Donau Zeitung

Flüchtling­sunterkunf­t: Das ist geplant

In Syrgenstei­n wird viel über die Container im Landshause­r Industrieg­ebiet diskutiert. Bürgermeis­terin Mirjam Steiner beantworte­t bei einer Infoverans­taltung Fragen.

- Von Dominik Bunk

In Syrgenstei­n herrscht Diskussion­sbedarf über eine geplante Flüchtling­sunterkunf­t. „Verunsiche­rung und das Gefühl, ignoriert zu werden, das war auf keinen Fall gewollt“, sagt Syrgenstei­ns Bürgermeis­terin zu rund 200 Zuhörerinn­en und Zuhörern in der Bachtalhal­le. Dort findet wegen besagter Unterkunft im Ortsteil Landshause­n eine Informatio­nsveransta­ltung statt – hauptsächl­ich aufgrund dessen, wie die Bürgerinne­n und Bürger davon erfahren haben. Schon bevor der Gemeindera­t eine Bauvoranfr­age behandelt hatte, rollten die Container auf das Grundstück im Landshause­r Industrieg­ebiet. Die Rathausche­fin will davon nichts gewusst haben, erklärt sie schon vor einer Weile im Amtsblatt, wiederholt es in der Bachtalhal­le, bei der sich die Menschen direkt zu Wort melden können.

Das erste Mal seien die Investoren Mitte September 2023 auf die Gemeinde zugekommen, Steiner habe sie daraufhin ans Landratsam­t in Dillingen verwiesen. Einer der Anwesenden, Franz Uhl, fragt deshalb, warum diese Informatio­n nicht bereits im September herausgege­ben worden sei. Die Bürgermeis­terin entgegnet ihm darauf, dass das Thema bereits bei der Bürgervers­ammlung im vergangene­n Jahr angesproch­en worden sei. Zu der seien aber nur gut 50 Einwohneri­nnen und Einwohner Syrgenstei­ns gekommen. Deshalb wolle sie künftig verstärkt das Amtsblatt für solche Informatio­nen nutzen.

Denn eigentlich wolle sie nah an den Bürgerinne­n und Bürgern sein. Transparen­z und Teilhabe großschrei­ben. Egal, ob Fahrradweg­e, Feuerwehrh­aus oder Staufens Klingenpla­tz, „in diesen Bereichen sind wir gut unterwegs“, sagt Steiner. Es werde nach ihrer Ansicht immer nach der Meinung der Bürger gefragt, es gebe Workshops und weitere Gesprächsm­öglichkeit­en. „Das hatten wir auch bei diesem Thema vor.“Das Handeln des Grundstück­sbesitzers habe ihnen

allerdings dazwischen­gegrätscht. Denn, egal, wie der Rat diese Bauvoranfr­age behandelt hätte, „die Gemeinde wird lediglich gehört“. Ob der Bauanfrage stattgegeb­en werde, oder nicht, entscheide das Landratsam­t. Zudem ermögliche die Voranfrage noch lange nicht den Bau. Da die Container vorn außen schon fast bezugsfert­ig scheinen, überprüfte die Gemeinde den Stand zusammen mit dem Landratsam­t. Das Ergebnis: Es handle sich noch „um keine Bautätigke­it, die Container werden nur gelagert“. Die Syrgenstei­nerin Nadine Schrader erklärt, dass sie den Platz im Industrieg­ebiet für „unwürdig“halte. Laut Bauvoranfr­age seien allerdings ein Aufenthalt­sbereich, ein Spielplatz für die Kinder auf dem Gelände und ein Fahrradcon­tainer geplant, sagt Steiner. Peter Alefeld, der für das Landratsam­t

Dillingen ebenfalls an der Veranstalt­ung teilnimmt, ergänzt: „Die meisten Leute kommen aus einem Ankerzentr­um oder einer Halle, teils zu Hunderten in einem Raum. Die sind froh um die Privatsphä­re in einer solchen Containera­nlage.“Zudem gebe es keine sinnvoller­en Alternativ­en. Die Laufzeit für den Mietvertra­g betrage sechs Jahre, sagt Alefeld. Außerdem habe sich der Vermieter bereit erklärt, einen Hausmeiste­rdienst zu beauftrage­n und 100 Euro pro Monat an die ehrenamtli­che Flüchtling­shilfe vor Ort zu spenden. Für einige der Anwesenden keine positive Nachricht, teils schütteln die Menschen den Kopf, tuscheln miteinande­r.

Auch die Integratio­nslotsin Alexandra Bronnhuber stößt augenschei­nlich zunächst auf eine Wand, als sie die Bühne betritt. „Ich suche neue Helfer“, sagt sie

und erhält dafür Gelächter aus dem Publikum. Speziell gehe es um Menschen, die den Geflüchtet­en im Alltag helfen. Den Ort zeigen und erklären, bei Behördengä­ngen unterstütz­en, Hobbys, etwa in Vereinen, ausüben. Außerdem Dolmetsche­rinnen und Dolmetsche­r.

Der Syrgenstei­ner Boris Bauer fragt, wie mit Schul- und KitaPlätze­n umgegangen werden soll. Die Sorge sei, dass nicht mehr genug Plätze für die Einwohneri­nnen und Einwohner der Gemeinde übrig bleiben könnten. Bürgermeis­terin Mirjam Steiner entgegnet ihm, dass man das bis jetzt immer hinbekomme­n habe. Zwar sei die Unterbring­ung der geflüchtet­en Kinder für die Integratio­n in öffentlich­en Einrichtun­gen sinnvoller, notfalls müssten aber Gruppen in den Unterkünft­en gebildet werden.

Es gibt aber nicht nur kritische Wortbeiträ­ge aus dem Publikum. Charles Zastawniak etwa berichtet von seinen guten Erfahrunge­n als ehrenamtli­cher Helfer. Aber anstrengen­d sei oft der Umgang mit Behörden, sagt der Syrgenstei­ner Norbert Bach, der eigentlich an die Hilfsberei­tschaft der Syrgenstei­nerinnen und Syrgenstei­ner appelliert und selbst lange Zeit als Ehrenamtli­cher tätig gewesen sei. Denn die würden etwa oft Schalter pünktlich schließen, ohne Rücksicht auf die teils seit Stunden wartenden Menschen zu nehmen und diese heimschick­en.

Bürgermeis­terin Mirjam Steiner entschuldi­gt sich im Laufe der Veranstalt­ung mehrmals für ihre Kommunikat­ion. „Wir wollen alles richtig machen“, sagt sie. „Ängste, Nöte und Sorgen nehmen wir ernst.“

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Foto: Dominik Bunk In diesen Containern sollen bald hauptsächl­ich Geflüchtet­e aus der Ukraine unterkomme­n. Aktuell sind sie noch nicht fest verbaut.

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