Einer, der manchmal missverstanden wurde
Norbert Beutmüller, der ehemalige Bürgermeister von Buttenwiesen, ist im Alter von 67 Jahren gestorben. Der Politiker und Sportfunktionär erliegt einem Krebsleiden.
Es gibt einige Kommunalpolitiker, die erschrecken, wenn sich Journalisten melden. Der Gedanke, „Was will denn die Zeitung schon wieder“, war bei Norbert Beutmüller niemals relevant. Der ehemalige Bürgermeister von Buttenwiesen (2004 bis 2016) und Chef der Freien Wähler in Meitingen stellte sich auch den kritischen Fragen und versuchte nie, bei den Antworten herumzueiern. Sich nicht verbiegen zu lassen, das zeichnete Beutmüller in seinem Leben aus. Dieses ist nun am vergangenen Samstag im Alter von 67 Jahren zu Ende gegangen. Beutmüller, der seine Ehefrau, drei Kinder und vier Enkel hinterlässt, verstarb nach einem längeren Krebsleiden auf der Palliativstation der Uniklinik in Augsburg.
Einer, der mit Norbert Beutmüller seit vielen Jahren befreundet war und ihn wie aus dem Effeff kannte, ist der Buttenwiesener Gemeinderat Helmut Kehl. Kennengelernt haben sich die beiden über die Kommunalpolitik und über den Sport. Kehl war einst Trainer bei den Zweitligaturnern des TSV Buttenwiesen, Beutmüller oft Zuschauer bei den Wettkämpfen in der Riedblickhalle. Als Kehl 2008 erstmals in den Gemeinderat gewählt wurde, entstand zwischen beiden schnell eine innige Freundschaft. Diese war in den Jahren danach geprägt von vielen gemeinsamen Erlebnissen.
Vor allem nach dem Eintritt Beutmüllers in den Ruhestand im Sommer 2016 wurde viel unternommen. Dabei standen längere Radtouren oft auf dem Programm. Von Buttenwiesen und Langenreichen aus ging es einmal quer durch Deutschland bis nach Cottbus, des Öfteren aber nach Italien an den Idrosee, wo die Beutmüllers ein kleines Ferienhaus besitzen. Auch bei den Fahrten nach Venedig, Bozen, Meran und Mantua überquerten die beiden die Alpen.
Als Beutmüller von seiner Erkrankung schon ein wenig gezeichnet war, wollte er im Sommer 2022 in die Ewige Stadt nach Rom.
„Wir sind von Genua aus gestartet“, reflektiert Helmut Kehl. Im vergangenen Jahr waren nur noch kleinere Touren in der Heimat möglich. „Norbert war zu stolz, sich ein E-Bike zuzulegen, er wollte auch mit seiner Erkrankung beweisen, dass er keine elektronische Hilfe auf dem Sattel braucht“, charakterisiert er seinen Freund.
Die politische Karriere von Norbert Beutmüller begann für die Freien Wähler im Marktgemeinderat in Meitingen. Als dann im Sommer 2004 in Buttenwiesen die Stelle des Ersten Bürgermeisters neu zu besetzen war – der bisherige Amtsinhaber Leo Schrell wurde zum Dillinger Landrat gewählt –, kandidierte der damals 48-Jährige für die Feien Wähler und setzte sich bereits im ersten Wahldurchgang mit 60,7 Prozent der Stimmen gegen die Mitbewerber Werner
Nothofer (CSU) und Siegfried Kränzle (SPD) klar durch. Sechs Jahre später fehlten ihm 31 Stimmen, um im ersten Anlauf wiedergewählt zu werden. Beutmüller musste in die Stichwahl gegen den CSU-Herausforderer Reinhard Badke und gewann diese mit 54,9 Prozent Stimmenanteil. Sechs Jahre (2008 bis 2014) war der Verstorbene auch Mitglied im Dillinger Kreistag. Als er es beim zweiten Versuch nicht mehr in den Kreistag schaffte, meinte er ganz locker: „Die Wähler haben mich im Kreistag in den Ruhestand geschickt.“
In diesen konnte er zwei Jahre später ganz eintreten, nachdem er sich entschieden hatte, sich kein drittes Mal für das Amt des Bürgermeisters zu bewerben. Bevor er sich 2016 im Rathaus verabschiedete (Nachfolger wurde Hans Kaltner), feierte er im Sommer mit Familie,
Verwaltung und vielen Gästen seinen 60. Geburtstag an einem lauen Sommerabend vor dem Rathaus. Dabei zeigte sich Beutmüller als entspannter Familienmensch, bestens umsorgt von seinem Familienteam mit seiner Frau Lydia Beutmüller an der Spitze. Tochter Simone und die Söhne Christoph und Clemens und Schwiegersohn Fabian kümmerten sich um den Ausschank. In seiner kurzen Ansprache erzählte er ein paar Schwänke aus seiner Jugend – seine kurze Zeit im Internat, in der „jeder Tag ein Selbstbehauptungskurs war“, oder seine Chance als aussichtsreicher Kandidat für den „Boy des Jahres 1972“der Jugendzeitschrift „Bravo“, was allerdings seine Mutter verhindert habe. Acht Jahre bei der Bundeswehr in Ulm waren eine Zeit, die Beutmüller nicht missen mochte. „Als Panzergrenadier habe ich fast jeden Regenwurm mit dem Vornamen gekannt“, scherzte der Gastgeber. Wichtigstes Datum und Wendepunkt war der 15. März 1980 – Norbert heiratete seine Lydia, der er ein großes Kompliment aussprach. 20 Jahre arbeitete Beutmüller in der Stadtverwaltung Augsburg, wo er eine Abteilung aufbaute.
Als Bürgermeister in Buttenwiesen wurde Beutmüller wegen seiner Geradlinigkeit oftmals missverstanden. Einige Dinge, so Helmut Kehl, seien ihm negativ ausgelegt worden. Die Ansiedlung zweier Supermärkte fielen ebenso in Beutmüllers Amtszeit wie die Inbetriebnahme der drei Windräder im Ortsteil Wortelstetten sowie das Fernwärmenetz in Zusammenarbeit mit der Firma GP Joule (Regenerative Energien). „Für vieles, was Norbert Beutmüller angetrieben hat, fehlte ihm in der Gemeinde die Anerkennung“, bedauert Kehl.
Nicht leicht hatte es der Fußball-Anhänger auch beim TSV Meitingen. Dort hat er sich voll engagiert. Er war Jugendtrainer, Jugendleiter, Fußball-Abteilungsleiter und Erster Vorsitzender. Etwas polarisiert hatte Beutmüller bei den Nachbarvereinen mit dem Projekt „Offensive 2000“. Auch der jetzige Fußball-Abteilungsleiter Torsten Vrazic war damals skeptisch, muss jedoch heute zugeben, dass man Jahre danach von Beutmüllers Ideen und Taten beim TSV durchaus profitiert habe. Unter anderem hatte er als Übungsleiter Christoph Brückner und Denis Buja, die aktuellen Trainer der ersten Mannschaft, unter seinen Fittichen. Auch später als Funktionär im Verein ließ sich Beutmüller nicht erschrecken, wenn Journalisten kritisch nachfragten, warum die Mannschaft denn so schwach gespielt habe. Er hatte wie so oft in seinem Leben die passende Antwort parat.
Der Trauergottesdienst mit anschließender Beerdigung findet am kommenden Samstagvormittag, 2. März, um 9.30 Uhr in der St. WolfgangPfarrkirche in Meitingen statt.