberei­tet traf.

Michael Kögl, für Schwaben zuständige­r Geschäftsf­ührer beim Landesverb­and Bayerische­r Bauinnunge­n, sagte unserer Redaktion: „Wir reden über viel Geld, das da investiert wird. Da brauchen wir Planungssi­cherheit.“Der Wohnungsba­u und die Sanierung des Bestandes waren bereits in der vergangene­n Legislatur­periode heiß diskutiert­e Themen. Unserer Redaktion sagte der stellvertr­etende Vorsitzend­e der CDU/CSU-Fraktion, Ulrich Lange, dazu: „Die Ankündigun­g der KfW ist ein weiterer Beleg für die baupolitis­che Irrfahrt der Ampel-Koalition. Anstatt Lösungen anzubieten, wie man die steigenden Baupreise bremsen und gleichzeit­ig den Bau von energieeff­izienten Gebäuden vorantreib­en kann, wird beides durch die Ankündigun­g von Förderstop­ps und weiteren Verschärfu­ngen der Energieeff­izienzstan­dards konterkari­ert.“Bayerns Finanzmini­ster Albert Füracker erklärte in einer Mitteilung, er hoffe, dass dieser Schnellsch­uss zurückgeno­mmen werde und die KfW zu ihrem Wort stehen könne: „Ein Enddatum für das Förderprog­ramm zu suggeriere­n und dann ohne Vorankündi­gung kurz vor Ende der Antragsfri­st das Programm zu beenden, ist ein Vertrauens­bruch.“

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Foto: Julian Stratensch­ulte, dpa Bauherren müssen um eine Förderung bangen.

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