Donau Zeitung

Reisebüro oder Onlineport­al?

Eine Reise während der Pandemie zu buchen, ist mit Unsicherhe­iten behaftet. Ist es deshalb sinnvoll, sich vor Ort beraten zu lassen?

- VON EVELYN STEINBACH

Wegen der Corona-Pandemie auf den Jahresurla­ub verzichten? Für viele Menschen undenkbar. Doch die Frage lautet: Wo bucht man aktuell am besten? Im Reisebüro oder online? Was gilt in puncto Beratung, Angebotsfü­lle und Sicherheit? Drei Reiseexper­ten geben Auskunft.

Bis vor einigen Jahren war klar: Eine Auslandsre­ise bucht man im Reisebüro. Dort gab es Kataloge für Ziele auf der ganzen Welt und eine Ansprechpe­rson, die viele dieser Ziele kannte. Das ist auch heute noch so.

Das Reisebüro sei noch immer eine gute Wahl, wenn man eine anspruchsv­olle Reise plant und besondere Wünsche an die Zusammenst­ellung hat, sagt Karolina Wojtal vom Europäisch­en Verbrauche­rzentrum. Die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r finden passende Hotels, Flüge und Reiseroute­n. Im Gegensatz zu Onlineport­alen, bei denen man für die Planung und Buchung der Reise allein verantwort­lich ist.

Ein weiterer Nachteil: „Die Suche im Internet verschling­t viel Zeit“, sagt die Reiseexper­tin. „Man verliert sich schnell, da man auf viele Details achten muss.“Über Filter lässt sich die Suche in gängigen Portalen zwar eingrenzen. Dort können aber wichtige Informatio­nen

fehlen. „Etwa, wo das ausgewählt­e Zimmer im Hotel liegt, wenn man etwas Ebenerdige­s sucht“, sagt Wojtal.

Reisebüros sind im Notfall schneller erreichbar

Im Internet gibt es außerdem selten eine persönlich­e Beratung. Die Hotlines der großen Portale sind durch die vielen Kunden häufig belegt. Und beim Kontakt via E-Mail dauere es oft länger, bis man jemanden erreicht und eine Antwort bekommt, sagt Wojtal. In dringenden Fällen ist das Reisebüro vor Ort darum besser zu erreichen.

Einen recht neuen Service bieten einige Onlineport­ale mit sogenannte­n Chat-Bots. Diese liefern vorgeferti­gte Antworten auf einfache, häufig auftretend­e Fragen – „zum Beispiel zu den Einreisebe­stimmungen“, sagt Michael Buller vom Verband Internet Reisevertr­ieb. Solche Fragen können die Bots rund um die Uhr beantworte­n – parallel zur Buchung der Reise.

Aber auch Reisebüros stellen sich digitaler auf. Häufig können sich Kunden besprochen­e Urlaubsang­ebote per Link noch einmal zu Hause anschauen. „Mit wenigen Klicks, per Anruf oder im Chat mit dem Berater können diese Angebote schnell verändert oder aktualisie­rt werden“, sagt Cornelius Meyer von der Best-Reisebürok­ooperation. Es gibt inzwischen sogar Reisebüros, die digitale Termine anbieten. Die Beratung erfolgt dann per Videoschal­te oder Chat.

Ein Nachteil im Reisebüro kann die Vorauswahl sein. Reiseexper­tin Wojtal empfiehlt, nachzufrag­en, wie viele Veranstalt­er vertreten werden. „Bucht man in einem Multimarke­n-Reisebüro, sind mindestens alle großen Reiseveran­stalter im Programm“, sagt sie. Dennoch können Mitarbeite­nde Vorlieben für bestimmte Hotels und Reisearten haben. Wer ein Gefühl für den Markt haben will, sollte sich vorbereite­n und die gewünschte­n Hotels nennen.

Auf Onlineport­alen ließen sich hingegen bis zu 160 Veranstalt­er vergleiche­n, sagt Buller. Wer den besten Preis bietet, variiert stark. Dem Experten zufolge schauen sich Kundinnen und Kunden das gewählte Produkt oft zusätzlich auf der Seite des Veranstalt­ers an. Um aber ein Angebot aus dem Reisebüro vergleiche­n zu können, muss man auf die Details achten. Oftmals enthielten diese Angebote andere Flüge, eine andere Verpflegun­gsart oder eine andere Art des Zimmers, die online nicht verfügbar sind, sagt Wojtal.

Wer sich schließlic­h für ein Angebot entschiede­n hat, schließt beim Buchen meist

zwei Verträge ab: einen mit dem Vermittler und einen mit dem Veranstalt­er. Reisebüros und Onlineport­ale treten in der Regel als Vermittler von Reisen auf. Für die eigentlich­e Reiseleist­ung haftet aber der Veranstalt­er. Hier hilft es, genau in die Verträge zu schauen.

Wichtig ist auch, die StornoBedi­ngungen zu kennen. Im Gegensatz zu sonstigen Käufen gebe es für online gebuchte Reisen in der Regel kein Widerrufsr­echt, sagt die Reiseexper­tin. Wer sich verbucht hat, muss im Zweifel auf kundenfreu­ndliche Geschäftsb­edingungen des Anbieters oder dessen Kulanz hoffen. Im Reisebüro hingegen

könne die Reise für ein paar Stunden oder Tage reserviert werden. Sobald man sich für die Reise entscheide­t, gelten die Bedingunge­n im Reisevertr­ag.

Es mag zwar auch dubiose Reisebüros geben, online haben Fake-Anbieter aber wesentlich leichteres Spiel. „Fake-Vermittlun­gsplattfor­men können mit Google-Werbung ganz oben in der Trefferlis­te stehen“, sagt Wojtal. Sie rät dazu, bei großen Bewertungs­portalen nach Erfahrungs­berichten zu suchen. Zudem könne man die Erreichbar­keit der Plattform testen. Zu günstige Angebote sollten im Zweifelsfa­ll immer hinterfrag­t werden.

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Foto: Christin Klose/tmn Angebotsvi­elfalt, Beratung und Erreichbar­keit: Darin unterschei­det sich die Urlaubsbuc­hung in einem Reise‰ büro zur Buchung in einem Onlineport­al.
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Foto: Daniel Reinhardt/tmn Auf in den Urlaub: Trotz der Corona‰Pandemie wollen viele Menschen nicht gänzlich aufs Reisen verzichten. Der Urlaub ist allerdings anders – unsicherer.

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