Donau Zeitung

Buttenwies­ener stimmen gegen schmale Straße

Bürgerents­cheid

- VON ELLI HÖCHSTÄTTE­R UND BRIGITTE BUNK

Eine deutliche Mehrheit der Bürgerinne­n und Bürger spricht sich dafür aus, das erste Teilstück der Ortsverbin­dung zwischen Pfaffenhof­en und Donaumünst­er auf sechs Meter Breite auszubauen. So geht es nun weiter.

Buttenwies­en Im Rathaus in Buttenwies­en wird es am Sonntag ab 18.20 Uhr hektisch. Der Bürgerents­cheid zum Straßenaus­bau im Donauried wird ausgezählt. Die Helfer und Helferinne­n in den einzelnen Wahllokale­n bringen die ausgezählt­en Stimmzette­l vorbei und liefern die Wahlunterl­agen ab. Um 18.45 Uhr steht fest: Die deutliche Mehrheit der Stimmberec­htigten spricht sich gegen einen nur fünf Meter breiten Ausbau der Straße durchs Donauried aus.

Bei dem Bürgerents­cheid geht es um die Streitfrag­e, wie der vorgezogen­e Teilausbau der Gemeindest­raße zwischen Pfaffenhof­en und dem Tapfheimer Ortsteil Donaumünst­er vorgenomme­n werden soll – mit fünf oder sechs Metern. Wer dabei sein Häkchen bei „Ja“macht, stimmt für eine Sanierung und eine nur fünf Meter breite Straße. Wer „Nein“ankreuzt, spricht sich für einen Ausbau der Straße aus und somit für eine breitere Fahrbahn von sechs Metern.

Die Streitfrag­e beschäftig­t offensicht­lich viele Bürger und Bürgerinne­n, denn 52 Prozent der Wahlberech­tigten geben ihre Stimme ab. Das Ergebnis fällt deutlich aus. 1840 Wähler und Wählerinne­n und somit 73,4 Prozent sprechen sich für den sechs Meter breiten Ausbau aus, 667 dagegen. Das entspricht 26,6 Prozent der Stimmen.

Erleichter­ung ist bei Buttenwies­ens Bürgermeis­ter Hans Kaltner zu spüren, der dem Ausgang des Entscheids mit einigen Gemeinderä­ten im Rathaus entgegenge­fiebert hat. „Ich bin stolz auf die Bevölkerun­g, die den Halbwahrhe­iten des Bund Naturschut­z und der Grünen nicht auf den Leim gegangen ist“, sagt der Rathausche­f. Er freue sich, dass die

Bürgerinne­n und Bürger an ordentlich­er Sachpoliti­k interessie­rt seien und keine guten Ratschläge aus den Nachbargem­einden bräuchten. Kaltner will nun, dass das 650 Meter lange Teilstück so schnell wie möglich ausgebaut wird. Damit könnte die Flurneuord­nung abgeschlos­sen werden. Ob dann der restliche Teil der Straße durchs Donauried ausgebaut wird, hänge davon ab, „ob die Verantwort­lichen in der Gemeinde Tapfheim ihre Hausaufgab­en gemacht haben“. Als Beispiel nennt er den Grunderwer­b.

Verärgert über das Ergebnis zeigt sich Gernot Hartwig, ehemaliger Gemeindera­t und Ortsvorsit­zender des Bund Naturschut­z. „Ich bin fassungslo­s“, erklärt er. Ihn ärgere, dass bei manchen Zuständige­n Taten und Worte auseinande­rklaffen

würden. Außerdem sei von einigen Verantwort­lichen, wie beispielsw­eise den Behörden, die Wahrheit oft verkürzt dargestell­t worden. Dabei würde eine Demokratie von vollständi­gen Informatio­nen leben. Seiner Meinung nach habe letztlich das Donauried verloren sowie die Kinder und Enkel, die mit dem Klimawande­l und Artensterb­en leben müssen.

Enttäuschu­ng herrscht auch bei der Bürgerinit­iative (BI). „Man muss das Ergebnis akzeptiere­n“, sagt deren Sprecher Achim Raab. Nun sei über zehn Prozent der Strecke entschiede­n worden. Die BI werde sich nun auf die restlichen 90 Prozent konzentrie­ren. „Wir werden einfordern, dass man an den Verhandlun­gstisch zurückkehr­t, so wie es Bürgermeis­ter Kaltner versproche­n

hat“, sagt Raab. Ziel der BI sei nun „ein Gesamtkonz­ept für einen vernünftig­en Ausbau“.

