Öffentliche Klos werden oft verwüstet
Seit zehn Jahren stehen Toiletten auf der Zusaminsel in Wertingen. Das Fazit der Stadt fällt durchwachsen aus.
Ein Bliensbacher fragte Bürgermeister Willy Lehmeier vor Kurzem auf der dortigen Bürgerversammlung, ob es für öffentliche Feste nicht möglich sei, mehr öffentliche Toiletten aufzustellen. Bei Maibaumfeiern beispielsweise. Die Antwort des Rathauschefs darauf fiel reserviert aus. Mit den öffentlichen Toiletten sei das so eine Sache. „Nicht alle verhalten sich dort so, wie wir uns das wünschen würden“, so Lehmeier.
Nachfrage bei der Stadtverwaltung, Konrad Höchstätter, der in Wertingen für den Betrieb der öffentlichen Toiletten auf der Zusaminsel verantwortlich ist. Zunächst stellt er klar: Die Toiletten würden durchaus von zahlreichen Leuten beansprucht, Sommer wie Winter. „Aber leider haben wir dort auch regelmäßig Probleme mit Vandalismus. Das kostet Tausende Euro.“
So ziemlich alles, was man sich an Fehlverhalten vorstellen kann, findet demnach in den öffentlichen Toiletten der Zusamstadt statt. Nicht nur legen manche Gäste bei ihrem Geschäft keinen ausgeprägten Sinn für Sauberkeit an den Tag, um es freundlich und nicht zu unappetitlich auszudrücken. Dieser Umstand an sich ist noch nicht das Problem, für die Reinigung ist laut Höchstätter eine externe Putzfirma zuständig.
Wirklich ins Geld geht der Vandalismus. Die Mitarbeiter der Stadt finden regelmäßig Zerstörung in den Kabinen vor. Da werden etwa die sogenannten „Frostwächter“demoliert – Heizkörper, welche die Kabinen auf vier bis fünf Grad temperieren, damit die Leitungen nicht einfrieren. Gerade diese
Frostwächter sind es aber zugleich, welche insbesondere in der kalten Jahreszeit die Toiletten zu einem beliebten Aufenthaltsort für bestimmte Personen meist jüngeren Alters machen, vermutet Höchstätter. „Kuschelig warm ist es in den Toilettenkabinen nicht, aber windgeschützt und wärmer als draußen.“Innen wird dann oft geraucht und getrunken.
Auch die Türen und Armaturen werden oft das Ziel mutwilliger Zerstörung – immer wieder treten und schlagen die Randalierer auf diese ein. Im Außenbereich wurde die Regenrinne beschädigt. Manchmal wird auch gezündelt. Es sei leider in der Praxis nicht möglich, in den Toiletten Rauchmelder zu installieren, um mutwillige Brandstiftung einerseits und das Rauchen andererseits zu unterbinden. Ein angesprungener Rauchmelder
müsste ja in jedem Fall wieder händisch von einem Mitarbeiter ausgemacht werden, so Höchstätter, auch wenn nur ein paar Jugendliche Zigaretten rauchten.
Auch mit dem Toilettenpapier werden die ungebetenen Gäste kreativ und verteilen es im Raum. Einmal wurde eine ganze Flasche dickflüssiges Reinigungsmittel im gesamten Raum verspritzt, berichtet Höchstätter. Möglichkeiten, die destruktiven Umtriebe zu unterbinden, habe die Stadt nicht wirklich. Man sei mit der Polizei im Gespräch, dass diese dem Bereich der Zusaminsel besondere Aufmerksamkeit schenkt.
In einem Bereich ist allerdings bereits Besserung eingetreten: Noch vor ein paar Jahren wurde die Toilette für Personen mit körperlicher Behinderung besonders stark von denjenigen aufgesucht, die sich dort mit Rauchen und Trinken die Zeit vertreiben wollten. Der Grund: Der Raum ist besonders groß. Doch seit rund vier Jahren wurde der Schließmechanismus ausgetauscht, sagt Konrad Höchstätter. Nun öffnet sich die Türe nur noch mit einem sogenannten „Euroschlüssel“, den Personen ab einem gewissen Grad der Behinderung beantragen können. Mit diesen Schlüsseln öffnen sich dann Behindertentoiletten in ganz Europa für sie.
Derzeit funktioniert die Behindertentoilette allerdings nicht. Der Grund dafür hat allerdings nichts mit Vandalismus zu tun: In der Spülung ist ein Teil kaputtgegangen, das schon vor Weihnachten bestellt worden sei, sagt Höchstätter. Doch es gebe derzeit dafür laut Hersteller leider ein Lieferproblem.