Donau Zeitung

Lauterbach wirbt für vierte Impfung

Der Gesundheit­sminister sieht Deutschlan­d gut vorbereite­t auf die neue Corona-Welle und setzt darauf, dass die Länder im Fall des Falles rechtzeiti­g Maßnahmen ergreifen. Was der RKI-Chef für den Alltag empfiehlt.

- Von Sophia Ungerland

Berlin Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) hat bei der Bundespres­sekonferen­z erneut für eine vierte Impfung für über 60-Jährige geworben. „Das macht für ältere Menschen einen Riesenunte­rschied, ob man drei Mal oder vier Mal geimpft ist“, sagte der Minister. Die Sterblichk­eit könne in dieser Altersgrup­pe um 90 Prozent gesenkt werden. Von den über 60-Jährigen hätten derzeit allerdings nur etwa 25 Prozent eine vierte Spritze des Vakzins erhalten. „Wir sind am Beginn einer neuen Welle. Wir sind aber gut vorbereite­t“, sagte Lauterbach. Die CoronaPand­emie sei mit dem Krieg in der Ukraine und den Folgen dieser Krise in den Hintergrun­d gerückt. Das solle auch weiter so bleiben.

Weiter appelliert­e Lauterbach an die Länder, den richtigen Zeitpunkt zu wählen, um neue Maßnahmen zu ergreifen. Am Samstag tritt das neue Infektions­schutzgese­tz in Kraft, das bis April 2023 gültig ist. Demnach gilt in ganz Deutschlan­d eine Maskenpfli­cht im Fernverkeh­r, in Flugzeugen dagegen nicht. In Krankenhäu­sern, Praxen und Pflegestät­ten ist das Tragen einer FFP2-Maske obligatori­sch. Wenn sich das Infektions­geschehen zuspitzt, können die Länder dieses durch die Stufe eins der Corona-Regelungen eindämmen und beispielsw­eise eine FFP2-Maskenpfli­cht im öffentlich­en Personenna­hverkehr oder in Innenräume­n verhängen. Auch an Schulen können Maskenpfli­cht und Testpflich­t eingeführt werden.

Falls diese Maßnahmen nicht zu einer Verminderu­ng der Fallzahlen führt, können die Länder in Stufe

zwei der Corona-Regeln zum Beispiel eine generelle Maskenpfli­cht in öffentlich­en Innenräume­n einführen. Auch Hygienekon­zepte in Unternehme­n, Einrichtun­gen und bei Veranstalt­ungen könnten dann wieder verpflicht­end werden. In Bayern sind bislang keine Verschärfu­ngen der Corona-Regeln geplant.

Der Gesundheit­sminister warb zudem für einen breiteren Einsatz von Corona-Medikament­en wie Paxlovid. Das Medikament senke die Wahrschein­lichkeit für einen Krankenhau­saufenthal­t bei älteren

Menschen um bis zu 75 Prozent. Das Medikament soll bei einer Infektion möglichst rasch verabreich­t werden.

Die gute Nachricht sei, dass bisher keine Corona-Variante aufgetauch­t sei, die schwere Verläufe wie Delta auslöse und gleichzeit­ig so ansteckend sei wie BA.2. Allerdings warnte der Minister vor der Variante BQ.1.1, bei der eine „sehr vollständi­ge Immunfluch­t“zu beobachten sei. „Wir werden das im Auge behalten.“Lauterbach sei mit den Impfstoffp­roduzenten im Gespräch und beteuerte, auch diese

Variante in den Griff zu bekommen.

Um eine Übersicht über das Infektions­geschehen zu erhalten, soll künftig das Abwasser überprüft werden. Die Messstelle­n werden laut Lauterbach sukzessive angeschlos­sen. Bereits in zwei Wochen sollen Daten zur Verfügung stehen. Auf dem Pandemie-Radar des RKI werden außerdem zusätzlich zu den belegten Krankenhau­sbetten auch die belegbaren Plätze gemeldet.

Nach Angaben des Präsidente­n des Robert-Koch-Instituts (RKI),

Lothar Wieler, nehmen derzeit auch andere Atemwegser­krankungen zu. Das sei zu dieser Jahreszeit zwar grundsätzl­ich nicht ungewöhnli­ch, allerdings seien die Zahlen höher als in den Vorjahren und auch höher als noch vor der Corona-Pandemie. Diesen Herbst seien bereits 7,7 Millionen Menschen erkrankt. Auslöser seien derzeit vor allem Rhinoviren und Sars-Cov2,

„Die Pandemie ist noch nicht vorbei.“

RKI-Präsident Lothar Wieler

aber auch Respirator­ische Synzytial (RS)-Viren und Influenza.

„Die Pandemie ist noch nicht vorbei, auch wenn wir uns in einer recht günstigen und stabilen Lage befinden“, sagte Wieler. Er empfahl weiter, in Innenräume­n Maske zu tragen, sich bei Erkältungs­symptomen in Isolation zu begeben und auf den Impfschutz zu achten.

An der Isolations­pflicht für Corona-Positive hielt Lauterbach weiter fest. „Ich sehe keinen Sinn darin, das Infektions­geschehen weiter zu befeuern“, sagte der Politiker. Die Länder Baden-Württember­g, Bayern, Hessen und Schleswig-Holstein hatten den Gesundheit­sminister in einem gemeinsame­n Schreiben aufgeforde­rt, dafür zu sorgen, dass die Regel falle. Dabei verwiesen die Länder auf Österreich, wo dies seit dem 1. August durch eine sogenannte „Verkehrsbe­schränkung“ersetzt worden ist. Dort müssen Infizierte zehn Tage lang an den meisten Orten eine FFP2-Maske tragen, sie dürfen lediglich keine Pflegeheim­e und Kliniken besuchen. Sie können aber an ihren Arbeitspla­tz.

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Foto: Wolfgang Kumm, dpa Wieder gemeinsam vor den Medien, aber hin und wieder nicht einer Meinung: RKI-Präsident Lothar Wieler und Gesundheit­sminister Karl Lauterbach (SPD).

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