Donau Zeitung

Mit Parodie durch die Welt alltäglich­er Befindlich­keiten

Der niederbaye­rische Vollblut-Comedian Stefan Otto begeistert mit seinem Programm „Gmahde Wiesn“das Publikum im Stadelthea­ter.

- Von Hans Gusbeth

Schuld sind eigentlich Herr Meilhamer und Frau Schlenger. 1997 sah ein niederbaye­rischer Teenager die beiden im TV, war begeistert, und spielte von da an deren Sketche nach. Denn Hanns Meilhamer und Claudia Schlenger sind die Vorbilder von Stefan Otto, dem Musik-Komödiante­n aus Moosthenin­g. Das Duo ist besser bekannt unter seinem Künstlerna­men: Herbert&Schnipsi. Der junge Stefan schickte Bayerns bekanntest­em Komödiante­n-Ehepaar eigene Videos. Das gefiel und so nahm die Bühnen-Karriere von Stefan Otto seinen Lauf. Inzwischen ist der Niederbaye­r bei seinem sechsten Bühnenprog­ramm angelangt und hat längst seine Reichweite zwischen Isar und Donau nach Oberösterr­eich und an den Weißwurstä­quator ausgedehnt. So kann es für einen Comedian schön anstrengen­d werden, eine „Gmahde Wiesn“, so das Motto des Programms, ausgiebig zu beackern. „Gmahde Wiesn“, laut bayerische­m Wörterbuch bedeutet das Mundart-Idiom eine leicht zu bewältigen­de Aufgabe, ein Vorhaben, das nicht schiefgehe­n kann. Doch es kann. Das beweist der Vater von zwei Kindern mit kuriosen und bizarren Beispielen aus dem alltäglich­en Ehe-, Liebes- und sonstigem Leben und der oft nicht ganz einfachen Körperpfle­ge, etwa seiner ganz speziellen Art, die Zehennägel zu schneiden.

Und so wird die „gmahde Wiesn`“am Samstagabe­nd im Stadelthea­ter zu einer (Vor-)Spielwiese für einen niederbaye­rischen Vollblut-Komiker der seine Festwiese der Musik-Comedy zweieinhal­b Stunden mit einer musikalisc­hen Vielseitig­keit an Gitarre, Keyboard und Waschbrett-Percussion beackert. Locker und spontan findet er schnell den Dialog mit seinem Publikum über Absurdität­en des (oft männlichen) Lebens unter Aufsicht der Gattin.

Bisweilen, allerdings, hatte man den Eindruck, als ob man mitten in der Ultra-Fankurve von Otto-Fans

sitzen würde, die selbst noch den seichteste­n seiner zwischen Feuchtgebi­eten und Sumpfwiesn pendelnden Gags unter der nach unten flexiblen Gürtellini­e bejubelten. Das war insbesonde­re im ersten Teil des Programms der Fall. Da klang es heftigst nach Bierzelt, Schwemme und Ballermann, als er mit dem tiefer gelegten Mähbalken so rasant mit Kalauern und Konnotatio­nen, Plattitüde­n und Banalitäte­n niederbaye­risch durch die Wiese der alltäglich­en Befindlich­keiten preschte, dass selbst Wiesenbrüt­er Reißaus nehmen würden.

Auch wenn er den zweiten Teil des Abends mit einem eher schlüpfrig­en Chiquita-Bananenske­tch begann. Nach der Pause erlebte man einen etwas anderen Stefan Otto, einen glänzenden Parodisten, der in einem Potpourri die Hits der Stars und Sternchen der meist allzu seichten internatio­nalen Schlagersz­ene bis zur Kenntlichk­eit entlarvte. Helene Fischer, Heino, Grönemeyer und Lindenberg im Quartett, das würde man realiter gerne mal auf der Bühne respektive der Arena der Eitelkeite­n erleben. Als Reminiszen­z an sein austriakis­ches Publikum verlegte er den Banküberfa­ll der Ersten Allgemeine­n Verunsiche­rung in ein, wie könnte es anders sein, Bierzelt („Bank obi gfalln“). Und selbst Falcos „Amadeus“wird in einem Anflug von Desodorier­ung auf „Hamma Deos“zurückgesc­hnitten. Hits von Matze Knop (Jogipalöw), Udo Jürgens („Warum krisch ich kein Schwein“), Eros Ramazotti, Josh Al Bano und selbst Leonard Cohens „Halleluja“werden so niederbaye­risch abgemaht, dass kein sprachlich­er Halm des Ursprungst­exts mehr auf dem anderen bleibt. Das entlockte dem Publikum im vollen Stadelthea­ter mit Recht Begeisteru­ngsstürme und lang anhaltende Zugabe Forderunge­n. Und was war die „Botschaft“des Abends. Stefan Otto, nachdenkli­ch und selbstkrit­isch, besang es selbst: „Bring d´Leit zum Lacha und schau, dass Du sie rausbrings­t ausm Alltag – und sei es nur für zweieinhal­b Stund“. Und so war’s.

Am 16. März gastiert Fritz Egner im Stadelthea­ter. Das Urgestein der Radioszene spricht über Stars und sein „Leben zwischen Rythm and Blues“.

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Foto: Gusbeth Mit Gitarre, Keyboard und Waschbrett-Percussion beackerte Stefan Otto seine Gmahde Wiesn.

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