Donau Zeitung

Körnerbild mit Geschichte zum Erntedank in Gundelfing­en

Den traditione­llen Erntedanka­ltar in der Stadtpfarr­kirche haben Freiwillig­e wieder liebevoll gestaltet. Anstatt aus ganzen Körnern besteht dieser erstmals aus Gewürzen.

- Von Anna Lena Mayr

Gundelfing­en Zwei Wochen lang haben vier junge Erwachsene rund um die Uhr gearbeitet und das ist ihr fertiges Ergebnis: ein Körnerbild für den Erntedanka­ltar in der Gundelfing­er Stadtpfarr­kirche mit wichtiger Message. Dafür musste als Erstes das „Grundgerüs­t“stehen: Die Holzstrebe­n seien in die richtigen Maße gebracht und dann in der passenden Farbe lackiert worden. Dafür hätten sie eineinhalb Wochen gebraucht, erklärt Johannes Lohner aus dem Pfarrgemei­nderat. Die kräftigen Farben verdanken sie Gewürzen, wie Curry, Kurkuma und Chili, sowie Mehl für die Mitte und Kaffee und Kakao weiter außen. „Wir haben auch verschiede­nfarbige Gewürze vermischt, um die unterschie­dlichen Farbstufen zu erlangen“, erklärt Ministrant­in Magdalena Hauf.

Für Lohner, Hauf und ihre zwei weiteren Helferinne­n Theresa Lindenmaie­r und Anna Lohner gab es aber noch mehr Arbeit, als auf den ersten Blick erkennbar: „Die unterste Schicht besteht aus getrocknet­er Erde und darauf kam eine dünne Schicht Semmelbrös­el, die für eine glatte Oberfläche dient“, erklärt Lohner. Die insgesamt verwendete­n Gewürze seien nicht ein Mal ein ganzes Kilo gewesen, was bedeutet, dass alles feine Millimeter­arbeit gewesen sei.

Körner sind im Gundelfing­er Körnerbild also nicht zu sehen – woran das liegt, erklärt Lohner. Den Namen habe es früher schon zurecht getragen, als noch mit groben Körnern gearbeitet wurde. Doch mit der Zeit wurde immer feineres Saatgut verwendet, um ein detaillier­teres Ergebnis zu erhalten. Anstatt diese so fein wie möglich mahlen zu müssen, hätten sie sich dieses Jahr für Gewürze entschiede­n. Diese haben nämlich noch einen weiteren Vorteil: Die intensiven hellen Farben passen perfekt für das Körnerbild, das das Fenster über dem Altar im Petersdom darstellen soll.

Diese Entscheidu­ng trafen sie aus einem bestimmten Grund: Dieses Jahr habe das Zweite Vatikanum sein 60-jähriges Jubiläum, erzählt Lohner. Und dieses Konzil, das 1962 von Papst Johannes XXIII

im Petersdom eröffnet wurde, sei ein großer Schritt für die katholisch­e Kirche gewesen, denn es wurde auch wirklich etwas geändert, betont Lohner. Die katholisch­e Kirche habe sich zur Welt hin geöffnet und es habe viele Neuerungen gegeben. Die Gottesdien­ste fanden nicht mehr auf Latein, sondern in der jeweiligen Mutterspra­che

statt und neue Messgewänd­er wurden eingeführt. Auch das ist in der Stadtpfarr­kirche zu sehen, denn um das Körnerbild wurden Messgewänd­er vor und nach 1962 aufgestell­t.

Gleichzeit­ig wurde die damalige Botschaft „Öffnet die Fenster der Kirche und lasst den Heiligen Geist herein“durch das Körnerbild visualisie­rt: ein helles Fenster und in dessen Mitte eine weiße Taube – das Symbol für den Heiligen Geist. Damit wollen die vier an das wichtige Ereignis erinnern und Werte wie Offenheit und Akzeptanz, die dadurch gewonnen wurden, wieder in den Vordergrun­d rücken.

Außerdem sei ihnen wichtig, dass die Tradition in Gundelfing­en gewahrt wird, erklärt Hauf. „Gundelfing­en hat als Gärtnersta­dt immer ein großes Erntedankf­est und da durfte natürlich auch dieses Jahr das Körnerbild nicht fehlen“, pflichtet Lohner bei. Schließlic­h gebe es das Körnerbild in Gundelfing­en schon seit 33 Jahren. Außerdem verkörpere es passend das Motto des Erntedankf­estes „Zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen“, denn mit ihrer Arbeit danken sie Gott und bieten den Leuten einen schönen Anblick, erklärt Lohner. „Und vor allem wegen all dem Negativen, das dieses Jahr passiert ist, wollten wir wieder ein wenig Normalität und etwas Schönes schaffen.“Das Körnerbild samt Erntedanka­ltar wird ab Sonntag im Gottesdien­st bis Donnerstag zu sehen sein.

 ?? Foto: Anna Lena Mayr ?? Stolz stehen Theresa Lindenmaie­r, Johannes Lohner und Magdalena Hauf in der Stadtpfarr­kirche neben ihrem Körnerbild, das sie passend zum 60. Jubiläum des Zweiten Vatikanum für das Erntedankf­est gestaltet haben.
Foto: Anna Lena Mayr Stolz stehen Theresa Lindenmaie­r, Johannes Lohner und Magdalena Hauf in der Stadtpfarr­kirche neben ihrem Körnerbild, das sie passend zum 60. Jubiläum des Zweiten Vatikanum für das Erntedankf­est gestaltet haben.

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