Donau Zeitung

Öffentlich­e Klos werden oft verwüstet

Seit zehn Jahren stehen Toiletten auf der Zusaminsel in Wertingen. Das Fazit der Stadt fällt durchwachs­en aus.

- Von Benjamin Reif

Ein Bliensbach­er fragte Bürgermeis­ter Willy Lehmeier vor Kurzem auf der dortigen Bürgervers­ammlung, ob es für öffentlich­e Feste nicht möglich sei, mehr öffentlich­e Toiletten aufzustell­en. Bei Maibaumfei­ern beispielsw­eise. Die Antwort des Rathausche­fs darauf fiel reserviert aus. Mit den öffentlich­en Toiletten sei das so eine Sache. „Nicht alle verhalten sich dort so, wie wir uns das wünschen würden“, so Lehmeier.

Nachfrage bei der Stadtverwa­ltung, Konrad Höchstätte­r, der in Wertingen für den Betrieb der öffentlich­en Toiletten auf der Zusaminsel verantwort­lich ist. Zunächst stellt er klar: Die Toiletten würden durchaus von zahlreiche­n Leuten beanspruch­t, Sommer wie Winter. „Aber leider haben wir dort auch regelmäßig Probleme mit Vandalismu­s. Das kostet Tausende Euro.“

So ziemlich alles, was man sich an Fehlverhal­ten vorstellen kann, findet demnach in den öffentlich­en Toiletten der Zusamstadt statt. Nicht nur legen manche Gäste bei ihrem Geschäft keinen ausgeprägt­en Sinn für Sauberkeit an den Tag, um es freundlich und nicht zu unappetitl­ich auszudrück­en. Dieser Umstand an sich ist noch nicht das Problem, für die Reinigung ist laut Höchstätte­r eine externe Putzfirma zuständig.

Wirklich ins Geld geht der Vandalismu­s. Die Mitarbeite­r der Stadt finden regelmäßig Zerstörung in den Kabinen vor. Da werden etwa die sogenannte­n „Frostwächt­er“demoliert – Heizkörper, welche die Kabinen auf vier bis fünf Grad temperiere­n, damit die Leitungen nicht einfrieren. Gerade diese

Frostwächt­er sind es aber zugleich, welche insbesonde­re in der kalten Jahreszeit die Toiletten zu einem beliebten Aufenthalt­sort für bestimmte Personen meist jüngeren Alters machen, vermutet Höchstätte­r. „Kuschelig warm ist es in den Toilettenk­abinen nicht, aber windgeschü­tzt und wärmer als draußen.“Innen wird dann oft geraucht und getrunken.

Auch die Türen und Armaturen werden oft das Ziel mutwillige­r Zerstörung – immer wieder treten und schlagen die Randaliere­r auf diese ein. Im Außenberei­ch wurde die Regenrinne beschädigt. Manchmal wird auch gezündelt. Es sei leider in der Praxis nicht möglich, in den Toiletten Rauchmelde­r zu installier­en, um mutwillige Brandstift­ung einerseits und das Rauchen anderersei­ts zu unterbinde­n. Ein angesprung­ener Rauchmelde­r

müsste ja in jedem Fall wieder händisch von einem Mitarbeite­r ausgemacht werden, so Höchstätte­r, auch wenn nur ein paar Jugendlich­e Zigaretten rauchten.

Auch mit dem Toilettenp­apier werden die ungebetene­n Gäste kreativ und verteilen es im Raum. Einmal wurde eine ganze Flasche dickflüssi­ges Reinigungs­mittel im gesamten Raum verspritzt, berichtet Höchstätte­r. Möglichkei­ten, die destruktiv­en Umtriebe zu unterbinde­n, habe die Stadt nicht wirklich. Man sei mit der Polizei im Gespräch, dass diese dem Bereich der Zusaminsel besondere Aufmerksam­keit schenkt.

In einem Bereich ist allerdings bereits Besserung eingetrete­n: Noch vor ein paar Jahren wurde die Toilette für Personen mit körperlich­er Behinderun­g besonders stark von denjenigen aufgesucht, die sich dort mit Rauchen und Trinken die Zeit vertreiben wollten. Der Grund: Der Raum ist besonders groß. Doch seit rund vier Jahren wurde der Schließmec­hanismus ausgetausc­ht, sagt Konrad Höchstätte­r. Nun öffnet sich die Türe nur noch mit einem sogenannte­n „Euroschlüs­sel“, den Personen ab einem gewissen Grad der Behinderun­g beantragen können. Mit diesen Schlüsseln öffnen sich dann Behinderte­ntoiletten in ganz Europa für sie.

Derzeit funktionie­rt die Behinderte­ntoilette allerdings nicht. Der Grund dafür hat allerdings nichts mit Vandalismu­s zu tun: In der Spülung ist ein Teil kaputtgega­ngen, das schon vor Weihnachte­n bestellt worden sei, sagt Höchstätte­r. Doch es gebe derzeit dafür laut Hersteller leider ein Lieferprob­lem.

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Foto: Betriebsho­f Wertingen Anblicke wie dieser aus dem Jahr 2021 bieten sich den Mitarbeite­rn der Stadtverwa­ltung und des Betriebsho­fs in den öffentlich­en Toiletten auf der Zusaminsel leider öfter.

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