Körnerbild mit Geschichte zum Erntedank in Gundelfingen
Den traditionellen Erntedankaltar in der Stadtpfarrkirche haben Freiwillige wieder liebevoll gestaltet. Anstatt aus ganzen Körnern besteht dieser erstmals aus Gewürzen.
Gundelfingen Zwei Wochen lang haben vier junge Erwachsene rund um die Uhr gearbeitet und das ist ihr fertiges Ergebnis: ein Körnerbild für den Erntedankaltar in der Gundelfinger Stadtpfarrkirche mit wichtiger Message. Dafür musste als Erstes das „Grundgerüst“stehen: Die Holzstreben seien in die richtigen Maße gebracht und dann in der passenden Farbe lackiert worden. Dafür hätten sie eineinhalb Wochen gebraucht, erklärt Johannes Lohner aus dem Pfarrgemeinderat. Die kräftigen Farben verdanken sie Gewürzen, wie Curry, Kurkuma und Chili, sowie Mehl für die Mitte und Kaffee und Kakao weiter außen. „Wir haben auch verschiedenfarbige Gewürze vermischt, um die unterschiedlichen Farbstufen zu erlangen“, erklärt Ministrantin Magdalena Hauf.
Für Lohner, Hauf und ihre zwei weiteren Helferinnen Theresa Lindenmaier und Anna Lohner gab es aber noch mehr Arbeit, als auf den ersten Blick erkennbar: „Die unterste Schicht besteht aus getrockneter Erde und darauf kam eine dünne Schicht Semmelbrösel, die für eine glatte Oberfläche dient“, erklärt Lohner. Die insgesamt verwendeten Gewürze seien nicht ein Mal ein ganzes Kilo gewesen, was bedeutet, dass alles feine Millimeterarbeit gewesen sei.
Körner sind im Gundelfinger Körnerbild also nicht zu sehen – woran das liegt, erklärt Lohner. Den Namen habe es früher schon zurecht getragen, als noch mit groben Körnern gearbeitet wurde. Doch mit der Zeit wurde immer feineres Saatgut verwendet, um ein detaillierteres Ergebnis zu erhalten. Anstatt diese so fein wie möglich mahlen zu müssen, hätten sie sich dieses Jahr für Gewürze entschieden. Diese haben nämlich noch einen weiteren Vorteil: Die intensiven hellen Farben passen perfekt für das Körnerbild, das das Fenster über dem Altar im Petersdom darstellen soll.
Diese Entscheidung trafen sie aus einem bestimmten Grund: Dieses Jahr habe das Zweite Vatikanum sein 60-jähriges Jubiläum, erzählt Lohner. Und dieses Konzil, das 1962 von Papst Johannes XXIII
im Petersdom eröffnet wurde, sei ein großer Schritt für die katholische Kirche gewesen, denn es wurde auch wirklich etwas geändert, betont Lohner. Die katholische Kirche habe sich zur Welt hin geöffnet und es habe viele Neuerungen gegeben. Die Gottesdienste fanden nicht mehr auf Latein, sondern in der jeweiligen Muttersprache
statt und neue Messgewänder wurden eingeführt. Auch das ist in der Stadtpfarrkirche zu sehen, denn um das Körnerbild wurden Messgewänder vor und nach 1962 aufgestellt.
Gleichzeitig wurde die damalige Botschaft „Öffnet die Fenster der Kirche und lasst den Heiligen Geist herein“durch das Körnerbild visualisiert: ein helles Fenster und in dessen Mitte eine weiße Taube – das Symbol für den Heiligen Geist. Damit wollen die vier an das wichtige Ereignis erinnern und Werte wie Offenheit und Akzeptanz, die dadurch gewonnen wurden, wieder in den Vordergrund rücken.
Außerdem sei ihnen wichtig, dass die Tradition in Gundelfingen gewahrt wird, erklärt Hauf. „Gundelfingen hat als Gärtnerstadt immer ein großes Erntedankfest und da durfte natürlich auch dieses Jahr das Körnerbild nicht fehlen“, pflichtet Lohner bei. Schließlich gebe es das Körnerbild in Gundelfingen schon seit 33 Jahren. Außerdem verkörpere es passend das Motto des Erntedankfestes „Zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen“, denn mit ihrer Arbeit danken sie Gott und bieten den Leuten einen schönen Anblick, erklärt Lohner. „Und vor allem wegen all dem Negativen, das dieses Jahr passiert ist, wollten wir wieder ein wenig Normalität und etwas Schönes schaffen.“Das Körnerbild samt Erntedankaltar wird ab Sonntag im Gottesdienst bis Donnerstag zu sehen sein.