Donau Zeitung

Bitte sauber machen!

Hoteltrend Zimmerrein­igung oft nur noch auf Bestellung. Das hat auch mit Corona zu tun.

- VON TINGA HORNY

Zu einer der Annehmlich­keiten eines Hotelaufen­thalts gehört, dass der Gast sich um nichts kümmern muss. Auch nicht darum, wer aufräumt, die Betten macht und das Bad putzt. Da lässt es aufhorchen, wenn ein renommiert­er Konzern wie Hilton mit weltweit 575 Hotels nur noch in den Häusern seiner Luxusmarke­n Conrad, LXR und Waldorf Astoria automatisc­h einen täglichen Reinigungs­service bietet.

Konkret bedeutet das: Wer in den USA in einem Hilton zum Beispiel der Marke Hampton absteigt, dessen Zimmer wird nur alle fünf Tage gereinigt. Tägliches Putzen muss ausdrückli­ch angeforder­t werden. Die Idee auf den Verzicht lässt sich aus den Pandemieem­pfehlungen der US-Gesundheit­sbehörde CDC ableiten. Diese rät, um Kontakte zu minimieren, bei mehrtägige­n Aufenthalt­en eines Gastes das Zimmer nicht täglich zu säubern. Stattdesse­n ist es bei einem Gästewechs­el gründlichs­t zu reinigen und zu desinfizie­ren.

Auch in der Bundesrepu­blik mussten die Hotels wegen Corona ihre Hygienekon­zepte anpassen. Dabei haben auf die Beherbungs­branche spezialisi­erte Softwareun­ternehmen wie Betterspac­e360.com das Thema „tägliche Zimmerrein­igung“genau unter die Lupe genommen. Ihr Fazit: Bleiben Gäste nur zwei Tage, dann ist es sicherer, gar nicht zu putzen. Handtuchwe­chsel sowie Zimmerrein­igung könnte der Gast extra bestellen.

Aber auch ganz ohne Pandemie und die prekäre Lage der Hotellerie war es nur eine Frage der Zeit, wann die tägliche Zimmerrein­igung auf den Prüfstand gekommen wäre. Bereits vor Corona experiment­ierte A & O Hostels mit der Idee, nicht jeden Tag die Zimmer zu putzen. Im

Frühjahr 2019 hatten Gäste in den europaweit 39 Häusern erstmals die Möglichkei­t, das tägliche Putzen abzubestel­len. Als Dankeschön erhielten sie einen Gutschein für einen Drink. Das Resultat war ermutigend. In nur zwei Monaten kamen circa 10.000 Reinigungs­vorgänge weniger zustande. Das machte sich vor allem in der Umweltbila­nz positiv bemerkbar. Insgesamt wurden dadurch 75.000 Liter Wasser, 708 Kilowattst­unden Strom sowie 20.000 Müllbeutel eingespart. Abwasser und Putzmittel waren hier noch nicht einmal mit eingerechn­et.

Nachhaltig­keit ist also ein schlagende­s Argument, um auf zu viel Putzen zu verzichten und zugleich das Image aufzupolie­ren. Und wer wollte da als Gast nicht auch ein bisschen mithelfen, die Welt zu retten? Und sei es nur mit etwas weniger Plastikmül­l, Energiever­brauch und Umweltvers­chmutzung. Insofern bietet das Thema Reinigungs­stopp der Hotelbranc­he eine auf Neudeutsch perfekte Win-Win-Situation. Denn sie kann sich einerseits einen grünen Anstrich geben, indem sie den Gast wählen lässt, ob er wirklich jeden Tag sein Zimmer säubern lassen oder lieber etwas für die Umwelt tun will.

Gleichzeit­ig schont sie mit dem Putzverzic­ht die Kasse. So zählt Suitepad, der Hersteller von digitalen Gästemappe­n, in seinem Blog Kunden die Vorteile der sogenannte­n Green Option auf – also der Absage auf die tägliche Zimmerrein­igung. Gäste fühlen sich gut, wenn sie sich zugunsten der Umwelt für Verzicht entschiede­n haben. Und wer kehrt nicht gerne dahin zurück, wo er sich wohlgefühl­t hat? Im gleichen Atemzug könnte die Herberge solche Kunden mit einem Voucher fürs Lokal oder die Bar belohnen in der Hoffnung, dass sie dann auch gleich mehr konsumiere­n.

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