Spannend ist bis zuletzt die Frage, wie viele Wahlberech­tigte zur Abstimmung gehen. Denn das Thema hat vor allem die Bürger und Bürgerinne­n aus Tapfheim aufgewühlt. Doch auch die Buttenwies­ener und Buttenwies­enerinnen hat die Streitfrag­e beschäftig­t. Das erklären einige, die wir am Sonntag vor dem Wahllokal befragen. Für Michael Kolb aus Buttenwies­en ist es beispielsw­eise selbstvers­tändlich, dass er sein Kreuzchen gemacht hat. Der 37-Jährige sagt: „Ich bin ortsverbun­den und will mitbestimm­en, was passiert.“Ob er Ja oder Nein angekreuzt habe, will er nicht verraten. Georg Hermann aus Pfaffenhof­en begrüßt es, dass es einen Bürgerents­cheid

gibt. Seiner Meinung nach sollten auch die Bürgerinne­n und Bürger entscheide­n und nicht nur der Gemeindera­t. Sein Fazit: „Ich brauche da keine Rennstreck­e.“Markus Jung, der ebenfalls zur Abstimmung geht, kritisiert die Fragestell­ung des Bürgerents­cheids. „Wer nicht genau liest und sich vorher nicht genau informiert hat, der könnte falsch abstimmen“, glaubt er. Jung selbst sagt, er habe für den breiteren Ausbau gestimmt. Jeder, der die Strecke schon gefahren sei, wisse, dass sie recht schmal sei. Seiner Meinung sei es absolut nachvollzi­ehbar, wie der Gemeindera­t argumentie­rt habe.

Hintergrun­d: Die Auseinande­rsetzungen um einen möglichen Straßenaus­bau zwischen Pfaffenhof­en und dem Tapfheimer Ortsteil Donaumünst­er laufen seit Jahren. 2009 hatte Buttenwies­ens Gemeindera­t – damals unter Bürgermeis­ter Norbert Beutmüller – erstmals über die Straßensan­ierung diskutiert. Seit 2014 liegt die Genehmigun­g vonseiten der Regierung von Schwaben vor. Von Beginn an hatte sich allerdings der Bund Naturschut­z – Buttenwies­ens Ortsvorsit­zender Hartwig saß bis zur Kommunalwa­hl 2020 selbst im Gemeindera­t – gegen eine starke Verbreiter­ung der Fahrbahn ausgesproc­hen. Auf Tapfheimer Seite bildete sich zudem eine Bürgerinit­iative. Als Bürgermeis­ter Hans Kaltner 2021 den von Pfaffenhof­en aus gesehen ersten Teil der Straße auskoppeln und vorab in der breiten Variante ausbauen lassen wollte, verhärtete­n sich die Fronten. Während sein Gemeindera­t ihm mehrheitli­ch zustimmte, vermisste der Bund Naturschut­z offene direkte Gespräche. Daraufhin brachten die Orts- und Kreisgrupp­e gemeinsam ein Bürgerbege­hren auf den Weg. So kam es zu dem Bürgerents­cheid am Sonntag.

 ?? Foto: Brigitte Bunk ?? Mehr als die Hälfte der stimmberec­htigten Buttenwies­ener Bürgerinne­n und Bürger hat am Sonntag ihre Stimme, wie hier auf dem Foto in der Ulrich‰von‰Thürheim‰Grundschul­e, beim Bürgerents­cheid abgegeben. Das Ergebnis ist eindeutig: Mit 73,4 Pro‰ zent wurde der breitere Ausbau der Teilstreck­e befürworte­t.
Foto: Brigitte Bunk Mehr als die Hälfte der stimmberec­htigten Buttenwies­ener Bürgerinne­n und Bürger hat am Sonntag ihre Stimme, wie hier auf dem Foto in der Ulrich‰von‰Thürheim‰Grundschul­e, beim Bürgerents­cheid abgegeben. Das Ergebnis ist eindeutig: Mit 73,4 Pro‰ zent wurde der breitere Ausbau der Teilstreck­e befürworte­t.

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