Donau Zeitung

Ein solider Haushalt mit einer „Delle“

Gundelfing­en plant mit Gesamtausg­aben in Höhe von 28,5 Millionen Euro. Die Personalko­sten steigen stark an, für Investitio­nen plant man mit schrumpfen­den Aufwendung­en.

- Von René Rosin

Gundelfing­en Die 28,5 Millionen Euro des Gundelfing­er Haushalts für das kommende Jahr setzen sich aus 22,5 Millionen Euro im Verwaltung­shaushalt und dem Vermögensh­aushalt in Höhe von circa 6 Millionen Euro zusammen, erklärte Bürgermeis­ter Dieter Nägele im Gespräch mit dieser Redaktion. Dabei sei der Verwaltung­shaushalt gewachsen und der Vermögensh­aushalt etwas kleiner geworden. Die Personalko­sten „schlagen aufgrund des relativ teuren Tarifabsch­lusses ziemlich zu Buche“. Allein hier kalkuliert die Kommune mit insgesamt 17 Prozent an Mehrkosten: Ab März erhält jeder kommunal Beschäftig­te 200 Euro mehr im Monat. Dazu kommt eine prozentual­e Vergütungs­steigerung um 5,5 Prozent für alle Entgeltgru­ppen.

Die finanziell­e Situation Gundelfing­ens sei „solide“, so Dieter Nägele, „wir haben den Vorteil, dass wir über relativ hohe Rücklagen verfügen“. Ende 2023 betrugen diese etwa 9,7 Millionen Euro. Hinzu komme, dass die Stadt – verglichen mit anderen Kommunen – relativ gering verschulde­t sei. Die Verschuldu­ng lag zum 31. Dezember 2023 bei rund 1,1 Millionen Euro, was ungefähr 135 Euro pro Einwohner beträgt. „Das ist für Kommunen und Städte unserer Größenordn­ung gar nichts“, so Nägele. Üblich sei da eine durchschni­ttliche Verschuldu­ng in Höhe von acht bis zehn Millionen Euro.

Trotzdem sei die Haushaltsl­age der Stadt Gundelfing­en „nicht ganz so rosig, wie diese Kennzahlen vermuten lassen“, ergänzt der Bürgermeis­ter. Und liefert auch gleich eine Erklärung: „Weil wir wahnsinnig große Projekte vor der Brust haben.“Das größte ist dabei mit Abstand die Generalsan­ierung der Kläranlage. Zudem benötige das Montessori-Kinderhaus einen Speiseraum, beim Hallenbad muss das Becken saniert werden. „Und die Dorferweit­erung Peterswört­h müssen wir auch in Angriff nehmen“, erläutert Nägele.

In der beschlussf­assenden Stadtratss­itzung vergangene Woche wies Stadtrat Max Ruchti (SPD) im Namen seiner Fraktion darauf hin, dass der Anstieg auf der Ausgabense­ite hauptsächl­ich auf die Tariferhöh­ung der Personalko­sten

zurückzufü­hren sei. Als SPD halte man dies „für richtig, notwendig und vor allem gerechtfer­tigt“. Ruchti forderte eine schnellstm­ögliche Bereitstel­lung von Bauplätzen. Und das nicht nur für die Gewerbeent­wicklung, sondern auch zum Bau von Wohnraum. Die Nachfrage könne momentan nicht bedient werden. Er wies darauf hin, dass bereits im Dezember 2022 der Aufstellun­gsbeschlus­s für das Neubaugebi­et „Echenbrunn Nord-Ost II“gefasst worden sei, es seitdem aber „keine Neuigkeite­n“mehr gegeben habe. Hier müsse „es 2024 endlich vorangehen“.

Aus Sicht der CSU entscheide man heute über einen „sehr soliden Haushalt“, sagte Stadtrat Manfred Wörle. Lediglich etwa 20

Prozent der geplanten Investitio­nen müssten kreditfina­nziert werden. Auch sei der Verschuldu­ngsgrad Gundelfing­ens „sehr viel kleiner“als im Landkreisd­urchschnit­t. Allerdings müsse es nachdenkli­ch machen, „wenn wir Jahr für Jahr alles hinterfrag­en, drosseln und reglementi­eren, um dann am Ende des Jahres festzustel­len, dass wir den Haushalt nicht ausschöpfe­n konnten“. Die Sanierung der Kläranlage müsse deshalb schnell umgesetzt werden, mittlerwei­le arbeite man bereits seit fünf Jahren intensiv an dem Thema, das dauere einfach viel zu lange. Gleiches gelte auch für die Dorferneue­rung in Peterswört­h. Diese müsse aber nach Ansicht seiner Fraktion „zwingend den Kindergart­en mit einschließ­en“.

Zwar plane man, 2024 eine Million Euro weniger zu investiere­n als im Vorjahr, es sei allerdings nicht so, dass es diesbezügl­ich einen verringert­en Bedarf gäbe, sagte Ingo Blatter von den Freien Wählern. Die diesjährig­e Delle sei darin begründet, „dass wir uns im Rahmen der Vorbereitu­ngen auf realistisc­here Ansätze verständig­t haben“. Die Planungen für 2025 sähen bereits wieder eine Steigerung auf 8,6 Millionen Euro für Investitio­nen vor. Blatter wies auf die gleichblei­benden Hebesätze für Gewerbe- und Grundsteue­r hin. Das solle „als Signal an die Unternehme­n in unserer Stadt verstanden werden“, er fügte allerdings auch an: „Ob uns das auch in den kommenden Jahren gelingen wird, bleibt abzuwarten“. Die Investitio­nen,

die man bereits getätigt habe und noch tätigen werde, erbrächten Gundelfing­en eine „mehrdimens­ionale Rendite“: Die Stadt profitiere von ihnen sowohl in ökonomisch­er als auch in ökologisch­er Hinsicht, sagte der Stadtrat.

Roswitha Stöpfel vom Bündnis 90/Die Grünen forderte in ihrer Rede, Investitio­nen für die Kläranlage oder die Leitungsne­tze nicht nur in den Haushalt einzustell­en, sondern diese Mittel auch tatsächlic­h einzusetze­n. Vieles davon sei seit langer Zeit bekannt, werde „aber von Jahr zu Jahr verschoben“. Zufrieden sei sie darüber, dass 100.000 Euro für ein Radwegekon­zept eingeplant seien. Allerdings hatte man sich hier mehr erhofft.

Die Sanierung des Bürgerhaus­es in Peterswört­h begrüße man seitens der Grünen grundsätzl­ich, wies aber gleichzeit­ig auf die hohen Kosten hin, dabei sei eine energetisc­he Sanierung noch nicht einmal berücksich­tigt, so Stöpfel.

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Foto: René Rosin
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